Auf der Zange in Siegburg Neues Bordell entsteht - Bürger befürchten Rotlichtviertel

SIEGBURG · Zimmer mit Sat-TV, drahtloses Internet, tägliche Reinigung, gute Verkehrsanbindung, Shopping direkt vor Ort möglich - was wie ein Hotel angepriesen wird, ist ein sogenanntes Laufhaus, das nach Aussage des Betreibers erste im Rhein-Sieg-Kreis.

Es soll demnächst in Siegburg auf der Zange eröffnen. Das Bordell "Club Maxim" am Siegdamm erweitert sein Geschäftsfeld um ein Haus mit zehn Zimmern, in denen Prostituierte ihre Dienste anbieten. Das ärgert viele Anwohner, die der Stadtverwaltung vorwerfen, die Bordell-Erweiterung am Bürger vorbei erlaubt zu haben.

Einer von ihnen ist Christian Bruns, der im Stadtteil Zange wohnt. "Der ICE-Bahnhof und viel Bürgerengagement haben die Zange aufblühen lassen, heute wohnen hier viele Familien mit Kindern." Das Bordell habe bisher nicht wirklich gestört, sagt er: "Da fahren zwar viele Taxen vor, aber ansonsten spielt sich alles relativ diskret ab."

Jetzt befürchten Bruns und viele seiner Nachbarn, dass sich das ändern könnte: "In einem Laufhaus ist deutlich mehr los, und es zieht auch Voyeure an, die einfach mal gucken wollen", sagt Bruns. Nach seinen Recherchen entwickle sich im Umfeld eines Laufhauses häufig ein Straßenstrich, auch Drogen seien oft im Umlauf.

"Wir haben Angst, dass unsere Kinder mit so etwas in Berührung kommen", sagt Bruns. Diese Angst teilten er und weitere Anwohner der Stadt mit. Dort seien sie aber "auf Granit gestoßen". Das scheint auf dem "kleinen Dienstweg geregelt worden zu sein", vermutet Bruns.

Auch die FDP hat in Bezug auf das Bordell eine Anfrage an Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn gestellt. Die Erweiterung bereite seiner Partei Sorge, sagte Fraktionsvorsitzender Jürgen Peter dem GA. Die Bürger hätten Angst, "dass der Stadtteil zum Rotlichtviertel wird", so Peter. Das Genehmigungsverfahren sei offenbar "in aller Stille vollzogen" worden.

Die Verwaltung spricht auf Nachfrage von einem "zwingenden Anspruch des Antragstellers auf Genehmigung". Bereits im Herbst 2012 habe der Besitzer des Nachtclubs am Siegdamm einen Antrag auf Genehmigung des Laufhauses beim Bauamt gestellt und sämtliche nötigen Unterlagen und baurechtliche Nachweise geliefert. Ein Gutachten, das die Stadt bei einem Fachanwalt in Auftrag gegeben habe, habe ergeben, dass eine Ablehnung "Schadensersatzansprüche gegen die Stadt und die beteiligten Mitarbeiter zur Konsequenz gehabt" hätte.

Der Gründer der Maxim GmbH und Besitzer des gleichnamigen Nachtclubs, Mustafa Dilek, bestätigte dem GA, dass er derzeit die Werkstatt im Hinterhof des Grundstücks im Gewerbegebiet zu einem Laufhaus umbaue. Er wolle aber weder Aufsehen erregen noch die Anwohner oder die Stadt verärgern.

Mit kriminellen Vereinigungen habe er nichts zu tun: "Seit ich 2010 eröffnet habe, ist nie die Polizei hier gewesen, und auch sonst gab es keinen Ärger", betonte Dilek. "Ich bin ein Junge von hier und habe der Stadt mein Wort gegeben, dass Siegburg auch weiterhin sauber bleiben wird."

Was ist ein Laufhaus?

Ein Laufhaus ist eine spezielle Art des Bordells. Die Prostituierten können dort für einen bestimmten Preis Zimmer mieten, in denen sie ihre Dienste den Freiern anbieten. Der Begriff Laufhaus wird verwendet, weil die Kunden durch die Gänge des Hauses laufen, mit den Prostituierten direkt verhandeln können und gegebenenfalls einen Vertrag schließen können. Der Eintritt selbst kostet meist nichts. In einem klassischen Bordell hingegen muss der Kunde Eintritt und meist auch einige teure Getränke zahlen, bevor er, meist an einer Bar, mit den dort arbeitenden Frauen ins Geschäft kommt.

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