GA-Serie Augustiner Köpfe Soziales Engagement prägt sein Leben

Sankt Augustin · Für den ehemaligen Lehrer Gustl Houtrouw steht das menschliche Miteinander im Vordergrund.

 Sport ist das Lebenselexier von Gustl Houtrouw aus Sankt Augustin.

Sport ist das Lebenselexier von Gustl Houtrouw aus Sankt Augustin.

Foto: Isabel Günther

Wenn Gustl Houtrouw aus seinem Leben erzählt, blickt er auf eine abwechslungsreiche Zeit zurück. Ob als Lehrer am Rhein-Sieg-Gymnasium (RSG), Wegbereiter der Israel-Partnerschaft oder Vorsitzender der Spiel- und Sportgemeinschaft Sankt Augustin: Der Lebenslauf des 69-Jährigen ist geprägt von sozialem Engagement für die Menschen in Sankt Augustin und darüber hinaus.

Schon früh wird der gebürtige Ostfriese von seiner Familie sportlich gefördert. Er spielt mit acht Jahren Fußball und macht Leichtathletik. 1964 zieht er nach Bonn, um an der Sporthochschule Köln und in Bonn auf Lehramt zu studieren. Beim Bonner SC spielt Houtrouw 1970 und 1971 im Profifußball der Regionalliga West. 1972 kommt er nach Sankt Augustin und unterrichtet am Rhein-Sieg-Gymnasium Sport und Pädagogik. In seiner Lehrerlaufbahn liegen ihm vor allem die Schüler am Herzen. „Mir war es immer wichtig, dass alle Spaß haben und ich den Wünschen der Schüler gerecht werde, denn irgendetwas kann jeder im Sport“, sagt Houtrouw.

In seinen Unterrichtsfächern habe die Leistung nie im Vordergrund gestanden, sondern der Spaß an der Freude, denn ihm „war es vor allem wichtig, auch die schwächeren Schüler zu integrieren“. Seine Empathie und Achtung jedes Einzelnen kommen auch bei den Schülern gut an: Houtrouw wird zum Verbindungslehrer gewählt und fungiert auf diesem Posten bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2010 als erster Ansprechpartner für die Schüler.

Aufgrund seiner schülernahen Position spricht man ihn auf ein mögliches Austauschprogramm mit Israel an. „Der Austausch hatte zunächst historische Gründe. Dabei standen die Aussöhnung mit Israel und der Abbau von Vorurteilen im Vordergrund“, sagt Houtrouw. Als damaliger Leiter der Israel-AG trifft er sich einmal in der Woche mit den Schülern, um sich mit ihnen auf das Land und den Austausch vorzubereiten.

Ab 1986 finden Besuche und Gegenbesuche des RSG und israelischer Schulen statt. Seit 1990 besteht eine intensive Schulpartnerschaft zwischen dem Rhein-Sieg-Gymnasium und der Har EL-High School in Mewasseret Zion. Houtrouw erkennt das Potenzial dieser Partnerschaft und will mehr daraus machen. Neben dem Schüleraustausch erweitert er das Programm und initiiert Erwachsenenfahrten, bei denen unter anderem die Eltern der Schüler teilnehmen. Zur Förderung der Schulpartnerschaft gründet sich 1995 auch der Freundeskreis Mewasseret Zion mit Ex-Bürgermeisterin Anke Riefers als erste Vorsitzende und Gustl Houtrouw als zweitem Vorsitzenden.

2001 feiern sie die offizielle Städtepartnerschaft zwischen Sankt Augustin und Mewasseret Zion. Viele weitere Veranstaltungen wie Fußballspiele mit der Jugendfußballmannschaft aus Mewasseret Zion oder Künstleraustausche sind die tragenden Früchte der Israel-Partnerschaft. „Das hat mein schulisches Leben sehr geprägt und bereichert“, sagt Houtrouw, der auch heute noch die Erwachsenenfahrten nach Israel begleitet.

Neben seinem Beruf als Lehrer und seinem Einsatz für die Israel-Partnerschaft ist Houtrouw auch sportlich engagiert. Weil seine Söhne Hockey spielen wollen, gründet er kurzerhand mit anderen Vätern eine Hockeymannschaft, die sich 1978 dem Verein Karate Dojo Sankt Augustin anschließt. Da dieser Name jedoch zu Missverständnissen führt, benennt der Verein sich 1989 um und trägt seitdem den Namen Spiel- und Sportgemeinschaft (SSG) Sankt Augustin, dessen erster Vorsitzender bis heute Gustl Houtrouw ist.

„Ich habe festgestellt, dass ich in meiner Position viel bewirken kann“, sagt Houtrouw. Auch im Verein setzt er nicht auf Leistung, sondern auf menschliches Miteinander und Integration. Sein Prinzip: Über den gemeinsamen Sport zueinanderfinden und sich besser verstehen. „Brücken bauen zwischen Menschen, die woanders herkommen und den Menschen in Sankt Augustin war für mich immer ein großes Thema – sowohl beim Israel-Austausch als auch im Verein“, sagt Houtrouw.

Die SSG fördert daher die Integration von Migranten, Älteren und behinderten Menschen. Mittlerweile zählt der Verein rund 500 Mitglieder. Allein in der Taekwondo-Abteilung sind Teilnehmer aus 23 verschiedenen Nationen aktiv. Für Houtrouw war immer klar: „Wir müssen als Verein gesellschaftspolitische Aufgaben wahrnehmen“. Für seinen Einsatz für die Integration erhält Houtrouw 1998 sogar das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Sein Engagement für die Menschen in Sankt Augustin ist für den 69-Jährigen ein großes Anliegen. „Ich mache es einfach unheimlich gerne“, sagt er. Neben dieser zeitintensiven Aufgabe verbringt er viel Zeit mit seinen Enkelkindern und reist mit seiner Frau.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort