Umfrage zum Thema Schreibschrift in Schulen Es geht auch um die Feinmotorik

SIEGBURG · Pädagogen in der Region sehen Computer eher als Ergänzung. Die gängige Methode ist "Lesen durch Schreiben lernen".

 Auch an der Tastatur des Computers üben Erstklässler wie Benjamin das Schreiben.

Auch an der Tastatur des Computers üben Erstklässler wie Benjamin das Schreiben.

Foto: Axel Vogel
  • SIEGBURG. "Die Zahl der Kinder, die nicht wissen, wie sie einen Stift halten müssen, nimmt zu", hat Thomas Thumser, Leiter der Grundschule Wolsdorf, beobachtet. Daher positioniert er sich klar für den Erhalt der Schreibschrift. "Für viele Schüler wäre es sogar gut, wie früher Schwungübungen zu machen", sagt Thumser, an dessen Schule die Kinder nach der gängigen Methode "Lesen durch Schreiben" lernen - also erst Druckbuchstaben und mit dem Beginn des zweiten Schuljahres die verbundene Schrift. Das schule die Feinmotorik. In allen Klassenzimmern stehen zwei Computer, zudem gibt es einen PC-Raum mit zwölf Arbeitsplätzen. Als Ergänzung, denn, so Thumser: "Es gibt viel wichtigere Dinge: Lesen, Malen und Schreiben".
  • KÖNIGSWINTER. "Bei uns lernen die Kinder Lesen durch Schreiben", sagt Rita Schonauer, Rektorin der Longenburgschule Niederdollendorf. "Das heißt, dass sie erst Druckbuchstaben lernen. Ende der ersten, Anfang der zweiten Klasse lernen sie dann die vereinfachte Ausgangsschrift." Diese wurde 1969 entwickelt und den Druckbuchstaben angenähert. Sie könne die Entscheidung der Finnen durchaus verstehen, so Schonauer. Selbstverständlich müssten die Kinder mit der Hand schreiben lernen, "aber es muss vielleicht nicht zwingend Schreibschrift sein". Darauf werde sehr viel Zeit verwendet, die man auch anders nutzen könne, denn am Ende entwickle doch jeder Schüler seine "eigene" Schrift. Man verfüge über Computer, die würden aber gezielt für Projekte eingesetzt und nicht während einer normalen Deutschstunde.
  • DERNAU. "Die Einführung der Grundschrift, eine Variante der Druckschrift, ist uns als Schule freigestellt. Wir lehren hier die Schreibschrift und bleiben auch dabei", so Ralph Stollorz, Leiter der Sankt-Martin-Grundschule in Dernau, "weil auch die Elternschaft das wünscht." In Fällen, in denen Kinder sich schwer täten, könne auch die Grundschrift benutzt werden. "Ich halte den Schritt der Finnen für mutig, wollte aber persönlich nie auf das Erlernen der Schreibschrift als Grundfertigkeit verzichten. Wir haben auch einen Computerraum, weil in Sachen Neue Medien noch viel auf uns zukommen wird, aber sie werden nicht täglich im Unterricht eingesetzt."
  • BONN. "Wir arbeiten mit der vereinfachten Ausgangsschrift", sagt Angelika Herder, Leiterin der Matthias-Claudius-Grundschule in Bonn. Sie sei leichter zu lernen als die lateinische Ausgangsschrift. In Ausnahmefällen, bei Kindern mit großen motorischen Schwierigkeiten, setze sie Tastaturen ein. "Grundsätzlich bin ich für den Erhalt der Schreibschrift. Die Handschrift gehört zum Menschen. Kinder entwickeln mit der Zeit eine individuelle Schrift. Spätestens ab zehn Jahren erkennen Sie die Kinder an ihren Handschriften."
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