Nachrückerin für den Bundestag Bähr-Losse: Ich mache das sehr gerne

Sankt Augustin · Die 49-jährige SPD-Politikerin Bettina Bähr-Losse aus Sankt Augustin steht als Nachrückerin für den Bundestag bereit. Hintergrund ist der angekündigte Verzicht von Petra Hinz.

Die wichtigste Frage beantwortet Bettina Bähr-Losse, bevor sie überhaupt gestellt ist. „Ich mache das sehr gerne“, sagt die 49-jährige Juristin am Montag dem General-Anzeiger. „Falls sich für mich ein Platz auftut, ist es einfach großartig.“ Damit steht die SPD-Politikerin aus Sankt Augustin als Nachrückerin für den Bundestag bereit.

Hintergrund ist der angekündigte Verzicht der SPD-Bundestagsabgeordneten Petra Hinz, die sich wegen falscher Angaben in ihrem Lebenslauf zurückzieht. „Man steht den Leuten gegenüber, die einen gewählt haben, im Wort, dass man es macht“, betont Bähr-Losse. Sie hatte sich 2013 erstmals um ein Bundestagsmandat beworben, unterlag im Wahlkreis, der den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis und die Städte Bad Honnef, Königswinter und Sankt Augustin umfasst, aber gegen Norbert Röttgen (CDU). „Ich habe das Abitur und die Staatsexamina und freue mich total“, ergänzt die 49-Jährige, die mit dieser Nachricht nicht gerechnet hatte.

Dass sie womöglich nachrückt, erfuhr die 49-Jährige am vergangenen Mittwoch – mitten im Urlaub in Norddeutschland. „Ich bekam eine E-Mail auf mein Smartphone“, erzählt Bähr-Losse. Darin gratulierte ihr ein Kreistagskollege zum Einzug in den Bundestag. „Ich dachte, die veräppeln mich. Auf meine Rückfrage, wie er darauf komme, bekam ich aber keine Antwort.“ Also recherchierte sie im Internet und stieß auf die Geschichte mit Petra Hinz. „Ich habe nur gedacht: Bleib ruhig“, sagt sie. Aber natürlich laufe direkt ein Film ab, wie das Leben weitergehe, wenn es tatsächlich nach Berlin gehe. „Wenn man kandidiert, weiß man aber auch, dass die Möglichkeit besteht, dass die Liste zieht.“

Dennoch treiben sie auch Gedanken um. Vor allem: „Wie organisiere ich mein Leben, wenn ich wochenweise in Berlin bin?“, sagt Bähr-Losse, die ein Anwaltsbüro mit Schwerpunkt Familienrecht führt. „Ich habe einen Hund, ein Büro, bin glücklich verheiratet.“ Deshalb steht für sie fest, dass sie ihre Zelte in Sankt Augustin für das Jahr bis zur Bundestagswahl nicht abbrechen wird. „Mein Büro wird weiterlaufen und auch im Frauenhilfeverein werde ich weiter aktiv sein. Wir werden das hinkriegen.“ Als Bundestagsabgeordnete wolle sie vor allem authentisch sein und die Arbeit immer verantwortungsbewusst und mit gesundem Menschenverstand machen.

Wann sie im Bundestag starten würde, ist noch offen. Wie berichtet, hat Bähr-Losse mit Platz 36 der NRW-Landesliste den letzten Frauenplatz inne. Vor ihr an der Reihe ist noch Jürgen Coße, der Vorsitzende der SPD im Kreis Steinfurt. Coße soll bislang auf Peer Steinbrück folgen, der seinen Abschied aus dem Bundestag für Ende September vorgesehen hat. Er könnte aber auch für Petra Hinz nachrücken, sollte die ihr Mandat zuerst niederlegen. Laut Pressestelle des Bundestags haben Steinbrück und Hinz ihren Verzicht bislang noch nicht offiziell erklärt.

Die gebürtige Braunschweigerin Bähr-Losse lebt seit 1992 im Rheinland und trat 2004 in die SPD ein. Sie sitzt seit 2009 im Rhein-Sieg-Kreistag, ist Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. Sie wäre die fünfte Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis. Bislang ist die SPD mit Sebastian Hartmann vertreten. Zudem haben Norbert Röttgen und Elisabeth Winkelmeier-Becker (beide CDU) sowie Alexander Soranto Neu (Die Linke) ein Mandat.

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