Der Volo will's wissen Ein Haus auf dem Rodderberg
WACHTBERG · Für einen Lokaljournalisten gibt es nichts Schwierigeres, als aus einer Gemeinde zu berichten, in der er nichts und niemanden kennt. Ja, in der ihm selbst die Ortsnamen wie Fremdwörter vorkommen.
Willkommen in meiner Welt von Anfang Februar. Mittlerweile hat sich einiges getan: Adendorf, Arzdorf, Berkum, Fritzdorf, Gimmersdorf, Holzem, Ließem, Niederbachem, Oberbachem, Pech, Villip, Werthhoven und Züllighoven. bEin Anfang ist gemacht, die 13 Orte der Gemeinde Wachtberg schrieben sich ohne Suchmaschine oder sonstige Hilfe. Höchste Zeit, um auch die Orte hinter den Namen zu erkunden.
Montagnachmittag. Strahlender Sonnenschein. Panik. Der Frühlingsanfang Ende Februar scheint meinem Navigationsgerät im Pkw nicht wohl bekommen zu sein, "Netzfehler" zeigt es an. Für 14 Uhr bin ich mit dem ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde, Hans Jürgen Döring, und dem Vorsitzenden des Wandervereins, Ernst Picard, am Rathaus Berkum verabredet. Berkum, das erscheint mir in diesem Augenblick des Netzfehlers wie ein weit entfernter Planet irgendwo da draußen im Weltall.
30 Minuten Irrfahrt später steige ich stolz wie Neil Armstrong bei der Mondlandung aus meinem Auto und setze erstmals einen Fuß auf den Parkplatz des Wachtberger Rathauses. "Ein kleiner Schritt für mich...", denk ich, als die beiden Ortskundigen auf mich zusteuern.
"Herzlich willkommen und schön, dass Sie es geschafft haben", begrüßt mich Hans-Jürgen Döring. "War auch gar nicht so einfach", denk ich. Döring ist, nicht nur ob seiner fünfjährigen Zeit als Bürgermeister der perfekte Ansprechpartner für meinen Wachtberg-Einstieg - bestens ergänzt von Ernst Picard, der wöchentlich mit dem Wachtberger Wanderverein die Region erkundet. Ortskompetenz pur.
Um mich nicht länger von Straßenschild zu Straßenschild hangeln zu müssen, geht es fortan zu Fuß und in Picards Automobil weiter. Rund drei Stunden lang wechseln sich Ortseingangs- mit Ortsausgangsschildern ab, und schnell begreife ich: Wachtberg selbst ist lediglich das Resultat aus den vielen, teils sehr kleinen Ortschaften, aus denen sich die Gemeinde bildet.
Nicht umsonst steht auf den erwähnten Schildern der Ortsteil in großer Schrift, während "Gemeinde Wachtberg" fast unscheinbar darunter gedruckt ist. "Rechtlich könnte es auch genau umgekehrt angebracht sein", erklärt Döring. Doch die Verwaltung unterstütze, dass die erst 1969 zu Wachtberg zusammengeschlossenen Dörfer weiterhin auch ihre jahrhundertealte Identität wahren möchten.
Neben dieser großen Historie , in die mich Döring und Picard über die Römerzeit hinaus zurückführen, begeistert mich beim ersten Besuch im Ländchen vor allem die Natur. Es mag am herrlichen Wetter liegen, aber den Wunsch eines eigenen kleinen Anwesens auf dem Rodderberg trage ich seit dem Besuch dort mit mir umher. Von diesem inaktiven Vulkan aus lässt sich sogar der Kölner Dom erblicken. Ein Stückchen Heimat, wobei der Blick von hier draußen bedeutend schöner ist, als von der Autobahn aus, über die ich später zurück in die Domstadt fahre.
Apropos: Mein Wachtberger Lieblingsbauwerk, neben der beeindruckenden Burg, habe ich bereits gefunden: die Marienkapelle. Oder wie man sie auch nennt: den Dom zu Klein Villip.
Nach den "tollen Tagen" trifft sich der Volontär mit einem Wachtberger Trio, das ihm die Kultur der Gemeinde näher bringt.
Der Volo will's wissen
Clemens Boisserée ist seit Februar GA-Volontär. Die erste Station hat ihn in die Redaktion Bad Godesberg und Wachtberg geführt - in ein Gebiet, in das der gebürtige Kölner zuvor noch nie einen Fuß gesetzt hatte. Das ändert sich nun, der 24-Jährige soll Wachtberg mit all ihren Facetten kennenlernen.
Wenn Sie sich noch beteiligen möchten, Clemens Boisserée selbst herumführen möchten oder einen Vorschlag für einen lohnenswerten Ausflug in die Gemeinde haben, schreiben Sie eine kurze E-Mail oder einen Brief an die Redaktion Bad Godesberg und Wachtberg, Koblenzer Straße 61, 53173 Bonn.
Die E-Mail-Adresse lautet: godesberg@ga.de
