Interview mit Jürgen Scheidle "Probleme der Mädchen sind sehr unterschiedlich"

Bad Honnef/Königswinter · Mit dem Leiter der Familien- und Erziehungsberatungsstelle der Städte Bad Honnef und Königswinter, Jürgen Scheidle (53), sprach Heike Hamann.

 Jürgen Scheidle. FOTO: HOMANN

Jürgen Scheidle. FOTO: HOMANN

Foto: Frank Homann

Haben sich die Probleme, mit denen Eltern, Kinder und Jugendliche zu Ihnen kommen, in den vergangenen Jahren verändert?

Jürgen Scheidle: Rund um das Thema Schule ist in den vergangenen Jahren der Druck gewachsen – Stichwort G 8. Da sind die Kinder und Jugendlichen heute sehr eingespannt. Allein einen Beratungstermin zu finden, gestaltet sich manchmal schon schwierig. Nach wie vor ein Kernthema sind die Probleme, die im Zusammenhang mit einer Trennung oder Scheidung der Eltern stehen. Immer mehr Bedeutung gewinnt hingegen das Thema Neue Medien beziehungsweise der richtige Medienumgang.

In der Jahresstatistik der Familienberatungsstelle fällt auf, dass häufiger Eltern von Mädchen in der Pubertät als von Jungen in diesem Alter bei Ihnen um Rat fragen. Woran liegt das?

Scheidle: Das kann ich nicht wirklich sagen. Die Probleme der Mädchen sind auch sehr unterschiedlich: Da geht es um Selbstverletzung, Essstörungen, Konflikte in der Familie, Konflikte zwischen Mutter und Tochter, oppositionelles Verhalten in der Schule, aber auch um Fragen wie: Wie soll es weitergehen?

Sind es eigentlich immer die Eltern, die in die Beratungsstelle kommen oder auch die Jugendlichen?

Scheidle: Zumeist sind es schon die Eltern, die die Initiative ergreifen und sagen: Wir haben da ein Problem. Vor vier Jahren haben wir einen Flyer herausgebracht, mit dem wir gezielt Jugendliche im Siebengebirge auf unser Angebot aufmerksam machen wollten, aber das ist nicht ganz einfach. Da wollen wir noch bekannter werden, vielleicht über die sozialen Medien oder auch im unmittelbaren Kontakt.

Wo sehen Sie die Hauptaufgaben der Beratungsstelle in den kommenden Jahren?

Scheidle: Wir würden gerne das Präventions- und Gruppenangebot weiter ausbauen, und sicher gibt es auch bei der Arbeit mit geflüchteten Familien in den nächsten Jahren noch einiges zu tun. Ein ganz wichtiger Aspekt unserer Tätigkeit wird aber auch die Arbeit mit Paaren sein: Wenn man bedenkt, dass rund 30 Prozent unserer Beratungsfälle in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Trennung oder Scheidung stehen, wird schnell klar, wie wichtig es ist, dass Eltern auch als Paar funktionieren. Da würde ich mir wünschen, dass wir noch bekannter werden und noch mehr Menschen unser Angebot in Anspruch nehmen.

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