Anekdoten aus Queckenberg Peter Eichen erinnert ans "richtig pralle Dorfleben"

RHEINBACH-QUECKENBERG · Seit einem Bergwerksunfall war Johann Cremerius querschnittsgelähmt. Er war alleinstehend und lebte im Haus Hardt Nummer 11, im Volksmund "bei Merjes" genannt. Trotz seiner Lähmung wollte er mobil bleiben.

 90 Jahre lang gab es den Junggesellenverein Eintracht Loch. Hier ein Foto von 1928. Repro: Wolfgang Henry

90 Jahre lang gab es den Junggesellenverein Eintracht Loch. Hier ein Foto von 1928. Repro: Wolfgang Henry

Und das gelang ihm auch: Er schaffte sich zwei Ziegen an, die ihn auf einem Wagen zogen. Auch in die Dorfkneipe Heck, und das täglich. Nicht selten sei es vorgekommen, dass Johann Cremerius nach einem solchen Kneipenbesuch zwar mittels seines Ziegengespanns nach Hause gekommen sei, dort aber nicht mehr in sein Bett gefunden und deshalb bei seinen Ziegen im Stall übernachtet habe.

Dies ist nur eine der Anekdoten, die Peter Eichen für spätere Generationen zusammen mit einem Foto dieses Johann Cremerius und seinem Ziegenwagen in seine Dokumentation über das Dorf Loch aufgenommen hat. Peter Eichen, der Loch und Queckenberg seit 1936 kennt, kann viele Anekdoten erzählen und hat viele Vereine in ihrer Blütezeit oder auch in ihrem Niedergang erlebt.

Damit das Wissen um dieses "richtig pralle Dorfleben" nicht verloren geht, hat der ehemalige Ortsvorsteher und Ratsherr in jahrelanger akribischer Recherchearbeit in enger Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Dietmar Pertz vier Dokumentationen zusammengestellt, die er in Anwesenheit von Bürgermeister Stefan Raetz dem Stadtarchiv übergeben hat. Die Digitalisierung der Fotos und die Erstellung des Layouts der Dokumentationen hat Peter Trabandt übernommen.

Eine der Dokumentationen beschäftigt sich mit den Junggesellenvereinen von Queckenberg und Loch. 90 Jahre lang gab es den Junggesellenverein Eintracht Loch, wie eine von Unbekannten aufgegebene "Todesanzeige" das "Geburts- und Todesjahr" auf 1902 respektive 1992 datiert.

Darin heißt es: "Im Jahre 1902 von hoffnungsvollen jungen Männern gegründet und bis 1992 ein nicht mehr wegzudenkendes Glied in der Gemeinde, mußt Du nun nach über 90-jährigem Dasein Deine Aktivitäten für Jugendliche und die gesamte Bürgerschaft einstellen. Wir trauern um einen unserer Traditionsvereine. Von Beileidsbekundungen der maßgeblich am Untergang beteiligten Familien bitten wir abzusehen. Vorstand des Junggesellenvereins."

Eichen wirft auch einen Blick auf die alten Bräuche, die in diesem Zusammenhang in Queckenberg und Loch gepflegt wurden, darunter das Fähndelschwenken oder der sogenannte Hillich, ein Junggesellen-Brauch vor der Hochzeit.

Knapp elf Jahre existierte in Queckenberg auch die Schützenbruderschaft Sankt Josef. Deren Auflösung im Jahr 1962 bedauerte der damalige Pfarrer Wilhelm Jordans allerdings keineswegs, wie der in Eichens Dokumentation zitierten Kirchenchronik zu entnehmen ist. Diese Schützenbruderschaft sei im Sommer '62 "glücklich durch inneren Zersetzungsprozess aufgelöst" worden, heißt es da. "Kein Mann in der Gemeinde, der auf Ehre hielt, wollte mit diesem unseligen Vereinsgebilde, dessen Inhalt Zechen und Saufen war, etwas zu tun haben", schreibt der damalige Pfarrer, der sich über "sonderbare Figuren" der Schützenbruderschaft und Belastung des kirchlichen Außenbildes auslässt.

Autor Eichen merkt zu dieser subjektiven Sichtweise an, dass trotz einiger "schwarzer Schafe" die überwiegende Zahl der Schützenbrüder doch "rechtschaffene und ordentliche Bürger der Gemeinde Queckenberg waren". Die Sicht des Pfarrers sei "weit übertrieben". Vielmehr habe dieser selbst einen "entscheidenden Anteil" am Untergang der Schützenbruderschaft, weil er es nicht verstanden habe, in seiner Amtszeit die "Herde seiner Schafe zusammenzubringen".

In einer weiteren Dokumentation beschäftigt sich Peter Eichen mit der Geschichte der Queckenberger Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr. Als nächstes Projekt will er sich mit dem Kriegerverein beschäftigen, der bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs bestand.

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