Kinderzug in Selhof Spontan ist das Zauberwort

SELHOF · Weltenretter, Schlümpfe und ungezählte Nachwuchs-Stars ziehen beim Kinderzoch durch die Selhofer Straßen.

Für Stefan Meyer ist der Kinderzug durch Selhof jedes Jahr aufs Neue eine kleine Überraschung. Denn wie der Zug genau aussieht, das weiß selbst er als Präsident und Vorsitzender der Großen Selhofer Karnevalsgesellschaft erst dann, wenn der blau-weiß geschmückte Vereinswagen im Schritttempo über den Asphalt rollt, gefolgt von 60 Karnevalisten, den Nachwuchs-Stars der „Rasselbande“ und dem Tanzcorps Bau-Weiß.

Seit jeher verzichten die Jecken hier auf einen festen Aufstellplan – Selhofer Spontaneität ist das Zauberwort. Eine der wenigen Konstanten im Programm: die 1000 Berliner, die die rund 30 mitziehenden Halt-Pol-Jecken alljährlich eigens für den Selhofer Montagszug auf ihren Elferratswagen laden.

Und ja, wenn ein Zuschauer am Fenster im zweiten Stock sehnsüchtig die Arme ausstreckt, dann geht der ein oder andere Krapfen schon einmal auf Höhenflug. Auch in diesem Jahr war der Zug durch die Selhofer Gassen ein Heidenspaß von Kindern für Kinder – knallbunte Kostüme, kiloweise Kamelle und durch die Luft segelndes Siedegebäck inklusive.

Mit Elvis-Perücke und gepunktetem Fifties-Dress beschwor der Selhofer Junggesellenverein den Rock 'n' Roll der Nachkriegsjahre. Mit dabei: Ehrenpräsident Arthur Renner – „denn bei dem Motto müssen wir ihn einfach dabei haben“, meinte die achtköpfige Gruppe, „schließlich hat er das früher alles hautnah miterlebt“.

Ebenfalls in Schwarz, aber deutlich flauschiger, watschelten die Pinguine vom Turnverein durch die Straßen: „Ist dir kalt in Schnee und Eis“, so ihr Motto, „beim ATV läuft dir der Schweiß“. Sogar über 40 gestählte Superhelden, die Hälfte davon Nachwuchs-Weltenretter, stapften entschlossen mit. Als frisch gegründete Fußtruppe wollten die „Selefer Super-Jecken“, allesamt KJG-Ehemalige und deren Kinder, erst einmal im kleineren, familiären Zug Probe laufen, erzählte Initiator Thomas Schoenenbach – nächstes Jahr sollen es auf jeden Fall mehr werden, „denn es macht vor allem den Kleinen richtig Spaß“.

Das Highlight des Zuges: der handbemalte Wagen der KJG Selhof zum 45-jährigen Bestehen, ein wahres Schlumpf-Paradies. Mit bemalten Gesichtern schlenderten 40 Mitglieder der katholischen Jugend hinterher, während die Gabel des vorneweg tuckernden Traktors zur Pilzhütte umfunktioniert worden war.

Und was entlang des Zugweges von den 200 Kilo eingekauften Wurfmaterials übrig war, das schleuderte sich die blaue Armee in der abschließenden Kamelleschlacht gegenseitig um die Ohren. Und wenn zwei sich mit Süßigkeiten bewerfen, dann freut sich der Dritte – nämlich die Kinder am Wegesrand, die die Chance nutzten, sich einen üppigen Vorrat zu sichern.

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