Jugendhof Rheinland Verträge sollen noch im Mai unterzeichnet werden

NIEDERDOLLENDORF · Ein Dornröschenschlaf kann auch mal etwas länger dauern. Im Januar 2014 hatte der Kaufinteressent für den seit mehr als zehn Jahren leer stehenden Jugendhof Rheinland erklärt, in vier bis fünf Wochen würden die Verträge für die Immobilie mit dem Eigentümer, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), wohl unterschrieben werden können.

Jetzt, rund 16 Monate später, soll es tatsächlich so weit sein. Aus dem ehemaligen Tagungsgebäude am Fuße des Petersbergs soll bis spätestens Frühjahr 2017 ein Jugend- und Familiengästehaus werden. "Ich gehe davon aus, dass wir die Verträge noch im Mai unterzeichnen können", sagte Gernot Reitmaier, der Geschäftsführer der österreichischen Jufa Jugend & Familiengästehäuser Holding GmbH mit Sitz in Graz, dem General-Anzeiger. Die letzten noch offenen Fragen seien jetzt alle geklärt, mit den Mietern sei eine Einigung gefunden worden. "Wir sind im Finale", so Reitmaier.

Der Landschaftsverband Rheinland bestätigte diese Einschätzung. "Wir befinden uns in der finalen Verhandlungsphase, die wahrscheinlich noch im Mai abgeschlossen werden wird", teilte eine Sprecherin dem General-Anzeiger auf Anfrage mit. Seit dem Verkaufsbeschluss des Landschaftsausschusses der Landschaftsversammlung vom November 2004 versuchte der Landschaftsverband Rheinland seit mehr als zehn Jahren vergeblich, das Gebäude zu veräußern. Von 1959 an war der Jugendhof Unterkunft für Tagungsgäste gewesen - mit zuletzt 70 Betten überwiegend in Einzelzimmern. An gleicher Stelle hatte einst das Haus Heisterberg gestanden, das 1872 im neugotischen Stil errichtet worden war.

Verkauft wird der Jugendhof Rheinland auch jetzt nicht. Vielmehr ist ein Erbpachtvertrag ausgehandelt worden, der dem Pächter Jufa die Nutzung und ein Vorkaufsrecht einräumt. In 70 Zwei- und Vierbettzimmern sollen insgesamt 150 bis 165 Betten zur Verfügung stehen. Das Gebäude wird komplett saniert und der Innenbereich umgestaltet. Reitmaier rechnet mit dem Beginn der Arbeiten im kommenden Winter. Im Herbst 2016, spätestens aber im Frühjahr 2017 ist die Eröffnung geplant. Der Landschaftsbeirat des Rhein-Sieg-Kreises hatte sich bereits positiv zu dem Vorhaben geäußert. Die Immobilie liegt im sensiblen Naturschutzgebiet.

Die Jufa betreibt in ganz Europa rund 50 Häuser mit insgesamt 1,1 Millionen Übernachtungen und bietet dabei nach eigenen Angaben familienfreundliche Unterkünfte mit besonders sportlicher und kinderfreundlicher Ausstattung. Naheliegender Schwerpunkt in Königswinter werden laut Reitmaier der Naturpark Siebengebirge und die Umweltbildung sein. Nach Abschluss der Vertragsverhandlungen will das österreichische Unternehmen direkt in die Kooperationsgespräche vor Ort einsteigen.

Die Jufa hatte erstmals vor mehr als vier Jahren ihr Interesse gezeigt, nachdem zuvor Verhandlungen mit dem Deutschen Jugendherbergswerk gescheitert waren. Bei der Suche nach einem Nachmieter hatten der damalige Landrat Frithjof Kühn, Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz, Regionale-Geschäftsführer Reimar Molitor, Andreas Pätz von der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft (WWG) und Oliver Bremm von der Tourismus Siebengebirge GmbH kräftig mitgeholfen. Jetzt scheint die Initiative von Erfolg gekrönt.

Haus Heisterberg

Wo sich jetzt der Jugendhof Rheinland befindet, stand einst Haus Heisterberg inmitten eines malerischen Weinbergs, dem Pfaffenröttchen, wo die Reben des Klosters Heisterbach wuchsen. Haus Heisterberg wurde 1872 als Altersruhesitz des Kaufmanns Albert Heinrich Caron erbaut und 1919 an den Kölner Industriellen Ottmar E. Strauss verkauft.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude beschädigt und nach dem Krieg abgerissen. 1953 ging die Ruine an den neu entstandenen Landschaftsverband Rheinland, der dort den Jugendhof Rheinland erbauen ließ. Das Haupt- und Verwaltungsgebäude der Tagungsstätte wurde 1959 in Betrieb genommen.

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