Wieder auf Tour Interview mit dem "deutsche Elvis" Peter Kraus

Siegburg · Peter Kraus singt Kulthits der 50er und 60er Jahre - im März sogar in der Rhein-Sieg-Halle in Siegburg. Weihnachten feiert er allerdings ohne Musik, berichtete der berühmte Entertainerer im GA-Interview.

Er wurde Ende der 50er Jahre als „deutscher Elvis“ gefeiert, flimmerte als Schauspieler erst in Schwarz-Weiß-, dann auch in Farbfilmen durch deutsche Wohnzimmer, coverte Rock'n'Roll-Hits von Elvis, Johnnie Ray und Bill Ramsey und mischt auch mehr als zehn Jahre nach der Echo-Auszeichnung für sein Lebenswerk noch kräftig die Medien auf. Über seinen Karriere-Start in den 50ern, die Musik seiner bevorstehenden Frühjahrs-Tournee 2018, die Ängste nach seinem kürzlichen Schulterbruch in einer ARD-Liveshow und über seine Art, das bevorstehende Weihnachtsfest zu feiern, sprach Peter Kraus mit .

Es nervt Sie wahrscheinlich, dass Sie seit Wochen Schlagzeilen mit Ihrer gebrochenen Schulter machen. Aber trotzdem: Wie geht es Ihnen jetzt?

Peter Kraus: Es ist ja schon einige Wochen her, aber der Schulterbruch und die Angstzustände, die ich danach hatte, haben mich schon sehr mitgenommen. Das muss daran gelegen haben, dass ich vorher niemals etwas hatte.

Bringt das denn Ihre Tournee-Pläne ins Wanken?

Kraus: Zum Glück musste ich dann doch nicht operiert werden. Deshalb habe ich jetzt erstmal heruntergeschaltet, damit ich bis zum Tournee-Auftakt im Frühjahr wieder fit bin.

Im Oktober war doch eigentlich noch eine CD-Produktion mit den Liedern der kommenden Tournee geplant. Hat das trotzdem geklappt?

Kraus: Ja, zum Glück. Mit Schmerzmitteln habe ich es hinbekommen. Ich musste schon die Zähne zusammenbeißen, aber das war genau die richtige Therapie für mich. Meine Musiker und ich haben dann unglaublich konzentriert zusammengearbeitet. Wir haben die Lieder der 50er und 60er Jahre unplugged eingespielt und wollen sie auch so auf die Bühne bringen. Wenn ich mir jetzt die Aufzeichnungen anhöre, stelle ich fest, dass es wahnsinnig emotional geworden ist. Mehr denn je. Und die Arbeit hat mir sehr gutgetan. Im Frühjahr erscheint die CD zur Tournee.

Sie haben sich doch eigentlich vor zwei Jahren mit Ihrer Abschiedstournee von der Bühne verabschiedet. Jetzt kommen Sie mit einer Bühnenshow am 21. März 2018 wieder. Was macht den Reiz der Bühne aus?

Kraus: Das Ziel, irgendeine Hitparade zu erklimmen, habe ich zum Glück nicht mehr. Ich kann entspannt einfach nur das machen, was ich am liebsten mache. Auch in musikalischer Hinsicht muss ich nicht um jeden Preis gefallen. Ich wollte jetzt noch einfach mal die Hits und die Songs der Stars singen, die mich begleitet und geprägt haben. Elvis Presley, Chuck Berry, Johnnie Ray, Bill Ramsey und Vico Torriani singe ich genauso wie die Lieder von Marlene Dietrich und Doris Day.

Sind auch neue dabei?

Kraus: Einige Lieder der CD, besonders die Chuck-Berry-Nummern, singe ich erst jetzt. Die waren in ihrer Zeit nicht in Deutsch gefragt. Noch viel schlimmer: Sie waren als „wilde Negermusik“ verschrien. Mir gefielen sie aber immer.

Sich mit deutschen Texten auf dem internationalen Markt zu behaupten, war in den 50ern doch sicherlich nicht gerade einfach.

Kraus: Das stimmt, aber ich hatte weder als Schauspieler noch als Sänger jemals vor, ins Ausland zu gehen. Wenn man Lieder in der eigenen Sprache macht, dann hört das Publikum genauer hin. Aus „Just Walking in the Rain“ von Johnnie Ray habe ich ein Lied mit einem kritischen Text gemacht. Es geht um unsere Welt und die vielen Götter, die darin leben. Wenn wir alle nur einen Gott hätten, gäbe es keine Kriege.

Der Freddy-Quinn-Titel „Schön war die Zeit“ gibt Ihrem Programm auch etwas Wehmut.

Kraus: Der Titel ist weniger Freddy geschuldet als meinen Fans, von denen ich diesen Satz oft höre. Und es stimmt natürlich, dass es eine schöne Zeit war. Aber es war auch eine andere Zeit. Heute ist bei Konzerten oft zu viel Technik und Lautstärke im Spiel. Das nehmen wir bewusst zurück. Wir brauchen diese Lautstärke nicht. Wir spielen unser Programm unplugged und so ehrlich wie damals.

Sie werden in einer Reihe genannt mit Bully Buhlan, Freddy Quinn, Udo Jürgens, Bill Ramsey und Peter Alexander. Haben Sie noch Kontakte zu Stars dieser Zeit?

Kraus: Leider leben viele ja nicht mehr. Mit Cornelia Froboess treffe ich mich immer noch mal. Als ich im Frühjahr in der Münchener Philharmonie aufgetreten bin, haben wir uns zuletzt gesehen.

Nach einem Auftritt 1956 bei einem Hugo-Strasser-Konzert wurden Sie als „der deutsche Elvis“ gefeiert und mit Ihrem Hüftschwung schnell zu Deutschlands Frauenschwarm Nummer 1. Seit 1969 sind Sie mit ihrer Ehefrau Ingrid verheiratet. Wie hat sich das über die Jahre vereinbart?

Kraus: Das ging alles bei mir mit 16 los. Erste Filme, erste Singles, ich wurde zu einer Art Teenageridol. Die Fanpost wurde in einen Meter hohen Säcken geliefert. Diese Anfangsjahre und alles, was dazu gehörte, waren unglaublich bunt. Ich habe sie sehr genossen. Als ich aber meine Frau kennenlernte, da wusste ich, dass es die Richtige im richtigen Moment war. Das ist ein absolutes Glück. In zwei Jahren sind wir 50 Jahre verheiratet.

Wie verhielten sich denn damals Ihre Fans in den 50ern ohne Facebook und Twitter?

Kraus: Nicht mal Autogrammkarten gab es. Die Fans kauften im Zeitungsgeschäft Fotos, und die ließen sie sich unterschreiben. Erst später wurden Karten gedruckt, die ich bei Konzerten von der Bühne ins Publikum warf. Die gibt’s inzwischen auf Flohmärkten zu kaufen. Manchmal kommen heute die Fans mit den Karten von damals in meine Konzerte und wollen ein Autogramm.

Wie verbringen Sie Weihnachten?

Kraus: Das feiern meine Frau und ich diesmal zu zweit, in unserem Bauernhaus in der Südsteiermark. Mein Sohn ist diesmal mit Familie und unserer süßen Enkeltochter bei den Schwiegereltern. Wir hoffen, dass es an Heiligabend schneit und wir beide wieder einen einstündigen Fußmarsch im Schnee machen können, um dann die Christmette zu besuchen.

Welche Musik hören Sie zum Fest?

Kraus: Gar keine! Ich genieße an solchen Tagen gerne die Ruhe. Gerade um die Weihnachtszeit werde ich nervös, wenn man in Kaufhäusern und sonst wo mit dieser viel zu lauten Musik berieselt wird. Ich gehöre zu den Menschen, die dann das Kaufhaus verlassen oder die Musik einfach ausschalten, weil es mir zu viel wird.

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