Bauwerke in Sankt Augustin Stadt legt erstmalig einen Denkmalpflegeplan auf

SANKT AUGUSTIN · Es sind 137 Denkmäler, die die Stadt Sankt Augustin zählt. 137 Orte, an der die Geschichte der Stadt abzulesen ist, sei es an den mehr als 100 Baudenkmälern, wozu auch fünf Kirchen gehören, oder den fünf Bodendenkmälern wie der alten Mendener Kirche.

 Schauplatz mit blühender Originalität: Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus (links) und das Bodendenkmal "Alte Kirche" in Menden, wovon nur noch Mauerreste erhalten sind.

Schauplatz mit blühender Originalität: Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus (links) und das Bodendenkmal "Alte Kirche" in Menden, wovon nur noch Mauerreste erhalten sind.

Foto: Holger Arndt

Denkmäler müssen laut Gesetz erhalten und gepflegt werden, und zudem gibt es Gebäude oder Hausensembles in der Stadt, die erhaltenswert und denkmalwürdig sind. All das wurde bisher wenig planvoll von Fall zu Fall betrachtet, was sich mit dem Denkmalpflegeplan ändern soll. "Das Thema Denkmäler soll strukturiert und integraler Bestandteil des Stadtentwicklungskonzeptes werden", sagt der Technische Beigeordnete, Rainer Gleß. "So einen Plan haben wir noch nicht."

Der Architekt, Bauhistoriker und Professor an der Fachhochschule Köln, Michael Werling, hat bereits mit ersten Arbeiten für den Plan begonnen und legte dem Umwelt-, Planungs- und Verkehrsausschuss einen Zwischenbericht vor. Für Heiterkeit sorgte der Umstand, dass Werling in seinem Powerpoint-Vortrag Folien aus der Stadt Troisdorf präsentierte. "Sie dienen lediglich als Beispiel, um Ihnen zu zeigen, wie wir vorgehen. So weit sind wir in Sankt Augustin noch nicht", sagte Werling.

In den nächsten Wochen und Monaten wird der Bauhistoriker in den Sankt Augustiner Stadtteilen zu sehen sein und die Straßenzüge durchwandern. Dort, wo er seiner Meinung nach auf erhaltenswerte Bausubstanz stößt, wird er sich die Gebäude von außen anschauen und den Standort festhalten. "Sie können dann, wenn alles eingepflegt ist in den Plan, sozusagen auf Knopfdruck die Denkmäler abrufen", sagte Werling.

Der Architekt aus Bergisch Gladbach hat das für Troisdorf schon gemacht und ist auch für die Stadt Köln tätig. "Ein solcher Plan ist Instrument des vorausschauenden Denkmalschutzes", sagte Werling. Damit könne man auch sehr gut die historische Entwicklung aufzeigen. Als Beispiel zeigte er eine preußische Amtskarte aus dem Jahr 1895 von Birlinghoven. Derartige Uraufnahmen seien schon "ganz schön detailliert" und dienten als Grundlage für den Denkmalpflegeplan. In einem zweiten Schritt wird Werling dann alle Baudenkmäler, Bodendenkmäler und erhaltenswerte Bauten ermitteln, ehe in einem dritten Schritt das Handlungskonzept daraus abgeleitet wird. "Was Denkmäler angeht, ist Sankt Augustin schon sehr gut aufgestellt", meinte Werling.

In dem Handlungskonzept werden städtebauliche Mängel und Defizite, aber auch schützenswerte Bereiche aufgezeigt. Zudem will Werling Vorschläge machen, wie man mit störenden Gebäuden umgehen kann. "Das alles kann natürlich nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Es ist ein langfristiger Prozess, von dem auch die Bürger etwas haben sollen", so Werling. Die Bürger sollen in mehreren Schritten über den Pflegeplan informiert werden. "Wir wollen die Bürger mitnehmen und werden mit ihnen in einem Arbeitskreis diskutieren."

Martin Metz, Fraktionsvorsitzender der Grünen, befürchtet indes Konflikte mit den Bürgern. "So eine Denkmalausweisung ist ja ein heftiger Eingriff in die Eigentumsrechte. Man muss schon schauen, dass man Akzeptanz erreicht, sonst verfehlt man die Ziele eines solchen Plans", so Metz.

Sorge äußerte Claudia Feld-Wielpütz, dass nun vermehrt Gebäude als Denkmäler ausgewiesen werden. "Wir werden hier aber nicht aus der Hüfte heraus Denkmäler generieren", entgegnete Werling. Dazu setze der Landeskonservator im Übrigen hohe Hürden. "Originalität muss schon gegeben sein", so Werling. Einen Zeitplan konnte Werling noch nicht präsentieren. Er rechne damit, dass der Plan Ende 2015/ Frühjahr 2016 fertig sei.

Stefanie Jung, FDP-Fraktionsvorsitzende, regte an, die Melanbogenbrücke über die Sieg bei Menden besonders zu beachten. Gleß meinte, dass es wichtig sei, die Bürger mit ins Boot zu holen und sie zu sensibilisieren für die erhaltenswerten, bedeutungsvollen und geschichtsträchtigen Gebäude. Im Haushaltsplan der Stadt indes spielen die Denkmäler noch eine ganz kleine Rolle. Gerade einmal 7000 Euro sind dafür in diesem Jahr vorgesehen.

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