Der "Hühnerbaron" aus Mondorf Hahn Maurizio ist der Herr im Niederkasseler Hühnerhof

Niederkassel · In Helmut Höllers Hühnerparadies scharren und picken derzeit 46 Hühner und zwei Hähne. Es liegt seit ungefähr 40 Jahren an einer Stelle, wo man es auf den ersten Blick nicht vermuten würde – hinter einem Mehrfamilienhaus an der Rheidter Straße.

 Hahn im Korb: Maurizio mitten unter seiner bunten Hühnerschar

Hahn im Korb: Maurizio mitten unter seiner bunten Hühnerschar

Foto: Martina Welt

Maurizio kann man ansehen, dass er weiß, wie prächtig und imposant er aus der Hühnerschar von Helmut Höller heraussticht. Es ist eine Augenweide, wenn der prächtige Italiener – so heißt die Rasse – auf dem Holzhäuschen Platz nimmt, seine Hühnerschar begutachtet, den Hals reckt und ausgiebig kräht. Die bunten Federn glitzern in der Sonne, und Maurizio macht einen rundum zufriedenen Eindruck. Kein Wunder, denn für die 46 Hühner und zwei Hähne hat der Hühnerbaron von Mondorf ein wahres Paradies geschaffen. Dort können sie nach Herzenslust scharren und picken und damit ihren natürlichen Bedürfnissen nachgeben. Höllers Hühnerparadies liegt seit ungefähr 40 Jahren an einer Stelle, wo man es auf den ersten Blick nicht vermuten würde – hinter dem Mehrfamilienhaus gleich an der Rheidter Straße.

Geboren ist der Wahl-Mondorfer in Freiberg in Sachsen. „Mein Vater war allerdings Bonner, und die Mutter stammte aus Köln-Mühlheim. Beide sind im Krieg in den Osten geflohen, wo dann der kleine Helmut zur Welt kam. Als klar wurde, dass die Russen einmarschieren, kamen meine Eltern wieder zurück in ihre Heimat“, berichtet Höller. So ist er in Bensberg aufgewachsen, hat dort die Volksschule besucht und ist danach als Soldat zur Bundeswehr gegangen. Als er in Holland stationiert war, lernte er seine Frau kennen. Mit ihr zog er 1971 in das Sechs-Parteien-Haus an der Rheidter Straße, wo er auch heute noch gemeinsam mit seiner Hühnerschar lebt.

Der Naturliebhaber fragte schon bald nach dem Einzug, ob er einen Teil des Gartens hinter dem Mehrfamilienhaus bewirtschaften dürfe. Radieschen, Salat und Kräuter pflanzte Höller zunächst auf nur rund 20 Quadratmetern an. „Ich habe alles mit militärischer Akribie abgesteckt und gepflanzt“, meint der einstige Berufssoldat schmunzelnd, und als der Hauseigentümer das gesehen habe, habe er Höller angeboten, das gesamte Stück zu bewirtschaften. Bohnen, Zucchini, Tomaten, Erdbeeren – es gab kaum etwas, was es nicht gab im Höllerschen Garten. „Natürlich habe ich die Nachbarn mitversorgt, denn das konnten wir alles gar nicht alleine essen.“ Als ihn dann ein Bekannter fragte, ob er nicht seine drei Zwerghühner und einen Hahn übernehmen wolle, sagte Höller spontan zu. „Damals hatte ich von Hühnerhaltung keine Ahnung, wollte aber gerne etwas Leben im Garten haben und fand diese Gruppe sehr nett.“ Er baute einen kleinen Stall und wurde der Niederkasseler „Hühnerbaron“.

Denn mit den ersten brütenden Hennen vergrößerte sich die Schar, und wenn es Küken gibt, ist das Mondorfer Hühnerparadies bis heute beliebtes Ausflugsziel für Kindergärten oder auch Seniorenwohnheime. Dann gibt es in seinem umgebauten Carport Kaffee und Kuchen, bevor die Hühner besucht werden. „Ich bin Pensionär und kein Typ, der schon mittags Fernsehen guckt“, erklärt er die Leidenschaft zu seinem Federvieh. Früher gab es auf seinem Hof sogar Hühnerpartys und Frühschoppen, und bei einer dieser Gelegenheiten muss es gewesen sein, dass ein Gast feststellte, dass er ein richtiger „Hühnerbaron“ sei. „Der Name ist mir geblieben“, meint Höller. Jeder in Mondorf kennt ihn und weiß, wo man schon mal leckere Eier von glücklichen Hühnern bekommt. „Meine Hühner haben hier ein glückliches und artgerechtes Leben, und sie dürfen auch hier sterben“, sagt Höller, der nicht möchte, dass eines seiner Hühner im Suppentopf landet.

Er liebt es, nach getaner Arbeit auf seiner Bank zu sitzen und die Schar zu beobachten. Eines weiß Höller genau: Der Ausspruch „du dummes Huhn“ kann nur auf einem Irrtum beruhen, denn er beobachtet die intelligente Hühnerschar genau, die mit einer perfekten Hackordnung das Miteinander organisiert. Das Krähen der zwei Hähne hat bisher niemanden gestört. Im Gegenteil: „Viele ältere Menschen fühlen sich an ihre Kindheit erinnert, als im Dorf noch öfter ein Hahn krähte“, sagt Höller.

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