Thomas Blissenbach aus Siegburg Nicht ohne seinen "Kumpel"

SIEGBURG · Es ist elf Uhr am Siegburger Bahnhof. Nur relativ wenig Betrieb herrscht auf den Bahnsteigen und im Untergeschoss. In der etwas versteckten Dienststelle der Bundespolizei ist es ähnlich ruhig. Für den vierjährigen Rüden "Kumpel" Zeit zum Entspannen.

 Ein starkes Team: "Kumpel" und sein "Chef" Thomas Blissenbach auf der Wache im Siegburger Bahnhof.

Ein starkes Team: "Kumpel" und sein "Chef" Thomas Blissenbach auf der Wache im Siegburger Bahnhof.

Foto: Martina Welt

Er liegt fast reglos unter dem Tisch des Besprechungsraumes. Thomas Blissenbach (45) ist sein Diensthundeführer bei der Bundespolizei und wird mit "Kumpel" auf Streife gehen. Bevor es losgeht, machen Blissenbach und sein Hund einige "Aufwärmübungen" auf der Wache. Schließlich müssen die beiden in sieben Wochen zur Prüfung antreten.

Dann ist "Kumpel" einer der dual ausgebildeten Hunde der Bundespolizei - zum einen als Schutzhund und zum anderen als Sprengstoff-Spürhund. Die Hinterläufe soll er trainieren, indem er an seinem Halter hochspringt und auf zwei Pfoten hinter ihm hergeht.

Für den 45 Kilo schweren Koloss keine ganz leichte Aufgabe. Danach wird es anstrengend für seinen Halter, denn der nimmt den "Schmusebären" auf die Schultern, damit er - wenn nötig - auch die oberen Schließfächer im Bahnhof begutachten kann.

Stoisch lässt "Kumpel" all dies über sich ergehen. Seine Gemütslage ändert sich allerdings schlagartig, als Blissenbach seine blaue Dienstjacke über das T-Shirt anzieht, den Einsatzstock in die Gürtelschlaufe steckt und überprüft, ob Pistole, Reizstoffsprühgerät, Taschenlampe und Handfesseln dort sind, wo sie hingehören.

Vor lauter Begeisterung, dass es gleich losgeht, gibt "Kumpel" schon mal Pfötchen. Jetzt braucht Blissenbach nur noch sein Funkgerät, bevor er seinen besten Kameraden an die Leine nimmt, ohne das Zughalsband zu nutzen und ohne Maulkorb. "Das brauche ich bei ihm nicht", erklärt er, denn sein Hund, der wirklich imposante Ausmaße hat, sei grundsätzlich freundlich und habe eine relativ hohe Reizschwelle. Besonders toll findet "Kumpel" das Spielen, eine wichtige Voraussetzung für einen Diensthund. Immer dann, wenn er etwas richtig gemacht hat, spielt Blissenbach mit ihm.

Es geht los, die Arbeit beginnt. Die Streifgänge dienen vor allem der Prävention, erläutert Blissenbach. Für die Menschen am Bahnhof ist der Polizist eher ein gern gesehener Gesprächspartner. Ein älteres Ehepaar mit Spazierstöcken nähert sich mit etwas unsicherem Gang dem Hundeführer und seinem "Kumpel". Jetzt heißt es aufpassen, denn Stöcke aller Art liebt der Deutsche Schäferhund und sobald diese geschwenkt werden, ist er kaum zu halten.

Ähnlich ergeht es dem Putzmann gleich neben der Rolltreppe, der seinen Besen aus dem Putzgestell nimmt. Fast wäre "Kumpel" über das Geländer der Rolltreppe gehüpft, die er fachgerecht nutzen kann, um dem verlockenden Spielzeug näherzukommen. Blissenbach hat den Koloss jedoch einiges entgegenzusetzen und seinen Hund jederzeit unter Kontrolle. "Ich genieße die Arbeit mit dem Hund", schwärmt er von seinem Beruf, der neben jeder Menge Abwechslung die wunderbaren Besonderheiten des Mensch-Hund- Teams zu bieten hat.

"Meistens sind es Frauen, die Geräusche machen oder mir sagen, wie schön mein Hund ist", erzählt Blissenbach von seinen Berufserfahrungen. Er hat den Satz kaum zu Ende gesprochen, da bekommt "Kumpel" ein reizendes Lächeln von einer vorbeigehenden Dame geschenkt. "Die Frauen interessiert nur der Hund, ich bin völlig uninteressant", kommentiert Blissenbach die Begegnung und wird dann doch angesprochen.

"Ich komme gerade aus Amerika. Dort stellt man sich die Deutschen Schäferhunde viel kleiner vor", erzählt eine junge Frau dem Polizisten. 100 Meter weiter erkundigt sich ein alter Herr nach der Toilette im Bahnhof, auch hier kann Blissenbach weiterhelfen, während er seinen Hund dicht bei sich hält, um die Distanz zu wahren. Der ICE hält auf Gleis drei. Die Menschen steigen aus und laufen dicht an "Kumpel" vorbei mit klappernden Trollys, die sie hinter sich herziehen.

Jetzt geht Blissenbach auf Nummer sicher. Er legt eine Hand um den Hals des Hundes, um den Trieb, den Menschen hinterherzulaufen, im Keim zu ersticken. Eine Dame mit einem kleinen weißen Hündchen kommt auf "Kumpel" zu, sieht ihn und macht eine Kehrtwende. Der Hund ist ihm wohl zu imposant.

Mit gespitzten Ohren beobachtet der Diensthund seinen kleinen Artgenossen. Normalerweise würde das Gespann noch weiterziehen, nach Troisdorf, Hennef oder Köln-Deutz. Sämtliche Bahnhöfe gehören zum Einsatzbereich der Diensthundestaffel in Köln, die mit elf Hunden gut bestückt ist. Gemeinsam zeigen sie natürlich bei allen Großereignissen wie Fußballspielen, Rhein in Flammen oder den Kölner Lichtern Präsenz.

Heute geht es für Thomas Blissenbach und seinen Freund noch nach Hangelar, wo weiter für die bevorstehende Prüfung als Sprengstoff-Spürhund geübt wird, bevor dann der ausgiebige Abendspaziergang, ein voller Napf und eine entspannende Nacht auf "Kumpel" warten.

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