Berkumer Familienzentrum Gegen die sprachliche Isolation

WACHTBERG · Samstagvormittag in einem Spielzimmer im Erdgeschoss des Berkumer Familienzentrums Sankt Maria Rosenkranzkönigin: 13 Flüchtlingskinder aus aller Herren Länder sitzen einträchtig nebeneinander.

 Im Familienzentrum in Berkum - das Foto zeigt Leiterin Mieke Schulz mit Amir (6) aus Albanien - bekommen vor allem Flüchtlingskinder Deutschunterricht.

Im Familienzentrum in Berkum - das Foto zeigt Leiterin Mieke Schulz mit Amir (6) aus Albanien - bekommen vor allem Flüchtlingskinder Deutschunterricht.

Foto: Axel Vogel

Ob die Schwestern Joslin (5) und Lutinda (4) aus Syrien oder Hesam (2) aus dem Iran und Amir (6) aus Albanien - sie alle eint, dass sie sozusagen spielerisch Deutsch lernen sollen. Und zwar mit der Hilfe von Elena Schulz, einer ausgebildeten Sprachlehrerin des Katholischen Familienbildungswerkes im Rhein-Sieg-Kreis mit Sitz in Meckenheim. Eine Etage darüber wird ebenfalls das erste Grundgerüst Deutsch gebüffelt: Hier sind die Eltern der Flüchtlingskinder gefragt, zwei Väter und zehn Mütter.

Um die zuletzt genannten geht es in erster Linie: Speziell auf die Bedürfnisse von Flüchtlingsmüttern und ihren Kinder ist ein Sprachprojekt zugeschnitten, das das Katholische Familienbildungswerk zusammen mit dem ökumenischen Arbeitskreis in Wachtberg und dem Familienzentrum aus der Taufe gehoben hat. Jeden Samstag bekommen Mütter und ihre Kinder aus Flüchtlingsfamilien zunächst insgesamt fünf Deutschkurse. Nachdem der erste Kurs bereits Mitte Juni gestartet war, zogen die Verantwortlichen nach der zweiten Unterrichtseinheit am Samstag Bilanz.

Die Unterbringung von Flüchtlingen war in den vergangenen Monaten auch ein zentrales Thema in Wachtberg. Doch es geht nicht nur um Unterbringung. Es geht vor allem um die Integration jener Menschen, die oft Schreckliches in ihrer Heimat erlebt haben und hoffen, nun in Deutschland ein friedliches und freies Leben führen zu können, erklärte Kurt Zimmermann vom ökumenischen Arbeitskreis. Dafür sei das Erlernen der deutschen Sprache unerlässlich, sagt er. Von daher will Zimmermann die Sprachkurse "auch als ein Zeichen für den inneren Frieden in der Gemeinde" verstanden wissen. Zudem als ein Signal, "mit dem wir Katholiken Farbe gegen Rechte bekennen", ergänzt Gemeindereferentin Claudia Schmitz-Großmann.

Zwar bietet der ökumenische Arbeitskreis bereits Sprachkurse an, aber zu denen kamen laut Zimmermann oft nur Männer. "Die Mütter hocken dann mit ihren Kindern sprachlos zu Hause", bekräftigte Gemeindereferentin Schmitz-Großmann. Um gerade diese beiden Gruppen eine Orientierung in ihrer neuen Umgebung zu ermöglichen, habe man sie mit dem Projekt in den Blick genommen. "Sie müssen in der Lage sein, sich selber zu helfen", ergänzte Mieke Schulze, Leiterin des Familienzentrums: "Wenn jemand selbstständig ist, wächst auch das Selbstbewusstsein", glaubt sie.

Das Sprachtraining ist für viele Flüchtlingskinder umso wichtiger, weil es an Kindergartenplätzen fehlt, betonte Zimmermann: "Von derzeit insgesamt 20 Flüchtlingskindern in Wachtberg haben acht keinen Platz."

Von diesen acht Jungen und Mädchen ohne Platz seien fünf im Alter zwischen vier und fünf Jahren, "die besonders dringend einen Platz benötigen", führte Kurt Zimmermann aus. Daher sollen die Kurse auch nach den Sommerferien weitergehen. "Wir wollen bis Ende des Jahres durchhalten, damit das ganze Projekt auch nachhaltig ist", sagte Zimmermann.

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