Stadtbücherei in Sankt Augustin Georg Divossen präsentiert ersten Teil seiner neuen Serie

SANKT AUGUSTIN · Der vor Jahrzehnten vielfach mit Nachdruck gesprochene Satz der Eltern zu ihren Kindern "Jung, sprech? schön!" blieb nicht ohne Folgen: Die Rheinische Mundart, das rheinische Platt, verliert im Alltag an Bedeutung und Verbreitung.

 Peter Schulte-Nölke (links), Leiter der Stadtbücherei, stellte Filmemacher Georg Divossen dem Publikum vor.

Peter Schulte-Nölke (links), Leiter der Stadtbücherei, stellte Filmemacher Georg Divossen dem Publikum vor.

Foto: Heinemann

Diese Sprache der Heimat zu bewahren, sie dem Nachwuchs und den "Immis" genannte Neubürgern zu vermitteln, hat sich der Sankt Augustiner Filmemacher Georg Divossen zur Aufgabe gemacht.

In der Stadtbücherei Sankt Augustin hatte Divossen schon in der Vergangenheit aus seiner unterhaltsamen Filmreihe "Rheinische Mundart - Bönnsche Tön" den zweiten und dritten Teil, "Dat lööf wie e Dilledöppche" und "Et Jehöösch - un alles dröm eröm", vorgeführt.

Nun legte Georg Divossen mit einer Vorführung des Serienauftakts "Do jeht de et Hötche fleje" - "Da geht dir der Hut fliegen" nach. "Eigentlich hätte es ein Hörbuch sein müssen. Man muss das Rheinische hören. Wenn Sie es zum Beispiel vom Papier lesen wollen, müssen Sie es laut lesen, um es richtig zu verstehen."

Verstehen und sprechen, das können die meisten jungen Leute das rheinische Platt kaum mehr, bedauert Divossen, "und ein wenig ärgere ich mich, dass die Mundart immer nur zum Karneval ausgegraben und dann auch noch falsch gesprochen wird". Die feinen Unterschiede kennen die von Divossen über Stunden interviewten Zeitzeugen, allesamt Bonner und Beueler Bürger mit Leib und Seele, genau.

Von A bis Z, von Aap, wobei nicht das Tier sondern der Rucksack gemeint ist, bis Zinkbütt, reicht das umfangreiche Vokabular, für das es nicht immer im Hochdeutschen eine passende Übersetzung gibt.

So lebt der Film nicht nur von den Zeitzeugen und vom Moderator, dem Bonner Nachtwächter und Mundartexperte Karl Friedrich Schleier, sondern gerade von den kurzweiligen Berichten aus dem Alltag längst vergangener Tage, in denen es für Stachelbeeren noch mehr als hundert Wörte, wie Krükele, Kruschele oder Krüüntschele, gab, man übersetzt "dreckige Bohnensuppen" kochte oder noch im bönnschen "Viedel" und nicht im kölschen "Veedel" wohnte.

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