Humorvollstes Feuerschlösschen-Konzert seit Langem Auftritt der Broom Bezzums bei Konzertreihe begeistert

Bad Honnef · Broom Bezzums haben im Rahmen der Konzertreihe "Folk im Feuerschlösschen" gespielt. Unser Autor findet: Der Auftritt war das mit Abstand humorvollste Feuerschlösschen-Konzert seit Langem. Und ein bisschen weihnachtlich wurde es auch.

Hin und wieder, erzählte Mark Bloomer, werde er gefragt, wie lange er denn schon in Deutschland lebe. Für solche Anlässe habe er eine praktische Gedächtnisstütze parat: „Streng genommen“, laute seine Antwort dann, „ist mein Sohn genau 18 Jahre, neun Monate und zweieinhalb Tage alt.“ Zwei Sekunden Denkzeit, dann machte es Klick beim Publikum. Gelächter brach aus.

„Was soll ich sagen“, schob der Sänger und Gitarrist noch rasch hinterher, „wir Engländer sind halt schnell.“ Ja, der Auftritt von Broom Bezzums war das mit Abstand humorvollste – und bestbesuchte – Feuerschlösschen-Konzert seit Langem. Flankiert von Violinistin und Sängerin Eileen Healy aus Irland, preschte das englische Duo mit einem überaus charmanten Winterprogramm mitten in die Weihnachtszeit.

Ein bisschen britische Comedy, ein zauberhaftes Song-Repertoire und mitreißendes Charisma, das war eine wahrlich reizvolle Mischung. Es mochte zwar Healys allererstes Konzert an der Seite von Mark Bloomer und Andrew Cadie gewesen sein, doch miteinander vertraut sind die drei schon lange. „Als ich Eileen damals kennengelernt habe, war ich direkt ziemlich hingerissen“, beichtete Bloomer in flüssigem Deutsch – und fügte schmunzelnd an: „Das hat den Vorteil, dass sie nicht versteht, was ich hier erzähle.“ Healy, die aus dem irischen Cork stammt, übte sich zu dieser Zeit als Malerin – „und als sie dann eines Tages Nacktmodelle suchte, dachte ich mir: Das ist meine Chance.“ Bandkollege Cadie konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, und Bloomer musste angesichts so viel selbst verschuldeten Leichtsinns den Kopf schütteln.

Mal sanft und melancholisch, mal kraftvoll und flott

Nun denn, weiter im Programm: Direkt im Anschluss entpuppte sich das locker-groovende „Irish Blessing“, ein Lied von Healys Solo-CD, als eines der Highlights des zweistündigen Programms. Abwechslung schrieben Broom Bezzums groß, kein Stück glich dem anderen. Mal gaben sie sich sanft und melancholisch, nur um dann mit ebenso kraftvollen wie flotten Gute-Laune-Garanten durch den Saal zu fegen. Traditioneller keltischer Folk ging Hand in Hand mit Eigenkompositionen und modernen Pop-Covern.

Wundervoll etwa „Cold Winds Blowing“ mit seinen Bluesrock-Anleihen, gewidmet Bloomers exakt 18 Jahre, neun Monate und zweieinhalb Tage altem Sohn. Dann zur Abwechslung etwas Trauriges in Form des wehmütigen „Crow on the Cradle“, danach das nicht minder deprimierende „Cold Rain and Snow“. „Hey“, scherzte Cadie und setzte zum Geigenspiel an, „das ist ein Folkkonzert, wir sind nicht hier, um Spaß zu haben!“

Es weihnachtet ein bisschen

Ein bisschen weihnachtlich wurde es natürlich auch noch. Etwa mit der mittelalterlichen Erzählung von Maria, Josef und dem Kirschbaum: Nachdem sich Josef weigert, der hungrigen Maria Kirschen zu pflücken – „das kann der Vater deines Kindes schön selbst erledigen“ –, biegt sich plötzlich wie von Geisterhand ein Ast hinunter, und Josef erkennt, gegen wen er da gewettert hat. Aller Besinnlichkeit zum Trotz: Gänzlich unpolitisch zu bleiben, das vermochten Broom Bezzums nicht und stimmten „Here We Go Again“ an. Die Botschaft: Ob Lieder gegen Krieg, Fremdenhass oder soziale Ungleichheit – jahrhundertealte Stücke seien oft erschreckend aktuell. „Die Menschen lernen nicht.“ Da erlaubte sich Bloomer einen Seitenhieb: „Wir bringen den Engländern daheim mittlerweile bei, wie man 'Donald Trump' auf Deutsch sagt“, raunte er den Gästen zu. „Nämlich 'Arschloch'.“ Das Publikum johlte.

Nach Peter, Paul and Marys „A Soulin'“ und Springsteens „I'm on Fire“ war schließlich Schluss: Bloomer, der trotz einer hartnäckigen Erkältung bis zuletzt tapfer durchgehalten hatte, war am Ende seiner Kräfte. Aber wenn es nach den Gästen gegangen wäre, die begeistert Beifall spendeten, wären Broom Bezzums und Eileen Healy vermutlich nicht so einfach davongekommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort