"Jetzt wird erst mal geheiratet" Comedian aus Sankt Augustin schreibt sein zweites Buch

Sankt Augustin · Christoph Dörr ist ein vielfach preisgekrönter RTL-Redakteur, hat für Sitcoms geschrieben, den Deutschen Comedy-Preis bekommen. Er ist in Bonn geboren, in Sankt Augustin aufgewachsen und lebt in Köln. Der 44-Jährige liebt das Schreiben und die Bühne. Jetzt hat er mit "Muffensausen" seinen zweiten Roman vorgelegt. Ein heiteres und lesenswertes Buch über die Irrungen und Wirrungen rund um die Hochzeit. Das Neue: Es ist aus der Perspektive des Mannes geschrieben. Mit dem Autor sprach Michael Lehnberg.

 "Muffensausen" ist der Titel des zweiten Romans von Christoph Dörr.

"Muffensausen" ist der Titel des zweiten Romans von Christoph Dörr.

Foto: HOLGER ARNDT

Herr Dörr, "Muffensausen" ist nach "Muscheln für Mutti" ihr zweiter Roman, der ziemlich flott folgte. Haben Sie da keine Muffe?
Christoph Dörr: Nee, ich hatte das Glück , dass mein Verlag mir schon beim ersten Buch das Okay für ein zweites gegeben hat. Da war das erste noch gar nicht auf dem Markt. Ich konnte also schon früh loslegen. 20 Monate habe ich gebraucht, was schon ein sportliche Leistung ist. Ich habe ja noch einen Hauptjob.

Gibt es denn etwas, vor dem Sie Muffensausen haben?
Dörr: Na ja, es gibt schon viel Dinge, vor denen man Bammel haben kann - etwa ob die Bahn auch pünktlich kommt, oder wenn ich auf die Bühne gehe. Das ist aber eine positive Anspannung. Aber man fragt sich schon, ob man dem gerecht wird, was das Publikum erwartet. Wenn es dann klappt, ist das schön.

"Warum heiraten? Es läuft doch gerade so gut", sagt Protagonist Philipp Schäfer zu seiner Freundin Nina, die ihm gerade einen Antrag gemacht hat. Philipp will für alle Fälle die Rückfahrkarte in sein altes Leben buchen, wenn er heiratet. Was ist das eigentlich für ein Typ?
Dörr: Das ist letztlich ein ziemlicher Normalo. Die Figur ist aus den vielen Gesprächen mit Freunden entstanden. Ich habe herausgefunden, dass sich Männer einerseits freuen, wenn man einen Heiratsantrag bekommt, andererseits sich aber trotzdem fragen, ob das alles so richtig ist? Hoffentlich geht das gut. Die Hälfte der Ehen wird ja auch wieder geschieden. Da hat man eben Muffensausen vor der Veränderung.

Wie viel von Christoph Dörr steckt in Philipp Schäfer?
Dörr: Heimlich ein ganze Menge. Die eigene Haltung und Meinung spielt immer auch eine Rolle, wenn man schreibt. Nur das, was man erlebt und erfahren hat, kann man auch gut beschreiben. Deshalb steckt da viel von mir drin.

Was hat sie bewogen, das Thema Hochzeit und die Vorbereitungen zu verarbeiten?
Dörr: Das ist einfach ein faszinierendes Thema, bei dem so ziemlich jeder mitreden kann. Ich war in den vergangenen elf Monaten bei einigen Hochzeiten. Wenn man da genau hinguckt, was sich rund um eine Hochzeit so entwickelt und wer Einfluss nimmt bei den Vorbereitungen, da dachte ich mir: Das gibt richtig viel her. Ich fand das unheimlich spannend. Da habe ich gedacht, das muss jetzt einfach raus. Ich fand es auch interessant, das Thema mal aus der Perspektive des Mannes zu schreiben.

Wie war oder wird denn Ihre Hochzeit?
Dörr: Ich habe jetzt gerade einen Antrag gemacht und meine Anja überrascht. Ich habe ihr das erste Exemplar des Buches überreicht. In der Widmung frage ich sie, ob sie mich heiraten will. Sie hat zwei, drei Sekunden gestutzt und dann ja gesagt. Wir werden da heiraten, wo ich auch recherchiert habe, bei Günter Stommel im Kölner Standesamt. Er hat rund 7000 Ehen gestiftet. Ein Kollege von ihm wird uns am 6. Dezember trauen. Das Datum kann ich mir gut merken. Die kirchliche Location im kommenden Jahr ist noch in der Schwebe.

Wie schwer ist es, so schnell einen zweiten Roman zu schreiben?
Dörr: Was es anstrengend macht, ist die Frist, die man vom Verlag gesetzt bekommt. Man legt los und hofft, das kommt jetzt alles super rausgeschossen. Das ist aber nicht so. Man muss schon sehr diszipliniert sein. Ich habe morgens vor der Arbeit, an den Wochenenden und im Urlaub geschrieben. Ich bin heilfroh, dass es so gut hingehauen hat. Es hat aber auch eine Menge Spaß gemacht.

Wenn Sie einen Roman schreiben wollen, womit fangen Sie dann an?
Dörr: So eine Grundidee spukt lange in meinem Kopf herum. Ich entwickele, wenn ich die Grundidee formuliert habe, einen Plot und denke grob über die Figuren nach. Ich verwerfe welche, neue kommen dazu. Nach und nach fülle ich die Geschichte mit Leben.

Das Buch ist geprägt von Dialogen, Sie sind weniger ein Erzähler. Wie kommt das?
Dörr: Dialoge machen ein Buch ja lebendig. Ich habe früher beim Fernsehen für die Sitcom geschrieben und damit Erfahrungen gesammelt. Davon ist viel eingeflossen in meine Bücher. Ich kann eine Geschichte über Dialoge sehr viel lebhafter erzählen. Da ist der Wiederkennungswert für den Leser auch höher.

Sie sind ein Comedian. Könnten sie sich vorstellen, einen ernsten Roman zu schreiben?
Dörr: Nee, nur sehr schwer. Ich habe Respekt vor ernsten Themen und Stoffen, aber ich bin einer, der unterhalten will. Das habe ich schon als Klassenclown am Rhein-Sieg-Gymnasium gemacht. Für mich ist es das größte Glück, die Menschen zum Lachen zu bringen.

Sie haben ein durchaus forderndes Berufsleben als Fernsehredakteur. Was treibt Sie an, nebenbei dann auch noch zu schreiben?
Dörr: Ich habe einfach Freude daran. Schreiben ist für mich eine Leidenschaft, verbunden mit der Hoffnung, dass es viele Menschen mögen, was ich schreibe.

Haben Sie denn schon ein Thema für ihren dritten Roman?
Dörr: Ich habe etwas im Kopf, aber das wird noch ein wenig dauern. Jetzt wird erst mal geheiratet.

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