Kennenlern-Wanderung für Flüchtlinge nach Rheinbach Kommunikation mit Händen und Füßen

RHEINBACH · Auf die Frage nach seinem Heimatland Syrien antwortete Osman Bagari nur mit der unmissverständlichen Geste des Halsabschneidens. Der Kurde aus Amuda nahm am Samstag an einer Kennenlern-Wanderung des Eifelvereins für Flüchtlinge in Rheinbach teil.

 Begeistert angenommen wurde die Kennenlern-Wanderung für Flüchtlinge, die der Eifelverein organisiert hatte.

Begeistert angenommen wurde die Kennenlern-Wanderung für Flüchtlinge, die der Eifelverein organisiert hatte.

Foto: Axel Vogel

Wie viele andere in der Vielvölker-Wandergesellschaft spricht Bagari kaum Deutsch. Nur das Wort "Krieg" kennt er. Er hat seit Ende Mai einen deutschen Flüchtlingsausweis und schloss sich zusammen mit seiner Frau Samira und den fünf Kindern Jasmin, Sidre, Louis, Samir und Ramia der gut 50-köpfigen Gruppe an, die vom Himmeroder Wall über den Forstweiher zum Haus des Eifelvereins zog.

Barbara Wüst vom Eifelverein hatte vorgesorgt und auf ihrem Smartphone Willkommensformeln in mehreren Sprachen gespeichert. Mit "Dobro paschaloweit" begrüßte sie die Gäste auf Russisch. Das verstehen auch Kosovaren, sagte sie. Häufig übernahmen die vielen Kinder die Verständigung, denn sie lernen Deutsch schnell im Kindergarten oder der Schule.

Susann Heilmann vom Flüchtlingshelferkreis nahm gleich Kinder bei der Hand und machte sie unterwegs auf Vogelstimmen aufmerksam. Dabei wies sie Osman Bagari auf den nächsten Deutschkursus hin. Zu einer anderen Gruppe sagte sie: "Du, du und du, wir gehen zum Sozialamt". Obwohl sie noch am selben Tag in den Urlaub aufbrechen wollte, wanderte sie mit, weil es nach ihrer Erfahrung wichtig ist, dass die Betreuten vertraute Gesichter sehen.

Auch Bettina von Borries aus Wormersdorf war zusammen mit ihrem Mann Christoph und Sohn Cassian dabei. Sie hatten bisher keinen Kontakt zu den Flüchtlingen und wollten "aus sozialem Verantwortungsgefühl gucken, wie man sich einbringen kann", sagte sie. Das funktionierte zuerst mit Blicken, dann mit Hilfe von sprachkundigen Übersetzern.

Im Eifelhaus wartete dann Kaffee und Kuchen auf die internationalen Wanderer. Die vielen Kinder hatten dabei sichtlich Spaß beim Dosenwerfen. Zozan Shekhmus, Englischlehrerin aus dem syrischen Grenzort Kamishli, kam bereits vor einem Jahr zusammen mit ihrem Mann, dem Sportlehrer Muhsen Khallo, nach Deutschland. Eines ihrer drei Kinder kam bereits hier zur Welt. Sie schätzt vor allem die "Humanität" in der neuen Heimat und würde am liebsten für immer hier bleiben, um ihren Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen.

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