Dieter Walscheid ist Deutscher Meister Der Flipperkönig kommt aus Bad Honnef

Bad Honnef · Am Ende lag das Schicksal nicht mehr in seiner Hand, er konnte nur noch zusehen. Dieter Walscheid und sein schwedischer Kontrahent Jan Anders Nilsson hatten jeweils schon einen Durchgang für sich entschieden.

 Sie schieben ganz und gar keine ruhige Kugel: Dieter Walscheid und seine Vereinskameraden vom „Seven Mountain Pinball“.

Sie schieben ganz und gar keine ruhige Kugel: Dieter Walscheid und seine Vereinskameraden vom „Seven Mountain Pinball“.

Foto: Frank Homann

Runde drei musste im Finale die Entscheidung bringen. Der Honnefer legte vor und konnte nur hoffen, dass der Schwede in seiner letzten Runde nicht mehr Punkte holte als er. Dies tat er nicht, und so stand fest: Dieter Walscheid ist neuer Deutscher Flippermeister.

„Ich stand da und konnte es nicht fassen: Habe ich wirklich gewonnen? Ich musste tief Luft holen“, erzählt der 60-Jährige. Spätestens, als die anderen ihm jubelnd gratulierten, war klar: Er hat es geschafft. Als „nervenaufreibend“ beschreibt Walscheid das Finale, und: „Es war ein Sieg mit der allerletzten Kugel“, die das Klassikfinale bei den Deutschen Meisterschaften in Gladbeck entschied.

Im Klassikturnier wird im Gegensatz zum Hauptturnier an älteren Geräten gespielt, meistens gebaut bis Mitte der 80er Jahre. Das genaue Kriterium: „Wenn die Anzeige des Flippers keine Buchstaben anzeigen kann“, werden sie im Klassikturnier gespielt, erklärt der leidenschaftliche Flipperspieler.

2013 hat er mit einigen Freunden den Flipper-Klub Bad Honnef gegründet und ihn „Seven Mountain Pinball“ getauft. 14 feste Mitglieder hat der Verein, hinzu kommen immer wieder zahlreiche Gastspieler. „Eigentlich ist jeden zweiten Abend jemand da zum Spielen“, beschreibt Walscheid das Klubleben. Einmal im Monat richten sie ein Turnier aus, daneben nehmen sie an Wettkämpfen teil.

Auch wenn sie gegen andere Spieler antreten und um die Titel flippern, stellt Walscheid klar: „Wir spielen nicht gegeneinander, sondern gegen die Geräte.“ Bei allem Ehrgeiz sei das deutlich entspannter als wenn man gegen Gegner kämpfen würde, findet er. Und so herrschte unter den Spielern bei dem Turnier im Ruhrgebiet vor allem „lockere und gute Stimmung“.

Drei Tage lang wurde in der riesigen Maschinenhalle Gladbeck um die Titel der „Lost Mine Pinball 2016“ geflippert, die 128 Spieler im Haupt- und 208 Teilnehmer im Klassikturnier kamen aus aller Welt in die Stadt nördlich der Ruhr, fast 150 Flipper wurden ins Eventgelände gestellt. Vier Geräte kamen aus Bad Honnef. Zwei Tage zuvor hatte der Club die bis zu 150 Kilogramm schweren Automaten abgebaut und aufgeladen, einen Tag später nach Gladbeck gebracht, wieder zusammengesetzt und richtig justiert.

Durchaus ambitioniert traten sie die Fahrt an: „Wir hatten die Hoffnung, dass wir weit kommen und dass es einer von uns vielleicht ins Endspiel schafft.“

Am Ende kam es so. Mit seinem ersten und unter anderem einem 13. Platz von Mathias Jäger im Hauptturnier ist das „ein gutes Ergebnis für den Verein“, bilanziert Walscheid. Durch den Sieg macht der Honnefer einen großen Sprung in der Weltrangliste und verbessert sich um 405 Ränge auf den 517. Platz. In der Rangliste in Deutschland steigt er von Platz 56 auf 33.

Der deutsche Meistertitel ist der vorläufige Höhepunkt nach vielen Jahren Begeisterung für den Flipper. Mit viel Leidenschaft erzählt er, wie es zu dieser Begeisterung kam, ausgelöst durch die Faszination der Mechanik: „Diese Geschicklichkeits-Automaten haben mich schon von Kindheit an fasziniert“, erzählt der 60-Jährige.

Auslöser für den ersten eigenen Flipper war ein Österreich-Urlaub vor rund zehn Jahren, wo er seiner Leidenschaft natürlich auch nachgehen wollte. Doch in den umliegenden Kneipen stand kein solcher Automat und so befürchtete er: „Wenn ich selbst keinen Flipper hab, spiele ich nie wieder.“ Und wie bei so vielen Dingen, mit denen man einmal anfängt, erkannte er schnell: „Bei einem bleibt es nicht.“ Heute stehen 20 Geräte in seinem Keller. Walscheid selbst spielt so oft wie möglich. „Wenn man durchs Haus geht, kommt man eben auch da vorbei.“

Wenn man seinen begeisterten Ausführungen über das Flippern so folgt, kann man sich sehr gut vorstellen, dass er den Weg in den Keller ziemlich oft findet. Walscheid bestätigt: „Ich mache eigentlich jeden Tag ein Spiel.“ Und ein Ende dieser Leidenschaft scheint noch lange nicht in Sicht.

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