Abtei in Siegburg Likör bleibt erhalten

SIEGBURG · Sie ist 20 Seiten dick, streng geheim und wird von Kellermeister zu Kellermeister weitergegeben - die Rezeptur des "Siegburger Abteiliqueurs". Jetzt kennen auch die Brüder Rüdiger und Bernd Kranz das Geheimnis. Die beiden Siegburger Hoteliers werden ab 1. Januar den Abteilikör produzieren und vertreiben. Damit stellen sie sicher, dass der Kräuterlikör auch in Zukunft ein echtes Produkt "Made in Siegburg" ist.

Und das war den Benediktinern, die jetzt nach und nach das Kloster verlassen werden, besonders wichtig, sagte am Montag Frater Linus, als Cellerar der Mönche für die wirtschaftlichen Belange zuständig. "Der 'Siegburger Abteiliqueur' ist ein wertvolles und kulturelles Erbe, deshalb ist es gut, dass er in Siegburg bleibt", sagte Frater Linus. Rund 20.000 Flaschen werden jährlich hergestellt.

Bis zum Jahreswechsel wird der Kräuterlikör, dem auch gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird, weiter in der Regie der Mönche angesetzt und vertrieben. Danach geht das Geschäft an die Gebrüder Kranz über. Mindestens bis Ende kommenden Jahres, so wurde vereinbart, wird der Likör weiter in der Abtei produziert, Verkauf und Marketing laufen dann aber übers Kranz Parkhotel.

Frater Linus: "Ich freue mich, dass der Abteilikör in gute Hände geht." Die Mönche haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Länger als ein halbes Jahr hat das Bieterverfahren gedauert, an dem sich 20 regionale, nationale und internationale Interessenten beteiligten.

"Als Siegburger ist es für uns natürlich von großer Bedeutung, dieses Produkt nicht nur zu erhalten, sondern durch neue Vertriebswege weiter bekannt zu machen", sagte Bernd Kranz. Die Rezeptur wird übrigens auch in Zukunft geheim bleiben. Nur Bernd und Rüdiger Kranz werden sie kennen und den Sud aus neun Kräutern und Alkohol ansetzen. Damit sie das auch richtig lernen, werden die beiden Hoteliers demnächst ein Praktikum bei Kellermeister Frater Fridolin von den Benediktinern absolvieren.

"An Spekulationen beteiligen wir uns nicht." Das sagte am Montag Christoph Heckeley, Pressesprecher des Kölner Erzbistums, zu neuesten Gerüchten um die Zukunft der Abtei auf dem Michaelsberg. Demnach will sich angeblich eine Gruppe von indischen Karmelitermönchen in dem ehemaligen Benediktinerkloster niederlassen.

In seiner Stellungnahme verwies Heckeley auf das, was der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner am Sonntag bei der Verabschiedung der Benediktiner gesagt hatte. "Ich habe guten Grund zu der Annahme, dass der Michaelsberg bald wieder von Patres bewohnt wird", hatte Meisner in der Abteikirche mitgeteilt. "Die Gespräche laufen, aber das alles braucht seine Zeit. Und so lange sagen wir nichts", ergänzte Heckeley am Montag. Aber: "Sobald die Tinte unter den Vereinbarungen trocken ist, werden wir die Öffentlichkeit informieren."

Unterdessen hat der Kreiskatholikenrat Rhein-Sieg seine Unterschriftenaktion zum Erhalt des Michaelsberges als Zentrum des geistlichen Lebens beendet. In den vergangenen Monaten haben insgesamt 10 400 Menschen auf den Listen unterschrieben, die im Treffpunkt "Kirche am Markt" auslagen. Nachdem bereits vor einigen Wochen 8 000 Unterschriften an Kardinal Meisner überreicht wurden, sind jetzt auch die letzten Listen ans Kölner Erzbistum gegangen.

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