Gedenken Im Rheinbacher Stadtwald wurden 1945 drei Ukrainer erhängt

RHEINBACH · Erstmals wird die überparteiliche Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in Rheinbach an dem Ort im Stadtpark stattfinden, an dem drei junge ukrainische Zwangsarbeiter von Nationalsozialisten ermordet wurden.

Peter Spaak, Wladislaus Talzschaview und Wladislaw Dedjarew, alle drei unter 18 Jahren, wurden am 26. Januar 1945 gehängt, weil sie beim Trümmerräumen eine Damenstrickjacke und einige Flaschen Wein mitgenommen hatten.

Ursprünglich wird der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, dem Tag der Befreiung der Konzentrationslager Auschwitz, begangen. Die Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager und die Stadt Rheinbach laden zu dem Gedenken im Stadtpark bereits für kommenden Sonntag, 26. Januar, um 15 Uhr an den Ort der Gräueltat ein, die sich auf den Tag genau vor 69 Jahren ereignete.

Peter Mohr, der die Schicksale der jüdischen Rheinbacher Familien erforscht und dokumentiert sowie die Gedenkstätte im Innenhof des Rheinbacher Rathauses initiiert und mitgestaltet hat, hat auch das Schicksal der jungen Ukrainer akribisch recherchiert und in einer Abhandlung "Sollen hängen zum Gespött..." veröffentlicht.

Peter Spaak, Wladislaus Talzschaview und Wladislaw Dedjarew waren auf verschiedenen Bauernhöfen als "Fremdarbeiter" eingesetzt, nachdem sie in ihrer ukrainischen Heimat "einfach von der Straße weggefangen" worden waren, so Mohr. Dass sie die Damenstrickjacke und einige Flaschen Wein mitgenommen hatten, war nicht unbemerkt geblieben. Sie wurden denunziert, kamen ins Gefängnis und wurden am 26. Januar ohne Gerichtsverhandlung gehängt.

Bei der Hinrichtung mussten alle in Rheinbach und den umliegenden Dörfern lebenden Polen und Ukrainer zugegen sein. Wie Mohr recherchiert hat, waren außer etwa 150 Zwangsarbeitern noch zwei Polizisten, ein städtischer Arbeiter, eine weitere Zivilperson und einige abkommandierte junge Leute anwesend. Die Toten wurden zunächst verscharrt, später exhumiert und auf dem Sankt-Martins-Friedhof beerdigt, und fanden schließlich auf dem Ehrenfriedhof ihre letzte Ruhe. Die Hauptverantwortlichen für die Gräueltat wurden nie gerichtlich verfolgt.

"Aus nichtigem Grund wurden wehrlose, junge Männer aufgehängt. Eine feige Gräueltat hier vor Ort, mitten in Rheinbach, die nicht in Vergessenheit geraten darf", betont Bürgermeister Stefan Raetz gegenüber dem GA. "Es gab viele Opfer. Aber es gab auch diese drei Opfer aus der Ukraine. Hier haben sich Rheinbacher Schuld aufgeladen. Wir können es heute nicht ungeschehen machen. Aber wir können vor Ort gedenken und mahnen, dass sich so etwas niemals wiederholt!", so der Bürgermeister. "Und wir können etwas gegen das Vergessen tun! Peter Spaak, Wladislaw Dedjarew und Wladislaus Talzschaview dürfen nicht vergessen werden!"

Wenn die Gedenkveranstaltung auch zu einer dauerhaft sichtbaren Erinnerung an das Schicksal der drei Ukrainer am Hinrichtungsort führen sollte, zum Beispiel in Form von drei schlichten Stelen, würde er das begrüßen, sagt Raetz. Bereits 2012 hatte Peter Mohr einen Vorstoß zu einer Gedenkstätte am Ort der Gräueltat unternommen, die aber von einer Mehrheit von CDU und FDP abgelehnt wurde. Ein möglicher künftiger "Pfad der Geschichte", der historische Rheinbacher Ereignisse, positive wie negative, berücksichtigen soll, sei losgelöst von diesem Gedenken zu betrachten, erklärt Raetz. Das Projekt "Pfad der Geschichte" werde in Kürze zunächst innerhalb der Verwaltung weiter vorstrukturiert, bevor Dritte eingebunden würden.

Das Gedenken am Sonntag, 26. Januar, um 15 Uhr im Rheinbacher Stadtpark (erreichbar in 80 Metern über den Fußweg von der Neugartenstraße), leitet Pfarrer Diethard Römheld mit einem geistlichen Wort ein.

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