Verein "Gemeinsam Leben" Richtfest für das Mehrgenerationenhaus in Menden

SANKT AUGUSTIN · Das ausgetrunkene Glas liegt zerbrochen auf dem Boden, die Richtkrone hängt in der Höhe am Haken des Kranes - und die Sonne scheint. Scherben bringen Glück, und die Krone sorgt zum Richtfest für den Schmuck. Der Rohbau des Mehrgenerationenhauses am Markt in Menden steht.

Grund genug, mit dem Bauen kurz inne zu halten und zu feiern. "Die Feierstunde hat geschlagen", ruft Polier Osman Bektas von der Baufirma Blatzheim und wünscht dem Verein "Gemeinsam Leben - Wohnen mit Jung und Alt" viel Glück mit seinem für Sankt Augustin einzigartigen Projekt.

Es ist der erste Richtspruch überhaupt für den jungen Mann. und es ist das erste private genossenschaftliche Wohnprojekt in Sankt Augustin. 28 Wohnungen werden dort auf dem rund 2770 Quadratmeter großen Grundstück, das die Genossenschaft von der Gärtnerei Werner erworben hat, gebaut.

Dazu entstehen ein Gemeinschafts- und ein Werkraum, eine Tiefgarage sowie ein Gästeappartement und ein gemeinschaftlicher Garten. Alles ist barrierefrei und energieeffizient angelegt. Dazu soll ein nachbarschaftliches Car-Sharing organisiert werden. Die Wohnungen in dem dreigeschossigen Gebäude plus Staffelgeschoss sind zwischen 45 und 110 Quadratmeter groß.

Stellplätze gibt es neben dem Haus und in der Tiefgarage, insgesamt 29. Es ist eine angenehme Vorstellung: Gemeinsam leben in einem gemeinsam finanzierten Mehrfamilienhaus, sich gegenseitig helfen, zusammen Projekte anstoßen, etwas unternehmen oder einfach nur zusammensitzen und ansonsten für den anderen da sein. Und das alles "Generationen übergreifend" ohne Zwang, sprich: mit jungen, älteren und alten Bewohnern.

"Es ist nur ein bisschen schade, dass wir bisher kaum junge Mitbewohner haben", sagte Marie Luise Tepper, Sprecherin der für das Projekt gegründeten Genossenschaft und zugleich Aufsichtsratsvorsitzende. Aber sie und ihre Mitstreiter - 23 Parteien sind bereits fest dabei - können schon stolz darauf sein, überhaupt so weit gekommen zu sein. Drei größere Wohnungen sowie zwei Appartements sind noch zu vergeben.

"Was hier steht, ist Ausdruck von Engagement", sagte Tepper, und dankte Projektentwicklerin und Sozialwissenschaftlerin Lisa Huger, die das Ganze zusammen mit Architekt Klaus Fischer steuert. Die Genossenschaft wird auch die Bewirtschaftung der Wohnanlage übernehmen. Dadurch können Spekulationen mit dem Wohnraum ausgeschlossen und die Miethöhe selbst bestimmt werden. Auch die Baukosten reduzieren sich durch das Genossenschaftsmodell.

"Ein tolles Projekt", findet auch Sankt Augustins Erster Beigeordneter Rainer Gleß. Vor vier Jahren habe ihm der Verein die Idee präsentiert. "Das ist genau das, was wir gesellschaftspolitisch brauchen. Generationen, die voneinander lernen können und sich gegenseitig unterstützen", so Gleß. Er wünsche sich mehr solcher Projekte. "Diese Projekte haben Zukunft, und hier haben sich ganz nette Leute zusammengefunden."

Das glaubt auch Gert Wimmel, der sich für eine Wohnung in die Genossenschaft eingekauft hat. "Es ist gerade der genossenschaftliche Gedanke, der mich gereizt hat, das Gemeinsame und die Möglichkeit, gemeinsame Interessen zu entwickeln." Der Standort im Mendener Ortskern ist ideal. Alle Versorgungseinrichtungen für den täglichen Bedarf sind bequem zu Fuß zu erreichen.

Eine Gemeinschaftsordnung muss noch entwickelt werden, aber dafür hat der Verein noch ein bisschen Zeit. "Mitte März wollen wir hier einziehen", sagt Marie Luise Tepper, die davon überzeugt ist, dass der Termin auch gehalten wird. Wir sind bisher voll im Bau- und Finanzplan", freut sie sich. Die Genossenschaft ist auch schon geprüft worden. "Alles ist ordnungsgemäß. Das ist das höchste Lob, das wir zu vergeben haben", sagte Jürgen Zeitzem vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband.

Info: Weitere Infos gibt es unter www.gemeinsamwohnen.com. Nächster Informationstermin ist am Sonntag, 6. Oktober, im Club, Markt 1. Beginn ist um 11 Uhr.

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