Umbaupläne für 35 Millionen Euro Perspektiven für den Petersberg

KÖNIGSWINTER · Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat sich ein überaus ehrgeiziges Ziel gesteckt: Für 35 Millionen Euro soll aus dem ehemaligen Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg ein zukunftsfähiges Grandhotel mit der Steigenberger Hotels AG als Hotelmanagerin werden.

Im Frühjahr 2016 gehen die Bauarbeiten los. Bis Ende 2017 soll die Verwandlung bei weiter laufendem Hotelbetrieb abgeschlossen sein. "Verwandlung" ist dabei ein durchaus treffendes Wort. Schließlich ist die Aufgabe eine höchst ungewöhnliche: aus einem Gebäude, das einst für Staatsgäste konzipiert war, ein Hotel zu machen, das modernsten Ansprüchen eines privaten Publikums dient - ohne dabei den historischen Kontext zu vergessen.

Ungewöhnlich ist auch die Trägerschaft der Sanierung. "Hotels werden normalerweise nicht von öffentlichen Auftragnehmern gebaut", sagte der Projektverantwortliche Joachim Burdack (BImA) gestern bei der Vorstellung der Maßnahme. Steigenberger hatte mit dem Bund einen Hotelmanagement-Vertrag bis zum Jahr 2019 abgeschlossen, der inzwischen zu gleichen Konditionen um weitere fünf Jahre bis 2024 verlängert worden ist. Das Unternehmen führt das Hotel auf dem Petersberg seit dem Jahr 1990.

Die Ertüchtigung des Hotels ist dabei nicht alles, wie Axel Kunze, Vorstandsmitglied der BImA, verdeutlichte. Erhöht werden solle auch die Attraktivität der Außengastronomie durch die Neuerrichtung eines Pavillons. Das ist auch für Wanderer interessant, für die zudem ein lückenloser Weg rund um das Hotel gebaut werden soll (siehe unten stehender Text).

Mehr oder weniger machten gestern alle sechs Herren auf dem Podium der Informationsveranstaltung deutlich, wie dringend erforderlich die bevorstehenden Arbeiten vor allem im Gebäude sind. "Die finanziellen Ergebnisse auf dem Petersberg waren - von einer kurzen Hochphase in den Jahren 2006 und 2007 abgesehen - rückläufig. Daraus entstand ein hoher Handlungsdruck", sagte Burdack.

"Vielleicht haben wir in der Vergangenheit den Fehler gemacht, das Gästehaus zu sehr herauszustellen. Einige Leute glaubten, sie müssten Mitglieder der Bundesregierung sein, um hier Kaffee zu trinken", so Axel Kunze. "Steigenberger hatte eine schwierige Zeit auf dem Petersberg", betonte Matthias Heck, Vorstandsmitglied der Steigenberger Hotels AG, im Hinblick auf die vorübergehenden Verkaufsabsichten des Bundes. Dies sei für viele Gäste verwirrend und für die Mitarbeiter problematisch gewesen. Jetzt aber blickt er optimistisch in die Zukunft. Mit einem neuen Mitarbeiter: Michael Kain ist neuer Direktor des Hotels und Nachfolger von Spiridon Sarantopoulos. Der 55-jährige Kain hat Erfahrung in der Karibik gesammelt.

Landrat Sebastian Schuster sieht die Region mit der Ertüchtigung des Petersbergs gut aufgestellt für die steigende Nachfrage durch hochrangige Institutionen und große Veranstaltungen. Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz wies auf die schwierigeren Zeiten für das Hotel in der jüngeren Vergangenheit hin. "Dass das Gebäude nach 25 Jahren renovierungsbedürftig ist, sieht man, wenn man mit offenen Augen durch das Haus geht", sagte er bei der gestrigen Veranstaltung. Die Stadt habe sich gegen die Verkaufsabsichten des Bundes heftig gewehrt. "Dabei kann es sich die Bundesrepublik gar nicht leisten, das Gebäude verkommen zu lassen. Hier wurde Geschichte geschrieben. Hier war die Wiege der Bundesrepublik", sagte Wirtz.

Außenpavillon soll im Frühjahr 2016 fertig sein

Alle Beteiligten haben es auf dem Petersberg - historisch bedingt - mit einer besonderen Situation zu tun. "Auf der einen Seite gibt es eine riesige Präsidentensuite, auf der anderen Seite die kleinen Kutscher- und Wachbataillonszimmer in der vierten Etage", erläuterte Joachim Burdack (BImA) die Problematik. Ungünstig sei auch das Verhältnis zwischen Zimmern und Veranstaltungsflächen. Außerdem gebe es zu viele Küchen. "Und in die mickrige Sauna passt ein Staatsgast und vielleicht noch eine andere Person", so Burdack. Zudem habe sich ein Instandsetzungsstau von 25 Jahren gebildet.

Aus den ehemaligen Kutscherzimmern sollen nun moderne Doppelzimmer mit einer Fläche von 32 Quadratmetern werden. Dennoch steigt die Gesamtzahl der Zimmer künftig von 99 auf 110. Das ist möglich, weil Zimmer geschaffen werden, wo bisher noch keine waren. So zieht zum Beispiel die Hotelverwaltung aus der vierten Etage in einen bisherigen Küchentrakt um.

Die Präsidentensuite und einige weitere der bisher elf Suiten gibt es im übrigen auch weiterhin. "Die Historie bleibt erhalten. Damit kann man das Hotel vermarkten", so Burdack.

Wo in manchen Zimmern bisher noch alte Röhren-TV-Geräte stehen, wird es künftig zeitgemäße Informationstechnik, Klimaanlagen und eine moderne Einrichtung geben. Die Restaurants, Bistros und öffentlichen Bereiche werden ebenfalls renoviert und modernisiert. Der Wellnessbereich wird um 30 bis 40 Prozent vergrößert und neu geordnet. Die für ein Grandhotel untaugliche Bar wird künftig dreimal so groß sein.

Der öffentliche Wanderweg, der bisher noch auf der Terrasse endet, soll zu einem lückenlosen, rund einem Kilometer langen Rundweg um das Hotel ausgebaut werden. Durch einen neuen Pavillon soll die Außengastronomie gestärkt werden. "Diese Maßnahmen werden die Attraktivität für Wanderer und Tagestouristen erheblich steigern. Der Petersberg öffnet sich noch mal stärker für Gäste in der Region", sagt Axel Kunze, Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

Im Frühjahr 2016 startet der erste Bauabschnitt im Nordflügel. Bereits im Januar 2016 wird mit dem Bau des Außenpavillons begonnen. Dieser soll bereits im Frühjahr fertig sein.

Historie des Petersberg

  • 3500 vor Christus: Erste Besiedlung des Petersberg
  • 100 vor Christus: Errichtung des Ringwalls
  • 1189: Zisterziensermönche lassen sich auf dem Peterberg nieder
  • 1763: Beginn des Baus der Kapelle Sankt Peter
  • 1892: Erwerb der Liegenschaft durch die Gebrüder Nelles und Eröffnung eines ersten Hotels; 1912 erwirbt Ferdinand Mülhens den Komplex und baut ihn zum Kurhotel um
  • 1978: Die Bundesrepublik erwirbt den Petersberg und baut das Hotel zum Gästehaus um
  • ab 2000: Nutzung als Hotel, aber auch Tagungsstätte für Konferenzen
  • 2016: Beginn der Sanierungsmaßnahmen bei laufendem Geschäftsbetrieb; geplante Fertigstellung: 2017
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