16-Ender als Rudelchef in Troisdorf Im Tier- und Waldpark tummeln sich auch seltene Hühnerrassen und Rotwild

TROISDORF · Er hat keinen Namen, kräht aber in einer Lautstärke, dass man sich fast die Ohren zuhalten müsste: Der Hahn ist von der Rasse "Sperber", was der Zeichnung seines Gefieders zu verdanken ist. So allerlei feine Striche zeigt das Federkleid, ganz so, wie man es von der Sperberbrust kennt. "Nur noch 400 Stück dieser Rasse gibt es in ganz Deutschland", sagt Tierpflegerin Andrea Happ. Sie ist für die Vögel im Tier- und Waldpark in Troisdorf zuständig und kümmert sich täglich um das Federvieh.

 Carsten Walbröhl (l.) und Stephan Roesner im Hirschgehege hinter Burg Wissem.

Carsten Walbröhl (l.) und Stephan Roesner im Hirschgehege hinter Burg Wissem.

Foto: Hans-Joachim Wimmeroth

Neben Sperbern gibt es in den Volieren auch noch andere Rassen wie etwa Totleger. Carsten Walbröhl und Stephan Roesner von Baubetriebsamt der Stadt erläutern, dass diese Rasse so lange so viele Eier legen, bis sie daran versterben.

Die Sorge müsse man indes im Vogelpark nicht haben, erläutern die beiden. Zu viele Störungen durch die Besucher hindern die Hühner am Legegeschäft. Denn leider, bedauern Walbröhl und Roesner, halten sich viele Besucher nicht an die Vorgaben der Stadt. Manche lassen die Vögel durch ihre Hunde verbellen, andere kratzen mit Stöckchen an den Gittern der Volieren und werfen Futter hinein.

Das ist nicht nur verboten, sondern auch schädlich für die Tiere. "Da werden auch noch ganze Altbrotladungen in den Teichen des Vorgelparks entsorgt", klagt Walbröhl, "dadurch überdüngen die Gewässer und können dann bei Sauerstoffmangel umkippen." Das heißt, das Gewässer ist im Ergebnis tot.

Das geeignete Futter wird in einem eigens dafür angeschafften Container hergerichtet und vom Kreisveterinäramt auch überwacht. In dem Container haben dann auch Andrea Happ und die Gärtnerin Birgit Überschuß einen kleinen Aufenthaltsraum. Und einen abgetrennten Tierpflegeplatz gibt es auch noch: Sehr hygienisch eingerichtet mit gut zu reinigendem Edelstahl und mit dem Ellenbogen zu bedienenden Wasserhähnen. Wie Walbröhl und Roesner sagen, sei das alles in Eigenleistung des Baubetriebsamtes entstanden und habe rund 60 000 Euro gekostet.

Vom Tier- und Waldpark ist es nur ein kleiner Spaziergang zum Wildgehege hinter der Burg Wissem. In einem Gehege leben 16 Stück Rotwild. Dabei ist als Rudelchef ein starker 16-Ender unterwegs, den Roesner auf ein Alter von etwa zehn Jahren schätzt. Vier Spießer mit recht lang entwickelten Geweihstangen stehen respektvoll in der Nähe, und wenn einer dem Chef "Hansi" zunahe kommt, senkt der sein Geweih und stößt einen Warnruf aus.

Respektiert der Jüngling das nicht, gibt es Senge. Die Hirsche werden regelmäßig ausgetauscht in Zusammenarbeit mit anderen Gehegen, damit es nicht zu Inzuchten kommt. Außerdem werden die Tiere regelmäßig veterinärärztlich kontrolliert. Allerdings gibt es keine Medikamentengaben, sieht man von einer regelmäßigen Entwurmung der Tiere ab.

Nebenan wohnt eine andere Hirschart, die Sikas. Sie sind deutlich kleiner als das heimische Rotwild und erinnern ein wenig an Damwild. Sikawild stammt ursprünglich aus dem ganz fernen Osten und ist erstmals 1893 in Deutschland in Parks ausgesetzt worden. Von dort haben sich dann ausgebrochene Tiere seit Mitte des 20. Jahrhunderts verteilt.

Heute kommen sie nur noch im Sauerland, zwei Gebieten in Schleswig-Holstein, im Weserbergland und im Schwarzwald vor. Das früher in dem Gehege gehaltene Damwild hat die Stadt abgeschafft, weil aus unerklärlichen Gründen Damwild Plastik frisst und daran eingehen kann. Die Tiere dort können aber auch an unsachgemäßem Futter erkranken, dass trotz Verbotes von uneinsichtigen "Tierfreunden" dort immer wieder in die Gehege geworfen wird. "Bitte nicht, im Interesse der Tiere", wünschen sich Walbröhl und Roesner.

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