Verkehrsplaner des Kreises erntet in Rheinbach viel Zustimmung für ÖPNV-Konzept Vorfahrt für neue Buslinien

RHEINBACH/MECKENHEIM · Lang währte sie wahrlich nicht: Die Betroffenheit über den angekündigten Ausstieg der Ahrweiler Verkehrsbetriebe (AWV) aus diversen Buslinien, die über die Landes- und Kreisgrenze hinweg Rheinbach und Meckenheim sowie Teile Wachtbergs bedienen (der GA berichtete), war nicht von Dauer.

 Ab Dezember halten die Busse in Wormersdorf an noch mehr Haltestellen.

Ab Dezember halten die Busse in Wormersdorf an noch mehr Haltestellen.

Foto: Axel Vogel

Auf welche Art und zu welchem Preis ein Ersatz für die wegfallenden Verbindungen geschaffen werden kann, darüber berichtete André Berbuir, Abteilungsleiter Öffentlicher Personennahverkehr im Planungsamt des Rhein-Sieg-Kreises, während der jüngsten Sitzung des Rheinbacher Ausschusses für Stadtentwicklung: Umwelt, Planung und Verkehr.

Als Berbuir seine Präsentation beendete, sah er allenthalben in zufriedene Gesichter im Sitzungssaal des Rathauses. Manch einer rieb sich verwundert die Augen. Denn: Dass, was der Kreis zur Kompensation der AWV-Ausfälle plant, bedeutet für die Nutzer der Buslinien eine erhebliche Verbesserung - was Taktung der Fahrten, Anzahl der Haltepunkte und Synchronisation auf die Fahrzeiten der S 23 angeht.

Im Kern geht es darum, dass ein neuer Anbieter die bisherigen Linien 840 (Rheinbach-Hilberath), 844 (Meckenheim-Bad Neuenahr), 848 (Meckenheim-Ahrweiler) und 849 (Rheinbach-Altenburg bei Altenahr) übernimmt. Es geht um exakt 380 000 Wagenkilometer pro Jahr - wovon 220 000 auf Rheinbach entfallen.

Die 840, die von Hilberath über Neukirchen und Merzbach zum Rheinbacher Schulzentrum und weiter zum Bahnhof fährt, verkehrt künftig als A-Linie, die montags bis freitags im Stundentakt unterwegs ist - aber nur bis 21 Uhr. Danach kommt der Taxibus ebenso zum Einsatz wie an Sams-, Sonn- und Feiertagen. Neu ist, dass die A nun den Süden Rheinbachs ansteuert. SPD-Ratsherr Kalle Kerstholt, zugleich Ortsvorsteher Merzbachs, schlug vor, am Amselweg in Merzbach eine Bedarfshaltestelle einzurichten, um den Menschen in den dortigen Baugebieten einen besseren ÖPNV anzubieten. Der Planer versprach, den Zusatzhalt zu prüfen.

Die bisherige Linie 844, die von Altendorf und Ersdorf über Wormersdorf nach Meckenheim fährt, geht ab Dezember mit der bisherigen 849 (Altenahr und Hilberath nach Rheinbach) zusammen. Die künftige B-Linie verbindet Meckenheim über Altendorf-Ersdorf und Wormersdorf mit Rheinbach. Berbuir nannte die Verbindung eine "Linie mit Priorität". Die äußert sich etwa in einen 30-Minutentakt, der montags bis samstags angeboten wird. An Sonn- und Feiertagen verkehren stündlich Taxibusse, die auch abends ab circa 21 Uhr unterwegs sind. Neu ist, dass der Innerort von Wormersdorf mit zusätzlichen Haltestellen besser ins Busnetz eingebunden ist. Stopps im Land der Liebe soll es künftig am Kantenberg, an der Kirche, am Schützenplatz, an der Brückenhofstraße und der Kannenbäckerstraße geben - dafür fällt der Halt am Denkmal weg.

Insgesamt erhofft sich der Verkehrsplaner, dass dank des besseren Angebots mehr Fahrgäste vom Auto auf die Busse umsteigen. So der Kreistag dem Konzept am 23. Juni seinen Segen gibt, sollen zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember die Busse des neuen Anbieters rollen. Berbuir hofft, dass der Kreis die RVK direkt beauftragen darf. Gegenstand der Prüfung sei allerdings noch, ob das Angebotspaket - womöglich europaweit - ausgeschrieben werden muss. Und: Nach etwa einem Jahr werde der Kreis prüfen, ob die Buskunden die neuen Linien annehmen.

Eine Verschlechterung des Angebots auf der A-Linie befürchtete Nils Lenke, Sachkundiger Bürger der Grünen, wenn morgens während des Schulbusverkehrs nur ein Fahrzeug pro Stunde fahre. Diese Sorge sei unbegründet, antwortete Berbuir. Im Schulbusverkehr rolle "ab 7 Uhr alles, was Räder hat".

CDU-Ratsherr Klaus Beer lobte die Planung, die "weitgehend dem entspricht, was wir uns vorgestellt haben" - nämlich insbesondere die Höhenorte gut anzubinden. Hans Peter Höfel von der CDU sah die neue Linie B gar als "Quantensprung" an, "den wir uns erhofft, aber nicht erwartet haben". SPD-Ratsfrau Ute Krupp freute sich über das neue ÖPNV-Angebot - vor allem auf neue RVK-Busse und "nicht mehr die alten Hunde von der AWV", wie sie sagte.

Die Kosten für die Stadt taxierte Bürgermeister Stefan Raetz auf 145 000 Euro pro Jahr. Dies sei jedoch eine gute Investition, um die Ortschaften attraktiv zu halten.

CDU-Ratsherr Kurt Brozio, zugleich Ortsvorsteher von Oberdrees, gab dem Verkehrsplaner noch einen Gedanken für eine bessere ÖPNV-Anbindung mit auf den Weg: "Wir werden nicht umherkommen, den Swisttaler Landhüpfer über Ober- und Niederdrees fahren zu lassen."

Verkehrsausschuss des Kreises

Der Ausschuss für Planung und Verkehr des Rhein-Sieg-Kreises hat die Planungen der Kreisverwaltung zum Ersatz der bisherigen AWV-Buslinien durch die RVK am Donnerstag im Siegburger Kreishaus wohlwollend zur Kenntnis genommen. "So langsam sind wir auf der Zielgeraden", freute sich die SPD- Kreistagsabgeordnete Ute Krupp. Endlich bekomme die Stadt Rheinbach den ÖPNV, den sie sich wünscht. Dem schloss sich Joachim Kühlwetter (CDU) an, verwies aber auch darauf, wie wichtig eine Anbindung an die S-Bahn sei. Das sah auch Mehemt Sarikaya, Leiter des Kreisplanungsamtes, so und versprach, den Gedanken in die weiteren Planungen aufzunehmen.

Es gebe keine Neuanschaffungen, sagte Mehmet Sarikaya. Die derzeit auf den Linien fahrenden AWV-Busse würden lediglich durch andere, die der RVK, ersetzt. Gleichwohl entstünden nach derzeitigem Stand Mehrkosten in Höhe von 460 000 Euro pro Jahr. Davon entfielen etwa 207 000 Euro auf die allgemeine Kreisumlage und über die ÖPNV-Umlage etwa 145 000 Euro auf die Stadt Rheinbach, etwa 92 000 Euro auf die Stadt Meckenheim sowie etwa 16 000 Euro auf die Gemeinde Wachtberg.

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