Pole Dance in Windeck Sportliche Höchstleistungen an der Stange

Windeck · Kraft, Ästhetik und Flexibilität sind gefragt: 147 Tänzer haben beim „Open European Pole Dance Championship“ in Schladern ihr Können gezeigt – und das Publikum beeindruckt.

 Die Tänzer zeigten bei der Pole Dance Meisterschaften in Schladern akrobatische Choreographien.

Die Tänzer zeigten bei der Pole Dance Meisterschaften in Schladern akrobatische Choreographien.

Foto: Franziska Jünger

Leopold und Maria laufen langsam, anmutig aufeinander zu. Er in Jeans, aufgeknöpftem Hemd und Krawatte, sie in Strapsen, knappem Höschen und bauchfreiem Oberteil. Sie schmiegen sich aneinander und dann, plötzlich, stößt er sie weg. Auf einen Schlag wird auch die Musik schneller und beide wirbeln mit ihrem Körpern um die Eisenstangen auf der Bühne, ziehen sich daran hoch, dehnen und strecken sich.

Das Tanzpaar mit seinem Auftritt unter dem Motto „Fifty Shades of Grey“ gehörte zu den 147 Tänzern, die am Wochenende bei der zweiten „Open European Pole Dance Championship“ in Windeck-Schladern auftraten – jeder mit seiner individuellen Choreographie. Pole Dance, eine Mischung aus Tanz, Kraft und Akrobatik, ist ein aufstrebender Sport. Unter dem Motto „Steel on Fire“ hatten Simone Winkel und Tanja Hermanns zum zweiten Mal eine Meisterschaft dieser Art organisiert. Nach dem Kulturwerk Wissen diente dieses Mal das Kabelmetal in Windeck als Austragungsort. „Anders als bei anderen Pole Dance Turnieren kann bei uns jeder teilnehmen. Uns ist ganz besonders wichtig, dass auch Anfänger mitmachen können“, sagt Simone Winkel. Die Tänzer seien in der Gestaltung ihrer Choreographien völlig frei.

Und die Teilnehmer ließen sich die unterschiedlichsten Dinge einfallen. Wiebke Schröder aus Berlin setzte ihren Auftritt in der Kategorie der Fortgeschrittenen beispielsweise unter das Motto „Hollywood goes Pole“. Im weißen Flatterkleid à la Marilyn Monroe stolzierte sie zunächst posend über die Bühne. Begleitet von dem Musical-Klassiker „Diamonds Are a Girl's Best Friend“ ließ sie vor einem Ventilator die Haare fliegen. Sie drehte sich mehrfach um die Stange, kletterte hoch, ließ sich hinabgleiten und landete dann im Spagat. Andere Tänzerinnen traten als Waldelfen auf, spielten einen Kampf von Supergirl gegen Batgirl nach oder wurden von Dämonen ergriffen.

Pole Dance Meisterschaft in Windeck
10 Bilder

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Ein anstrengendes Workout

Was locker und leicht aussieht, ist harte Arbeit. „Man braucht viel Flexibilität und Kraft im Oberkörper“, sagt Natalie Bruhm. Die 32-Jährige ist an diesem Wochenende als Zuschauerin in Windeck. Pole Dance ist seit einem Jahr ihr leidenschaftliches Hobby. „Als ich von Pole Dance gehört habe, habe ich es erst mal belächelt. Als ich dann aber eine Probestunde mitgemacht habe, war ich direkt gefesselt“, erzählt Bruhm. Sie überlege, bald selber an Meisterschaften teilzunehmen.

Stefan Bogendörfer reiste am Samstag aus Nürnberg an, um eine Freundin zu begleiten. „Das ist wahnsinnig, was die Leute für den Sport investieren. Das finde ich schon sehr imponierend“, sagt er. „Das ist harter Sport und wirklich nicht einfach.“ Der Nürnberger spricht aus Erfahrung, denn er hat sich selber am Pole Dance versucht, aber schnell aufgegeben. Philipp Merhof trat am Samstag als einer der wenigen Männer an. Vorurteile und blöde Sprüche, weil Pole Dance für etwas Unseriöses gehalten wird, konnten ihn nicht abhalten. Beiträge im Fernsehen und bei Talentshows hatten den 22-Jährigen auf die Idee gebracht. Er stellte eine Stange in seinem Zimmer auf und schaute sich immer und immer wieder die gleichen Videos an, um sich die Bewegungen abzugucken. „Ich habe mir so eigentlich alles selbst beigebracht“, erzählt der Publizistik-Student. Inzwischen gibt er selbst Unterricht. „Pole Dance ist das perfekte Workout und sehr anstrengend – das ist so schön daran“, sagt Philipp Merhof.

Maria Giebl und Leopold Stabbauer sind nach ihrer Performance von „Fifty Shades of Grey“ überglücklich. Sie hatten nur eineinhalb Wochen Zeit, gemeinsam zu trainieren, weil sich Giebls eigentlicher Tanzpartner kurzfristig verletzt hatte. Die 31-Jährige ist angetan von der Stimmung in Windeck. „Es ist so fantasievoll und locker hier. Es macht einfach sehr viel Spaß.“ Den zeigten auch die übrigen Teilnehmer und die rund 200 Zuschauer würdigten das mit ausgiebigem Applaus.

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