Kunst in Siegburg Alanus-Schüler präsentieren Un-Orte, Zeit-Räume und Schwellen-Schritte

Siegburg · Alanus-Studenten aus Alfter zeigen am Sonntag „Kunst im öffentlichen Raum“ im Siegburger Stadtmuseum. Eine Dokumentation und Aktionen erwarten die Besucher.

Sie wagen den Schritt über eine Schwelle, die nicht jeder sieht. Diese Schwelle liegt für viele der Studenten der Alfterer Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft zwischen dem geschützten Raum in Hochschule oder Atelier und dem öffentlichen Raum. Sich auf belebte Plätze, Parks oder Straßen mit Kunstaktionen zu wagen, bedeutet, Mut zu haben, in den öffentlichen Diskurs einzutauchen und vor allem eines: zu seiner eigenen Kunst zu stehen.

Solange es die Alanus Hochschule in Alfter gibt, solange gehören auch die künstlerischen Aktionen im öffentlichen Raum zum Hochschul-Betrieb. Fünf solcher Projekte der vergangenen neun Jahre wurden nun dokumentarisch aufbereitet und werden – zusammen mit weiteren Aktionen und einer Live-Performance – am kommenden Sonntag im Stadtmuseum präsentiert.

Künstlerin sammelt „Menschheitsfragen“

Ein abgenutzter alter Schreibtisch aus Stahl mit einer nicht minder historischen Schreibmaschine nebst Karteikartenkiste ist für Lilian Friese mehr als Mittel zum Zweck. Die ehemalige Alanerin zieht mit dem Sekretärinnen-Equipment durch den öffentlichen Raum und beschäftigt sich künstlerisch mit „Menschheitsfragen“.

Ihr mobiles „Ministerium für die Erfassung und Beantwortung von Menschheitsfragen“ entstand im vergangenen Jahr im Rahmen eines vielbeachteten UNO-Projekts, bei dem die Alaner mit dem Auslegen von Rollrasen auf den „Un-Ort“ und Verkehrsknotenpunkt am Bonner Loch vor dem Bahnhof aufmerksam machten. Friese sammelt seitdem ihre Fragen – rund 300 befinden sich bereits auf ihren Karteikarten – und sie fand auch erstaunlich viele Antworten.

Das Projekt macht zwar auch im geschützten Raum Sinn, dennoch steht es symbolisch für die Kunst im öffentlichen Raum. „Wir alle haben eine Baseline“, sagt Friese, „uns Künstlern geht es darum, fächerübergreifende Anbindungspunkte zu schaffen.“

Einen solchen Anbindungspunkt bildet am Sonntag das gotische Fenster der Siegburger Servatiuskirche, dessen Profil bekanntlich im Stadtmuseum zu sehen ist. Die Alaner schaffen derweil eine zu Raum und Fenster korrespondierende Installation mit gut 250 Bambusstäben, die jeweils eine Länge von etwa vier Metern haben.

Skulpturenallee vor dem Poppelsdorfer Schloss

Die Studenten haben damit bereits vor zwei Jahren eine „Skulpturenallee“ vor dem Poppelsdorfer Schloss entwickelt, die große Beachtung in der Bonner Öffentlichkeit fand. Und was nimmt der eigene Kunstprofessor von den Projekten seiner Studenten mit? „Viel!“, sagt Professor Thomas Egelkamp, „diese Projekte geben mir immer wieder unglaublich viel Inspiration!“

Die Vernissage zur Ausstellung „InterPro“ (Interventionen und Projekte der Alanus Hochschule im öffentlichen Raum) beginnt am Sonntag, 17. September, um 11.30 Uhr im Stadtmuseum. Als Begleitprogramm zur Ausstellung gibt es am Dienstag, 26. September, ab 18 Uhr eine Performance auf dem Siegburger Marktplatz (vor dem Museum).

Wer über Kunst im öffentlichen Raum diskutieren möchte, kann eine Podiumsdiskussion zur Frage „Was darf Kunst?“ am Mittwoch, 27. September, ab 19 Uhr im Forum des Stadtmuseums verfolgen und daran auch selber teilnehmen. Eine praktische Auseinandersetzung mit dem Thema wird es schließlich bei einem Workshop am 6. Oktober, ab 19.30 Uhr, im Forum des Museums und auf dem Marktplatz geben.

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