Erinnerungen an Willi Ostermann Geburtstag des Liedermachers jährt sich zum 140. Mal

Königswinter · Am 1. Oktober 1876 wurde der Liederdichter und Komponist Willi Ostermann geboren. Im Nachtigallental erinnert an den Künstler ein Denkmal, zu dessen Einweihung Zehntausende Menschen pilgerten.

Noch einmal mit dem Pinsel durchs Gesicht. Perfekt. Der Mann, den das Relief zeigt, hatte den richtigen Riecher, dichtete und komponierte einen Ohrwurm nach dem anderen – auch den Winzerfest-Klassiker: „Da, wo die sieben Berge...“. Der Geburtstag Willi Ostermanns jährt sich an diesem Wochenende zum 140. Mal: Am 1. Oktober 1876 wurde der Liederdichter und Komponist in Mülheim geboren. Und obwohl Bacchus Peter Giesen derzeit beim Winzerfest in der Altstadt alle Hände voll zu tun hat, ließ er es sich nicht nehmen, das Ostermann-Konterfei passend zu dessen Ehrentag auf Hochglanz zu bringen.

Seit mehr als 30 Jahren kümmert sich der Sitzungspräsident der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft (GKKG) um den Gedenkstein. Giesen geht gerne im Siebengebirge spazieren und dann schaut er, ob Unkraut beseitigt werden muss oder der Stein eine Wäsche braucht. Mit der Schubkarre bringen er und sein Mitstreiter Jürgen Ilx das Handwerkszeug ins Nachtigallental, das durch Willi Ostermann seine ganz spezielle Würdigung erhielt. Er setzte der Idee des damaligen Bürgermeisters August Mirbach, der 1861 in diesem Tal eine romantische Promenade zur Förderung des Fremdenverkehrs anlegen ließ und es fortan als Nachtigallental bezeichnete, das musikalische i-Tüpfelchen auf.

Auch wenn Ostermanns Frau, die Revuetänzerin Käthe Palm, Besuchern gelegentlich sagte: Willi komponiert gerade, so konnte er doch weder Noten lesen noch schreiben. Ostermann brachte seine Kompositionen vielmehr singend auf Tonträger, anfangs noch auf Wachswalze. Der gelernte Stereotypeur und Galvanoplastiker trat in Gasthöfen und später auch auf Varietébühnen auf. 1899 machte ihn sein Lied „Et Düxer Schötzefeß“ bekannt.

1907 gelang Ostermann der Durchbruch im Kölner Karneval: „Däm Schmitz sing Frau eß durchjebrannt!“ Für den Titel „Wä hätt dat vun d'r Taant gedaach“ wurde Ostermann im Jahr darauf mit dem Preis für das beste Lied in Kölner Mundart ausgezeichnet. Die Musik hatte Kapellmeister Jürgen Palm beigesteuert, der drei Jahre später Ostermanns Schwager wurde.

Als ihn Freunde 1927 bewegen wollten, doch einmal ein Rheinlied zu schreiben, sträubte sich Ostermann zunächst. Doch dann ließ er sich überzeugen. Titel wie „Rheinlandmädel“ oder eben „Da wo die sieben Berge...“ wurden zu Hits. Und sein letztes Lied „Heimweh nach Köln“, das er kurz vor seinem Tod am 6. August 1936 schrieb, rührt gelegentlich noch heute zu Tränen. Seine Inspirationsquelle hat der Sänger einst Hermann Weiser, Tenor beim MGV Gemüthlichkeit, mit dem er oft in Königswinter zusammengesessen hatte, verraten: das Siebengebirge.

Im Nachtigallental soll sein Loblied auf Königswinter entstanden sein – am Rastplatz auf der steinernen Bank. Ergo sollte auch da eine Gedenkstätte entstehen, meinte Weiser in einer MGV-Sitzung 1947. Die Große Königswinterer KG beantragte die Genehmigung bei der Stadt, derweil Hermann Weiser im Siebengebirge einen Stein auswählte und ihn bearbeitete. Bevor am 3. Juni 1949 die Einweihung stattfand, musste allerdings ein größerer Ersatz besorgt werden. Denn: Die Kölner Karnevalisten hatten bei einer Vorbesichtigung bemängelt: „Dä hänge meer uns an de Uhrkett!“

Rund 80 000 Leute pilgerten an diesem Tag nach Königswinter. Das Festbüro befand sich im Hotel „Loreley“. Ein Riesenzelt stand am Rhein, an Büdchen gab es Würstchen. Aus dem Brunnen auf dem Marktplatz floss der Wein. 25 auswärtige Kapellen, Tanzgruppen, 114 Karnevalsgesellschaften waren da. Im Nachtigallental drängelten sich am Nachmittag die Schaulustigen. Die Stadtoberen von Köln und Königswinter samt Mitstreitern würdigten Ostermanns Größe und Verdienste. Seine Witwe enthüllte den Gedenkstein. Und die Gemüthlichkeit sang „Wenn ich su an ming Heimat denke…“, ehe es im kilometerlangen Festzug zurückging.

Peter Giesen: „Die GKKG hat das Denkmal errichtet. So übernehmen wir auch gern die Verpflichtung, es zu pflegen.“ Auch der Rheingarde von den sieben Bergen, Ehrentanzcorps der Willi-Ostermann-Gesellschaft, lag der Stein immer am Herzen. Und Wanderer singen: „…wo fröhlich sie marschierten durchs Nachtigallental!“

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