Künftige Swisttaler Bürgermeisterin Kalkbrenner: "Runde Tische in jedem Ort"

Der Tag nach dem Wahlsieg. Frisch und munter sitzt die künftige Bürgermeisterin von Swisttal gestern Morgen um 9.30 Uhr schon wieder in ihrem Büro im Ludendorfer Rathaus. Dass sie bis in die Nacht hinein gefeiert hat, sieht man Petra Kalkbrenner nicht an. Mit ihr sprach Hans-Peter Fuß.

 Es ist geschafft: Petra Kalkbrenner freut sich im Sitzungssaal des Ludendorfer Rathauses mit ihren Parteifreunden Wilfried Mühlhausen, Brigitte Donie und Gertrud Klein (r.) über ihren Wahlsieg.

Es ist geschafft: Petra Kalkbrenner freut sich im Sitzungssaal des Ludendorfer Rathauses mit ihren Parteifreunden Wilfried Mühlhausen, Brigitte Donie und Gertrud Klein (r.) über ihren Wahlsieg.

Foto: Roland Kohls

Wie geht es Ihnen? Haben Sie Kopfweh?

Petra Kalkbrenner: Nein, ich bin nicht verkatert. Ich habe zwar einige Gläser Kölsch getrunken, aber zwischendurch auch reichlich Wasser. Das Tagesgeschäft hier muss ja weitergehen. Gerade kümmere ich mich um die Förderantragssituation für unsere anstehenden Kindergarten-Projekte.

Wie lange haben Sie gefeiert?

Kalkbrenner: Wir waren mit etwa 40 Freunden und Helfern zunächst im Restaurant Graf Belderbusch in Miel, anschließend habe ich noch bis 2 Uhr zu Hause mit der Familie zusammen gesessen.

Haben Sie die Gratulationen schon gesichtet?

Kalkbrenner: Nein, noch nicht ganz. Neben den persönlichen Glückwünschen gab es etwa 250 Gratulationen per Mail, SMS oder über die Netzwerke. Allen möchte ich danken. Auch meinem Team und den Wahlvorständen.

Wie groß war am Sonntag die Erleichterung?

Kalkbrenner: Es war weniger Erleichterung, vielmehr die reine Freude. Es hatte sich ja früh nach 18 Uhr abgezeichnet, dass ich gewinnen würde.

Brauchen Sie jetzt erst einmal Urlaub?

Kalkbrenner: Ab Donnerstag mache ich ein paar Tage Urlaub, mehr ist im Moment nicht drin. Der Wahlkampf war lang und hart, aber fair. Wir hatten große Aufmerksamkeit, weil parallel keine Kommunalwahl anstand.

Wie bewerten Sie die Wahlbeteiligung von 50,1 Prozent?

Kalkbrenner: Im Vergleich zu anderen Kommunen gut. Es ist aber grundsätzlich schade, dass nur die Hälfte der Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch macht.

Warum haben Sie in Heimerzheim und Odendorf keine Mehrheit erreicht?

Kalkbrenner: Heimerzheim war immer schon schwierig für die CDU. Dort hätte man vielleicht mehr Wähler mobilisieren können. In Odendorf standen Themen an, die stark polarisiert haben: Bahnhofsumfeld, Gewerbegebiet, Scharka-Virus. Insgesamt fällt es der CDU leichter, in kleineren Orten zu punkten, da man dort die Menschen leichter erreicht.

Stichwort Gewerbegebiet Odendorf: Werden Sie als Bürgermeisterin Geschäftsführerin der Projektentwicklungsgesellschaft bleiben?

Kalkbrenner: Das wird man im Rat diskutieren müssen. Denkbar ist aber auch ein professioneller Geschäftsführer von außen oder jemand aus der Verwaltung.

Auch viele Parteifreunde erwarten von Ihnen eine Umstrukturierung der Verwaltung. Was liegt dort im Argen?

Kalkbrenner: Es gibt einiges zu verbessern. Zunächst werde ich mit den Fachbereichsleitern in Klausur gehen und überlegen, wie man Sachgebiete sinnvoller zusammenfassen kann. Dann folgen Gespräche mit den Fraktionsvorsitzenden. Daraus wird sich dann ergeben, mit welcher Qualifikation die Beigeordnetenstelle ausgeschrieben wird.

Sie standen bisher in der zweiten Reihe hinter Bürgermeister Eckhard Maack. Hat er Sie an Ihrer Entfaltung gehindert, wie einige Politiker anmerkten?

Kalkbrenner: Er ist der Chef, er gibt die Linie vor. Das heißt nicht, dass nicht intern kontrovers diskutiert wurde.

Was schätzen Sie an ihm?

Kalkbrenner: Seine Verwaltungskompetenz und seinen Humor.

Wie wird Ihr Führungsstil aussehen?

Kalkbrenner: Ich bin entscheidungsfreudig und teamorientiert. Ich kann ausgleichend wirken und die Interessen der Fraktionen im Rat so bündeln, dass gute Lösungen für die Bürger herauskommen.

Wie wollen Sie das bewerkstelligen?

Kalkbrenner: Zum Beispiel durch regelmäßige Runden mit den Fraktionsvorsitzenden. Man muss schauen, dass einem das juristische Denken bei der Suche nach unkonventionellen Lösungen nicht im Wege steht. Als ich Rechtsamtsleiterin in Pirna war, hat meine Beigeordnete einmal zu mir gesagt: "Ich möchte nicht hören, was nicht geht. Ich möchte hören, was doch geht." Den Satz habe ich mir gut gemerkt.

Auf welche Weise wollen Sie die Bürger stärker an der Gemeindepolitik beteiligen?

Kalkbrenner: Zunächst durch Runde Tische einmal pro Jahr in jedem Ort. Wie die themenbezogene Beteiligung aussehen kann, muss ich noch konkretisierend überlegen.

Welche Aufgaben stehen zu Beginn Ihrer Amtszeit an?

Kalkbrenner: Die Vorbereitung des Doppelhaushalts 2016/17, der am 27. Oktober eingebracht wird. Und natürlich die Unterbringung der Flüchtlinge.

Was wollen Sie am Ende Ihrer Wahlperiode 2020 geschafft haben?

Kalkbrenner: Eine höhere Wahlbeteiligung und eine höhere Zufriedenheit der Bürger mit der Verwaltung. Und Swisttal soll ein lebenswerter Wohnstandort mit vielen zusätzlichen Arbeitsplätzen werden.

Zur Person

Petra Kalkbrenner, 51, geboren in Aachen, aufgewachsen in Schleiden. Jurastudium in Bonn und München. 1994 bis 2001 Rechtsamt Pirna. Seit 2001 Beigeordnete in Swisttal und ab 21. Oktober Bürgermeisterin.

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