Siegburger Stadtmuseum Ausstellungseröffnung von Harald Naegeli

SIEGBURG · Die Wechselausstellungshalle des Stadtmuseums platze am Sonntagmorgen bei der Vernissage zur Ausstellung des gebürtigen Schweizers Harald Naegeli aus allen Nähten.

 Der "Sprayer von Zürich" in Aktion: Harald Naegeli sprüht eine Zeichnung auf die Wand des Stadtmuseums.

Der "Sprayer von Zürich" in Aktion: Harald Naegeli sprüht eine Zeichnung auf die Wand des Stadtmuseums.

Foto: Holger Arndt

Der sprühte anschließend im Erdgeschoss noch einen Pegasus an eine Wand. Das war aber nicht das einzige Geschenk an die Stadt: Der Künstler vermachte ihr auch die Hälfte seiner Zeichnungen, wie Bürgermeister Franz Huhn bei seiner Begrüßungsrede stolz verkündete.

Die Einführung zum Werk Naegelis übernahm Renate Goretzki vom Katholisch-Sozialen Institut, das schon lange mit dem 75-Jährigen zusammenarbeitet und außerdem als "Neu-Siegburger" ab 2015 die Ausstellung unterstützt. Goretzki würdigte Naegeli, den schon 1984 Joseph Beuys "Urfigur des Freiheitssinns und der Beweglichkeit" genannt hatte, als einen "Freiheitshandwerker". Der als "Sprayer von Zürich" bekannt gewordene Psychologe, Zeichner und Naturschützer, der in Düsseldorf lebt, hinterlässt Strichfiguren im öffentlichen Raum an Haus- und Betonwänden, ironisiert, provoziert und politisiert, stellt immer gesellschaftskritisch einen Bezug zu Orten und Begebenheiten her.

Naegeli protestiert unter anderem gegen die Verödung der Städte. Während man in Deutschland Häuser hauptsächlich im Krieg zerstört habe, findet laut seiner Aussage in der Schweiz "eine Vernichtung aus niederträchtigen, kommerziellen Beweggründen" statt. Goretzki ging dann auf die im Museum präsentierten Arbeiten auf Papier ein, Zeichnungen, die eigenständig seien und nicht mehr die Funktion eines Entwurfes hätten. Im Fokus stehe die Bewegung in der Natur, und nicht das exakte Abbild von Tieren und Landschaften sei entscheidend, so Goretzki. Naegeli vermeide geschlossene Bilder, "um dem Betrachter die Eindrücke von Bewegung zu vermitteln". Der bekomme so "eine Ahnung von Unendlichkeit".

"Größte Freiheit vom und zum Gegenstand finde ich im Zeichnen", sagte der Künstler selbst. Unter Begleitung von Trommelschlägen ("Die haben nichts zu bedeuten, das ist nur ein bisschen Performance") und unter den Augen der Gäste sprayte er Pegasus, das geflügelte Pferd der griechischen Mythologie, als eins, "das sich von der Erde lösen kann". In seiner unverwechselbaren Art setzte er das Tier mit einigen gezielten Linien "in Bewegung". Es gehe ihm darum - wie bei allen Arbeiten - "Leichtigkeit, Durchsichtigkeit und Beweglichkeit" darzustellen. Und zwar "im Gegensatz zur Schwerfälligkeit und Unbeweglichkeit der Gesellschaft".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort