Prozess in Siegburg 46-Jähriger gab sich als Anwalt aus

SIEGBURG · Monatelang musste eine Rechtsreferendarin befürchten, nicht zur Examensprüfung zugelassen zu werden. Der Grund dafür war ein ehemaliger Anwalt aus Siegburg.

Der heute 46-Jährige ließ die Frau während ihres Referendariats bei sich einen Teil der Ausbildung absolvieren - obwohl er seit Dezember 2012 gar keine Anwaltszulassung mehr hatte.

Dies brachte dem Mann nun einen Prozess wegen Titelmissbrauchs vor dem Siegburger Amtsgericht ein. Laut Anklage hatte er nicht nur der Referendarin vorgetäuscht, dass er noch Anwalt sei. Auch in einem Zivilprozess trat er anscheinend im Frühjahr 2013 noch als Rechtsanwalt vor Gericht auf. Zudem soll das Kanzleischild trotz des Entzugs der Zulassung weiterhin am Büro gehangen haben.

Der ehemalige Anwalt äußerte sich zu dem vorgeworfenen Titelmissbrauch nicht persönlich: Er erschien am Dienstag erst gar nicht zur angesetzten mündlichen Verhandlung vor dem Strafrichter. Sein Verteidiger hatte dem Gericht bereits im Vorfeld schriftlich mitgeteilt, dass die Vorwürfe eingeräumt werden.

Daher waren sich Staatsanwältin Angela Wilhelm und Amtsrichter Hauke Rudat schnell darüber einig, dass der nicht anwesende Angeklagte per so genanntem Strafbefehl verurteilt wird: Der 46-Jährige erhielt eine sechsmonatige Bewährungsstrafe. Zudem muss er 150 Sozialstunden ableisten.

Die gemeinnützige Arbeit war dem Strafrichter wichtig: "Damit er weiß, wie es ist, umsonst zu arbeiten. Das hätte der Referendarin auch blühen können." So weit ist es nicht gekommen: Die Jurastudentin wurde letztlich doch zum zweiten Staatsexamen zugelassen und hat es auch hervorragend bestanden: Inzwischen arbeitet sie als Richterin.

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