Bienensterben verhindern Imker sorgt sich um seine Insekten

Rhein-Sieg-Kreis · Imker Michael Driesch schaut mit Sorge auf zu warme Winter und Pflanzenschutzmittel. Doch auch Gartenbesitzer können den Bienen helfen.

 Imker Michael Driesch zeigt eine gefüllte Wabe aus seinem Bienenstock direkt an einer Heuwiese.

Imker Michael Driesch zeigt eine gefüllte Wabe aus seinem Bienenstock direkt an einer Heuwiese.

Foto: Sofia Grillo

Am Rande einer großen Wiese in Neunkirchen-Seelscheid stehen mehrere bunte Kästen. Wenn man sich ihnen nähert, hört man ein leises, aber stetiges Summen. Hier wohnen die Bienen von Michael Driesch. Der Imker lebt von dem Honig seiner Bienen, er verkauft ihn auf Märkten im ganzen Rhein-Sieg-Kreis.

Driesch holt vorsichtig eine Wabe aus einem Bienenstock. Viele der Sechsecke, die die Waben bilden, sind mit weißem Wachs verschlossen. Die Waben seien schon gefüllt, sagt Driesch, öffnet eine und probiert den frischen Honig. Seine Bienen stehen an einer Heuwiese, die nur zwei mal im Jahr gemäht wird. Deswegen habe sie eine Menge Wiesenkräuter, die die Bestäuber gerne mögen, erklärt Michael Driesch.

Er kümmert sich schon seit seinem fünften Lebensjahr um Bienen. Heute hat er sechs Standorte, an denen er Bienenvölker hält. Ihn faszinieren die Insekten: „Es ist entspannend, ihnen zuzuschauen und zuzuhören.“ Die Bienen nehmen jedoch auch viel Zeit in Anspruch. In den Sommermonaten ist die sogenannte „Schwarmzeit“. Starke Bienenvölker versuchen sich dann zu trennen und züchten eine weitere Königin heran.

Das müsse man als Imker vermeiden und die Völker dafür ständig kontrollieren, erklärt der Imker. Dann müsse man den Honig holen. Dafür vertreibt man die Bienen von den Waben und nimmt die rund 30 Kilogramm schweren Kästen mit den Waben nach Hause, um den Honig herauszuholen.

„Wichtig ist außerdem für jeden Imker, dass er seine Völker früh genug auf den Winter vorbereitet“, so der Vorsitzende des Imkerverbands Rhein-Sieg-Kreis, Gerd Heitmann.

Der Deutsche Imkerbund meldete im Mai, dass viele Bienen in Deutschland die Überwinterung nicht geschafft hätten. In ganz Deutschland seien rund 170 000 Völker gestorben. Heitmann entwarnt jedoch für den Kreis: „Genaue Zahlen gibt es nicht, aber wir sind von starken Verlusten weitestgehend verschont geblieben.“ Man müsse starke Völker beisammenhalten, zufüttern und schwache Völker zusammenführen. Auch Driesch konnte Verluste seiner Bienenvölker im Winter vermeiden. Trotzdem sieht er Gefahren: Das unbeständige Wetter macht ihm sorgen. „Im Winter bilden Bienen eine Traube, in deren Mitte die Königin ist. Wenn der Winter zu warm ist, kommen die Bienen nicht zur Ruhe und verbrauchen zu viel Energie, obwohl weniger Nahrung als im Sommer da ist“, erklärt er. Ein anderes großes Thema seien Pflanzenschutzmittel. Er wünscht sich damit einen vernünftigeren Umgang. „Wenn man die Pflanzenschutzmittel tagsüber verteilt, beeinflusst das die Bienen. Abends arbeiten sie nicht, da sollte man die Mittel benutzen.“

Der große Verlust der Bienen im Winter liegt auch laut Deutschem Imkerbund am Einfluss der chemischen Pflanzenschutzmittel. Dadurch würden die Bienen anfälliger für Parasiten und von ihnen übertragene Krankheiten. „Wir als Verband pochen darauf, dass Hersteller dieser Mittel mehr Aufmerksamkeit den Insekten schenken“, sagt Gert Heitmann.

Der Imker Driesch weiß, auch privat können Personen den Bienen etwas Gutes tun und sie so schützen. „Wenn man alleine schon das Gras etwas höher stehen lässt, kommen dort Kräuter zum Vorschein, von denen Bienen profitieren.“ Die Kräuter-Expertin und Biologin aus Hennef, Tina Hausmann, weiß, wie man seinen Garten besonders bienentauglich gestalten kann. Gut sei ein breites Spektrum von Blüten vom Frühjahr bis in den späten Herbst, mit einem hohen Anteil an heimischen Arten. „Frühblühende Sträucher oder Bäume sind zum Beispiel Kornellkirsche, Schlehe oder Mirabelle. Ansonsten mögen Bienen Obstbäume gerne“, sagt Hausmann. Im Sommer würden mediterrane Kräuter wie Lavendel die Insekten in den Garten locken.

Wer neben einheimischen Arten auch Kulturarten anpflanzen möchte, solle darauf achten, ungefüllte Sorten zu kaufen. Gefüllte Sorten hätten entweder keinen Nektar mehr oder würden den Bestäubern keine Möglichkeit bieten, an diesen zu gelangen, erklärt die Biologin. „Da über das Jahr heutzutage die Nahrung für die Bestäuber aufgrund der Landschaftsveränderung zeitweise knapp wird, können Gärten einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Bienen leisten.“

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