Siegburger Kompositionswettbewerb 2014 Ein Raum als akustisches Klangfeld

SIEGBURG · Wenn alles wie geplant läuft, dann dürfte die Aufführung der Festmusik zur 950-Jahr-Feier der Stadt Siegburg von Matthias Krüger, einer der drei erwachsenen Preisträger des Siegburger Kompositionswettbewerbs 2014, ein Akustik-Event für Ohren und Augen werden.

 Matthias Krüger (links) macht sich gemeinsam mit Christian Ubber ein Bild vor Ort.

Matthias Krüger (links) macht sich gemeinsam mit Christian Ubber ein Bild vor Ort.

Foto: Paul Kieras

Im Rahmen der Preisverleihung durch den Bürgermeister wird Krügers Festmusik in Siegburg erstaufgeführt. Schon jetzt steht fest: Alle Sinne der Zuhörer sollten offen sein - denn Krüger wurde mit seiner Komposition für sieben Posaunen mit einem Sonderpreis für sein "überragendes Werk des Wettbewerbs" geehrt. Was an diesem Werk bemerkenswert ist, "sollte jeder Zuhörer für sich selber erleben", sagt der Komponist bescheiden. In Siegburg aufgeführt wird die Komposition im November. Jetzt machte sich der Kölner Komponist mit den Siegburger Räumlichkeiten vertraut und erläuterte im Gespräch mit dem GA einige Besonderheiten.

Das Werk ist tonal gelöst, trägt den Titel "rast" und bezieht sich damit auf einen Modus aus der arabischen Musik. Bereits letztes Jahr gab es eine Werk-Aufführung in einer Kölner Fassung, die Krüger für die Kirche Sankt Panthaleon geschrieben hatte und die sich nach deren räumlichen Besonderheiten richtete. In der nun prämierten Siegburger Fassung ist das Werk auf die lokalen Besonderheiten des Stadtmuseums mit seiner Galerie und dem Durchbruch zur Stadtbibliothek ausgerichtet.

Der Kompositionswettbewerb hatte eine Festmusik zur 950-Jahr-Feier für Posaunenensemble ausgeschrieben. Die Jury urteilt nun: "Aufgrund seiner außer Frage stehenden Qualität ist es eine Festmusik, auf die die Stadt Siegburg in ihrem Jubiläumsjahr stolz sein kann."

Das Festliche steckt laut Krüger "im Instrument an sich", sei aber nicht eindeutig auszumachen. Und aus dem bloßen Lesen des Notentextes ist es freilich genauso wenig erlebbar, wie aus einer Aufnahme. "Meine Musik ist nicht als Konserve geeignet", meint Krüger, der nach Kompositions- und Musikstudium in Köln, New York und Paris (2007-2014) eine ganze Reihe an Preisen und Stipendien aufweisen kann. "Man muss die Aufführung erleben und auch das Raumfüllende hören und sehen - das Auge hört mit."

Gestaltet wird das Erlebnis für Augen und Ohren durch das Posaunenensemble der Musikhochschule Köln unter der Leitung von Professor Ulrich Flad. Die Musiker werden in drei Klanggruppen über das Museum verteilt sein. Acht Meter lange Schläuche werden von der Galerie des Museums herabhängen und eine direkte Verbindung mit ein paar Gießkannen im Untergeschoss haben. Insgesamt sieben Gießkannen stehen dort auf dem Boden als Klangkörper zur Verfügung.

Durch die Verbindung zwischen dem Quartventil der Posaune und den mit Wasser gefüllten Gießkannen entstehen Blubber- und Plätscher-Geräusche. Das Geräusch- und Klang-Event fordert zudem verschiedene Spieltechniken von den Posaunisten ein: Flatterung, Singen ins Instrument, Dämpfer und Luftgeräusche. Der Raum wird zum akustischen Klangfeld - die Profimusiker schlagen damit den Bogen von der Posaune, die im herkömmlichen Sinne ein festliches Instrument ist, bis zum zeitgenössischen, modernen Klangkörper.

Man darf also gespannt sein auf diese moderne Festmusik von Matthias Krüger, die das Kölner Posaunenensemble unter Leitung von Ulrich Flad am Dienstag, 18. November, ab 19.30 Uhr im Stadtmuseum aufführt. Dann erhalten auch alle übrigen Preisträger ihre Preise für ihre Musiken zum Jubiläum.

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