Wilfried Schmickler in Siegburg Worte wie Maschinengewehrkugeln

SIEGBURG · Wilfried Schmickler ist jemand, der Tacheles spricht, an die Schmerzgrenze, aber nie unter die Gürtellinie geht. Mal gibt der Kabarettist den feinen Beobachter, der zynisch den Finger in die Wunde legt, mal fährt er polternd schweres Geschütz auf, um Missstände anzuprangern. Dann fliegen dem Publikum die Worte wie Maschinengewehrkugeln um die Ohren.

 Unter Dauerstrom: Wilfried Schmickler.

Unter Dauerstrom: Wilfried Schmickler.

Foto: Paul Kieras

Er holt die verbale Keule genauso gerne mit lauter Stimme heraus, wie er mit leisen Tönen feine Stiche setzt - die aber treffsicher. Man nennt ihn "Scharfrichter unter den deutschen Kabarettisten", "linguale Axt" oder "Revolverschnauze". Mit seinem Programm "Ich weiß es doch auch nicht" trat er am Freitag in der Rhein-Sieg-Halle wieder den Beweis an, dass er zu Recht zu den besten Politsatirikern zählt.

Schmickler macht klare Ansagen. "Das kann euch doch nicht einfach so am gläsernen Hintern vorbeigehen, dass nichts mehr, was wir sagen oder tun, geheim bleibt", wendet er sich an das Auditorium, als er den Abhörskandal ins Visier nimmt. "Es folgt ein Text, den Sie sich gefälligst hinter die neugierigen Ohren schreiben können", ruft er allen zu, die gerade "ab-, mit- oder zuhören", und feuert dann eine Sprachsalve ab, bei der er keine Luft holt. "Wer wann mit wem warum verkehrt, wer wann von wo nach wohin fährt (...), kurzum, wer wo mit wem und wann, das geht euch einen Sch...-Dreck an", haut er seinem imaginären Gegenüber um die Ohren.

Nichts kommt bei ihm ungeschoren davon, ob es der deutsche Schlager ist oder das Fernsehprogramm, bei dem die Menschen verblöden. Etwa bei den "Sonntagabend-Schmonzetten, wenn Rosamunde durch die Rabatten "pilchert". Natürlich bedenkt er "Mutti" Merkel ebenso mit beißendem Spott wie "Fipsi Rösler", die gesamte Regierung und Opposition, Banker und Kirchenvertreter, Salafisten und tumbe Rechtsradikale. Zwischendurch singt Schmickler sogar, schlägt vermeintlich sanftere Töne an, die aber nicht weniger eindringlich sind. Für seine Anhänger ist der Mann mit dem oft grimmigen Blick der Wutbürger schlechthin, dessen Waffe die geschliffene Zunge ist. Und die hat Schmicklert wieder überzeugend eingesetzt. Anhaltender Applaus zeigte, dass er den Menschen aus der Seele sprach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort