Petersberg Präsidentensuite bietet prominenten Gästen Luxus und Sicherheit

Königswinter · Wie es sich wohl anfühlt, Bill Clinton zu sein, oder die englische Queen? Wer einmal einen Blick in die Präsidentensuite auf dem Petersberg werfen darf, stellt schnell fest, dass bei den Staatsmännern und -frauen dieser Welt Prunk und Paranoia offenbar ganz nah beieinander liegen.

Denn das Hotelzimmer mit besonderer Vergangenheit besticht neben königlichem Porzellan und wertvollen, wenn auch etwas aus der Mode gekommenen, Perserteppichen vor allem durch seine Sicherheitsvorkehrungen.

Die Tür ist weiß und unscheinbar. Sie könnte zu jedem beliebigen Zimmer in jedem beliebigen Hotel gehören. Nichts an ihr lässt erahnen, dass schon Südafrikas Präsident Nelson Mandela, Michael Gorbatschow und Boris Jelzin hindurchgeschritten sind, ebenso der japanische Kaiser Akihito, Julio Iglesias und der Schriftsteller Henning Mankell. Öffnet sich die Tür, wird der Blick frei auf weißen Marmorboden, mit beigefarbenem Seidenmoiré bespannte Wände und bunte Perserteppiche.

Als Bonn noch Hauptstadt war, wurde der Petersberg regelmäßig als Gästehaus des Bundes genutzt, und das Hotelzimmer beherbergte Könige und Präsidenten.

Seit dem Umzug der Regierung nach Berlin ist es etwas ruhiger geworden dort oben. Heute gehört das neobarocke Gebäude zu den Steigenberger Grandhotels und die Suite "Berlin", wie das Zimmer mit der Nummer 500 seit 1990 heißt, wird auch von Privatpersonen gebucht. 700 bis 1750 Euro muss der Gast für eine Nacht hinblättern. Dafür wird er mit 240 Quadratmetern staatstragendem Flair, zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, Esszimmer, Lounge und einem atemberaubenden Blick von der geräumigen Terrasse über Rhein und Siebengebirge belohnt.

Kein Wunder also, das Rennfahrer Michael Schumacher dort 1995 seine Hochzeit mit Frau Corinna feierte. Wer jedoch hofft, sich einmal auf das Bett fallen lassen zu können, in dem die Queen 1965 höchstpersönlich nächtigte, der wird enttäuscht: 1979 wurde das komplette Inventar versteigert, das Bett ging für 18 500 D-Mark an einen Gastronomen aus der Eifel. Die heutige Suite hat die Stadt Berlin mit Antiquitäten ausgestattet. Besonders kostbar sind die Vasen in der Glasvitrine,

Porzellan der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin, das teilweise noch aus dem 17. Jahrhundert stammt. "Für diese Vitrine haben noch nicht einmal wir den Schlüssel, nur der Bund", sagt Hotelmitarbeiterin Linda Bakker.

Sicher sind aber auch die Stahltüren, schusssicher sogar, und die von schweren Vorhängen gerahmten Fenster sind aus Panzerglas. Die Präsidentensuite hat einen eigenen Eingang und die Staatsgäste können mit dem Hubschrauber direkt auf dem Petersberg landen, der bei hohem Besuch auch schon einmal gänzlich abgeriegelt wird.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai, der im Dezember 2011 anlässlich der Afghanistan-Konferenz in der Suite residierte, hatte in seinem Gefolge auch einen eigenen Koch. "Keine Seltenheit", wie Bakker zu berichten weiß. Von der Küche führt ein Aufzug hinunter ins Labor des Hotels. So können misstrauische Gäste ihre Mahlzeiten sogar auf Gift testen lassen.

Einige der prominenten Gäste haben ihre Fingerabdrücke hinterlassen: Auf Anregung von Bundespräsident Richard von Weizsäcker wurde ein Büro eingerichtet, für den US-amerikanischen Präsident Bill Clinton eine Joggingstrecke im Präsidentengarten angelegt. Dort konnte Clinton ungestört seine Runden drehen - natürlich eingezäunt und unter den wachsamen Augen der Überwachungskameras.

Gästehaus des Bundes

Das neobarocke Grandhotel auf dem Petersberg gehörte einst der Kölner Parfum-Dynastie Mülhens. Nach dem Zweiten Weltkrieg wählten die Siegermächte das Hotel als Sitz der Alliierten Hohen Kommission. Konrad Adenauer unterzeichnete dort 1949 das Petersberger Abkommen.

Anschließend wurde das Hotel als Gästehaus der Bundesrepublik genutzt und diente Staatsgästen aus aller Welt als Übernachtungsort. 1978 erwarb der Bund den Petersberg mit allen Gebäuden und dem rund 109 Hektar großen Gelände für 18,5 Millionen Mark. Das Hotel wird seit der Neueröffnung 1990 von der Steigenberger-Gruppe betrieben. Von 1990 bis 2004 besaß die Bundesregierung allerdings ein Erstbelegungsrecht. Der Pachtvertrag läuft noch bis 2019. Anders als geplant, wird der Bund das Hotel doch nicht verkaufen.

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