Botanischer Rundgang durch Bad Honnef Pflanzenkunde mit dem Buch der Bücher

BAD HONNEF · Rudi Kühlem führt Spaziergänger zu Bäumen, die in der Bibel erwähnt werden und die in Bad Honnef wachsen. Auch die Feige, wohl älteste Kulturpflanze der Welt, ist dabei.

 Station unter Steineichen: Mit Bibelzitaten reichert Rudi Kühlem (l.) seine Führung an.

Station unter Steineichen: Mit Bibelzitaten reichert Rudi Kühlem (l.) seine Führung an.

Foto: Frank Homann

„Er pflanzt einen Lorbeer, und der Regen macht ihn groß!“ Gut 100 Pflanzen, die im Nahen Osten, besonders im Antiken Königreich Israel, wachsen, werden in der Bibel genannt. Einige davon gibt es auch in Bad Honnef. „Baumpapst“ Rudi Kühlem führte eine Gruppe Interessierter zu knapp 20 Bäumen der Bibel.

Ein ganz besonderer Spaziergang, denn bei jedem Exemplar zitierte er eine Bibelstelle. Wie die vom Lorbeer, von dem ein Exemplar, ein Kirschlorbeer allerdings, am Seminaris steht. „Acht Meter hoch kann er werden“, informierte Rudi Kühlem, der 2003 seine erste Baumexkursion in Sachen Bibel-Bäume absolvierte. „Die Amseln sind ganz verrückt auf die Beeren. Sie lassen die Samen fallen. Dadurch vermehrt der sich auch so.“

Im Kurpark nahmen die Wanderer die Feige in Augenschein, zu der Kühlem drei Textstellen ausgegraben hatte. Aus Matthäus zitierte er: „Vom Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon saftig wird und die Blätter hervorbrechen, merkt man, dass der Sommer nahe ist.“ Auch im Hohelied kündet die Feige von der Jahreszeit: „Sieh nur, der Winter ist dahin; vorüber, fort ist der Regen...Am Feigenbaum röten sich die Früchte.“

Die Feige ist vermutlich die älteste Kulturpflanze der Welt. Archäologische Funde belegen, dass sie im Westjordanland schon vor mehr als 11 000 Jahren kultiviert wurde. Aus dem Ersten Buch Mose zitierte Kühlem: „Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er lieblich anzusehen sei und begehrenswert, weil er klug macht, und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab auch ihrem Manne neben ihr, und er aß. Da gingen beiden die Augen auf, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.“

Am Akazienholz scheiterte die Säge

Seine ganz eigenen Erfahrungen hatte ein Teilnehmer mit dem Holz der Akazie gemacht. „Das ist so hart, dass die Funken sprühten und meine Säge kaputtging.“ Bei Mose steht: „Dann sollst du Bretter für die Wohnung machen, aufrechtstehende, aus Akazienholz.“ Die weißen, duftenden Blüten machten den Baum im Stadtpark besonders reizvoll.

Libanonzeder, Platane, Eiche, Steineiche, Zypresse, Pappel, Dornbusch, Tamariske, Weide, Apfelbaum, Walnuss, Efeu und Fichte fanden die Spaziergänger ebenfalls auf dem Weg vom Rathausplatz durch die Innenstadt und den „Grüngürtel“ Honnefs vom Kurpark bis zum Reitersdorfer Park. Nur Wacholder und Maulbeerbaum, die früher beim Hölterhoffstift standen, konnte Rudi Kühlem nicht auftreiben.

Aber die Bibelsprüche lieferte er dazu. „Er ließ den Elefanten roten Wein und Maulbeersaft vorhalten, um sie zum Kampf anzureizen.“ Oder: „Er schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an...“ Jedenfalls weckte der Spaziergang bei einigen die Lust, sich auch zu Hause auf die Spur der Bäume zu begeben und sich in das Buch der Bücher zu vertiefen.

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