Aktionswoche "Nicht allein mit Demenz" "Über das Schweigen nicht schweigen"
RHEIN-SIEG-KREIS · Oft genügen ein paar Takte, schon ist die Erinnerung an längst vergessene Zeiten wieder da. Und mit ihr unweigerlich die Gefühle, die eng mit Musik, fröhlichen Feiern, ausgelassenen Tanzabenden und der großen Liebe verbunden sind.
Eben da setzt die bundesweite Initiative "Wir tanzen wieder" an. Sie bringt Menschen mit und ohne Demenz in Tanzschulen zusammen - so auch in Bonn und in Hennef. Die beiden Bälle sind Teil der Aktionswoche "Nicht allein mit Demenz", die der Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Bonn ab Montag, 21. September, erneut zusammen mit dem Demenz-Service-Zentrum Region Bonn und das südliche Rheinland gestalten.
"Die Gruppe der Menschen, die von Demenz betroffen sind, wird weiter wachsen", sagt der Kreisgesundheitsdezernent Hermann Allroggen. Daher sei es wichtig, die Krankheit stärker im Bewusstsein zu verankern und Hilfen für Menschen mit Demenz und für deren Angehörige vorzustellen.
Noch immer werde in der Regel nicht gerne darüber gesprochen. Dieses Verschweigen mache Betroffenen und ihren Angehörigen das Leben aber noch schwerer. "Daher gilt für unsere Aktionswoche: Über das Schweigen nicht schweigen", so Allroggen. "Wir wollen allen Betroffenen signalisieren, ihr seid nicht allein mit der Krankheit."
50 Veranstalter aus der Region Bonn/Rhein-Sieg beteiligen sich mit mehr als 80 Angeboten an der Aktionswoche, die am Welt-Alzheimer-Tag, am Montag, 21. September, mit einer Auftaktveranstaltung im Siegburger Stadtmuseum beginnt. "Der Schwerpunkt liegt auf der kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe", sagt Barbara Zarfelder, Abteilungsleiterin "Besondere Betreuungsaufgaben" im Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Bonn.
So gibt es neben Informationen zu Hilfen und Unterstützungsangeboten in der Region auch Angebote mit Tanz, Gesang oder auch Führungen durch Museen. "Erstmals arbeiten wir auch mit zwei Moscheen zusammen", so Zarfelder. In Bonn und Alfter-Witterschlick gibt es Informationsveranstaltungen für pflegende Angehörige in türkischer Sprache.
"Und auch Sportvereine beteiligen sich mit speziellen Angeboten", ergänzt Paul Mandt, Koordinierungsstelle für Gerontopsychiatrische Versorgung im Kreis. Es gehe darum, Isolation zu vermeiden.
Ganz bewusst haben die Verantwortlichen für Auftakt und Abschluss der Aktionswoche ein Museum gewählt, berichtet Änne Türke vom Demenz-Servicezentrum. Den Beginn im Siegburger Stadtmuseum gestaltet unter anderem der Slam-Poet Lars Ruppel. Er gewährt Einblick in sein Projekt "Weckworte", das Poesie für Menschen mit Demenz bietet.
Und am Ende der Woche am Sonntag, 27. September, steht eine Vernissage im Kunstmuseum Bonn. "Da zeigen Demenzkranke ihre Arbeiten", sagt Daniel Lenartowski vom Haus der Bonner Altenhilfe. Das Ergebnis eines seit sieben Jahren laufenden Projektes. "Demenz ist längst Teil der Gesellschaft", sagt Hermann Allroggen. Daher sei es wichtig, die Betroffenen in die Gesellschaft zu integrieren.
Die Aktionswoche
Rund 1,2 Millionen Menschen sind in Deutschland an Demenz erkrankt, Tendenz steigend. Mit ihrer Aktionswoche wollen die Organisatoren allen Betroffenen und ihren Angehörigen Antworten auf die zentralen Fragen rund um die Erkrankung geben und das Thema stärker in den öffentlichen Fokus rücken.
Das Interesse ist da: Vor zwei Jahren hatten die mehr als 90 Veranstaltungen rund 1000 Besucher. "Die Beteiligten waren begeistert über die Resonanz", berichtet Daniel Lenartowski vom Haus der Bonner Altenhilfe. Dabei gehe es nicht allein um Pflege und Begleitung, sondern vor allem um Teilhabe - und weniger um die mit der Krankheit verbundenen Defizite als um die verbliebenen Ressourcen.
Das Programm der Aktionswoche liegt in allen Rathäusern sowie den Apotheken im Kreis und in Bonn aus. Mehr Infos auf www.demenzwoche-bonn-rhein-sieg.de.
