GA-Serie "Mobil in der Region" Fußgänger und Radfahrer erkranken seltener

Region · Eine Studie der Mobilitätsberatung EcoLibro zeigt, dass die Wahl des Verkehrsmittels auf dem Weg zur Arbeit die Gesundheit beeinflusst.

 Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, ist gesünder.

Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, ist gesünder.

Foto: Holger Arndt / General-Anzeiger

Gewusst haben wir es doch schon immer, dass es gesünder ist, sich zu bewegen. Wie drastisch sich jedoch die Wahl des Verkehrsmittels für den Weg zur Arbeit auf die Gesundheit auswirkt, das sollte nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch deren Chefs hellhörig werden lassen: Ein Drittel weniger Krankheitstage schlagen nach einer Untersuchung des Troisdorfer Mobilitätsberatungsunternehmens EcoLibro zu Buche, wenn die Mitarbeiter ihren Arbeitsweg ganzjährig mit dem Rad oder zu Fuß zurücklegen. Und damit nicht genug: Die Fußgänger und Radfahrer hatten nach der Studie einen geringeren Body-Mass-Index als ihre autofahrenden Kollegen, erfreuten sich eines besseren Wohlbefindens und eines niedrigeren Risikos für Langzeiterkrankungen.

„Welchen Einfluss hat die Wahl des Verkehrsmittels auf dem Arbeitsweg auf die Gesundheit Berufstätiger?“, lautete die zentrale Frage für Juliane Kemen. Sie ist die Autorin der Studie, die in Zusammenarbeit mit EcoLibro und dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Uni Bonn erstellt wurde. 2351 Berufstätige aus Deutschland beantworteten dafür Ende 2014 einen Online-Fragebogen. Unter den Teilnehmern an der Studie waren etwa 40 Prozent Frauen. Beim Gros der Befragten handelt es sich um Akademiker oder hoch qualifizierte Berufe. Bei der Auswertung kristallisierten sich acht Typen von Verkehrsmittelnutzern heraus: einerseits die vier Typen, die ausschließlich als Fußgänger, Radfahrer, mit dem Auto (motorisierter Individualverkehr = MIV) oder dem Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) zur Arbeit kommen, andererseits vier Typen, die mehrere Verkehrsmittel kombinieren, darunter der Mix mit viel oder wenig motorisiertem Individualverkehr, Sommerradler, die im Winter auf andere Verkehrsmittel umsatteln oder generelle Wechsler.

Die durchschnittliche Zahl der Krankheitstage war mit 3,41 Tagen bei den Radfahrern und 3,31 Tagen bei den Fußgängern am geringsten. Die Nutzer von Auto, Bus und Bahn sowie die Mischnutzer mit hohem Autoanteil waren im Vergleich fast zwei Tage länger krank. Als ebenfalls nachteilig erwies sich auch der saisonale Wechsel zwischen dem Fahrrad und anderen Verkehrsmitteln. Nur im Sommer zur Arbeit zu radeln, zahlt sich für die Gesundheit nicht aus: Wer das tut, liegt ebenfalls zwei Krankheitstage über dem Schnitt der ganzjährig Aktiven.

Beim Vergleich der Geschlechter fällt auf, dass die ganzjährige Nutzung des Fahrrads ihren positiven Effekt für Männer und Frauen gleichermaßen entfaltet. Auch wenn die Frauen generell mehr Krankheitstage haben. Beim Body-Mass-Index (BMI) weisen die Nutzer aktiver Verkehrsmittel einen deutlich geringeren Wert auf (Fahrrad: 24,01; Fußgänger: 23,82) als die anderen Befragten. Das Schlusslicht bilden mit Abstand die Autofahrer mit einem durchschnittlichen BMI von 25,66, was nach der Klassifizierung der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits unter Übergewicht fällt.

Eben jene WHO ist es auch, die mindestens eine halbe Stunde moderater körperlicher Ertüchtigung pro Tag empfiehlt. Während viele Berufstätige es oft im Alltagsstress nicht schafften, täglich Sport zu treiben, sei für diejenigen, die zu Fuß oder mit dem Rad zur Arbeit gelangten, Bewegung bereits werktägliche Routine, heißt es in der Studie.

Und darüber hinaus zeigte sich in der Auswertung, dass die gängige Zahl von ein bis zwei Sporteinheiten sich weit weniger auf die Gesundheit auswirkt, als sich die Hobbysportler wünschen. Erst eine noch höhere Zahl von Sporteinheiten pro Woche erzielt den gewünschten Effekt.

Wer also jeden Tag zu seinem Arbeitsplatz radelt, toppt mit der regelmäßigen Bewegung die sporadischeren Anstrengungen des Kollegen der zwei Mal pro Woche joggt oder ins Fitnessstudio geht. Zumindest mit Blick auf die Gesundheit.

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