Planfeststellungsverfahren Ein natürlicher Lauf für die Sieg

RHEIN-SIEG-KREIS · Mehr Freiraum für die Sieg, Biotope statt "Flussautobahn": Das ist das Ziel des Projekts "Renaturierung Siegmündung", das die Bezirksregierung Köln aktuell vorbereitet. Deren Vertreter machten am Dienstag im Siegburger Kreishaus vor allem eines deutlich: Sie wollen die Pläne weiter in enger Abstimmung mit den Bürgern gestalten.

Im Sommer beginnt das Planfeststellungsverfahren, zu dem die formale Bürgerbeteiligung gehört. Aus diesem Anlass startet heute eine Informationskampagne mit einer eigens entworfenen Broschüre. Unterdessen ist klar: Die Überlegungen, Sport-, Spiel- und Grillplatz in Meindorf zugunsten der Sieg zu verlegen, sind definitiv vom Tisch.

Der gesamte Plan zur Renaturierung deckt ein 670 Hektar großes Gebiet ab. Es reicht von der A 59 bei Menden bis zur Mündung in den Rhein bei Mondorf. Hintergrund ist ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die von der Bezirksregierung Köln vor Ort umgesetzt wird.

"Entfesselung der Sieg" lautet die Devise. Dabei wird in weiten Teilen die Uferbefestigung entfernt, die wie ein starres Korsett ist. Wenn die dicken Steinbrocken verschwinden, kann sich die Sieg natürlicher entwickeln - ein Prozess, der schätzungsweise 30 bis 40 Jahre dauert. "Es geht darum, Lebensgemeinschaften zu etablieren, die es momentan überhaupt nicht gibt", erklärte Martin Nußbaum von der Bezirksregierung Köln

Damit verändert sich das Landschaftsbild. Die Hauptwege bleiben laut Bezirksregierung aber weiterhin bestehen, es gebe wohl lediglich marginale Änderungen. Auch am Hochwasserschutz ändere sich nichts. Hier die Natur, dort Naherholung und Landwirtschaft: Dass da Konfliktpotenzial besteht, liegt auf der Hand.

"Wir wollten das Verfahren von Anfang an so managen, dass am Ende keiner überrascht wird", sagte Joachim Schwab, Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung. Daher habe die Behörde schon bei der 2011 begonnenen Vorplanung nicht weniger als 141 Personen aus den umliegenden Kommunen eingebunden, die - wie auch immer - betroffen sein könnten: von der Fischreibruderschaft in Bergheim über Bürgervereine und Abwasserbetriebe bis hin zu Naturschutzverbänden.

Der jetzt vorliegende Entwurf ist auch ein Ergebnis dieser öffentlichen Diskussion und zugleich Grundlage für das Planfeststellungsverfahren, das 2014 abgeschlossen sein soll. Die wohl markanteste Änderung in den Entwürfen betrifft Meindorf: Die anfänglichen Überlegungen, den Fußballplatz sowie den benachbarten Grill- und Spielplatz zu verlegen, erwiesen sich als nicht durchsetzbar.

Zu groß war der Widerstand in der Bevölkerung. Jetzt soll die Uferbebauung an dieser Stelle auf Meindorfer Seite unangetastet bleiben. "Wir sind froh, dass man sich von der großen Lösung verabschiedet hat", so Ortsvorsteher Peter Kespohl zum GA. "Man hätte damit unsere Freizeit-Infrastruktur zerstört." Die Bezirksregierung werde nichts gegen den erkennbaren Willen der Bevölkerung umsetzen, so Schwab. Auch mit den betroffenen Landwirten wolle man Einigkeit erzielen. Bei einem Flurbereinigungsverfahren sollen die Grundstücke neu geordnet werden.

Die Umsetzung der Pläne kostet laut Bezirksregierung 4,5 Millionen Euro, die teils vom Land und teils über EU-Mittel (die noch beantragt werden müssen) finanziert werden. Um weiter über das Projekt zu informieren, hat die Bezirksregierung für rund 25.000 Euro eine Broschüre erstellen lassen, die ab heute als Beilage in den Wochenblättern an 16.000 Haushalte in Sankt Augustin, Troisdorf, Niederkassel und Beuel verteilt wird.

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