Rheinbacher berichten über Angriffe Augenzeugen erlebten den Bombenhagel

Zuerst sei nur ein leichtes Dröhnen zu hören gewesen - nicht bedrohlich, eher rätselhafter Natur. Doch dann, nicht viel später, ertönt das pfeifende Geräusch niederprasselnder Bomben.

So erinnerte sich Hans Wilhelm Kraiting an den 29. Januar 1945, den "Schwarzen Tag von Rheinbach". 14 Jahre war er, als das Schicksal in Gestalt von 59 amerikanischen Kampfflugzeugen vom Typ B 26 Marauder von Frankreich aus Kurs auf Rheinbach nimmt. In einem spannend wie erschütternd zu lesenden, lange Zeit vergriffenen und neu herausgegebenen Heft der "Beiträge zur Geschichte der Stadt Rheinbach" sind die Schilderungen Kraitings und 15 weiterer Zeitzeugen eindrucksvoll und authentisch nachzulesen.

Die Texte, die zwischen 1984 und 1985 zum 50. Jahrestag-Gedenken an den "Schwarzen Tag" als Teil einer Projektwoche am Pallotti-Kolleg entstanden sind, wurden für die Neuauflage mit rund 30 Abbildungen illustriert. Darüber hinaus bietet die Neuauflage einen Überblick über die letzten beiden Kriegsjahre sowie eine Chronik der Bombenangriffe auf Rheinbach. Ein farbiger Zustandsplan der Stadt Rheinbach aus dem Jahre 1946, der die Schwere der Schäden an den einzelnen Häusern der Kernstadt anzeigt, rundet das 90 Seiten starke Buch ab. Zum Ende des Krieges sind 70 Prozent der Stadt zerstört.

Erschütternd ist, wie unterschiedlich manche Augenzeugen das Unfassbare beschreiben. Während manche schildern, dass vor dem verheerenden Angriff keine Sirenen ertönten, berichten andere von einem Voralarm, der vor vorbeifliegenden Verbänden warnte. Dass 130 Menschen bei der weniger als halbstündigen Attacke sterben, liegt an der Mittagszeit. Viele Menschen halten sich in den Küchen oder Gasthäusern der Kernstadt auf. Das erklärt, warum ausgerechnet in den Gasthäusern so viele Opfer zu beklagen waren.

Die Frage, warum Rheinbach das Ziel solch heftiger Bombenangriffe wurde, lässt sich nach Ansicht der Autoren Bernhard Grund und Dietmar Pertz nicht mit Gewissheit sagen. Als wichtigsten Grund vermuten die beiden Autoren die Eisenbahnstrecke, respektive den Bahnhof. "Bahnhof, Flugplatz, Munitionsdepot, Truppenbelegung: Das waren alles legitime Ziele für Luftangriffe", erinnerte sich der Rheinbacher Zeitzeuge Karl B. Settegast.

Wie im Schockzustand irrte Waltraud Heuwagen nach dem Angriff durch zerstörte Straßen. "Ich rannte schreiend auf die Rückseite des zerstörten Postamtes. Hier lag auf dem Rand eines Bombentrichters ein erdüberschütteter Mensch wie tot. Plötzlich erhob sich diese Gestalt und torkelte weg. Ich lief ein paar Meter weiter an den Anfang der Pützstraße, wo eine Mutter, über dem Mädchen liegend, immer wieder den Namen ihrer toten Tochter schrie. Ich kannte das Mädchen aus der Schule; sie hatte wunderschöne lange blonde Zöpfe." Eindringlicher kann Geschichte kaum sein.

Das Buch

"Der Schwarze Tag von Rheinbach - Augenzeugen berichten über die Bombenangriffe auf die Stadt Rheinbach am 29. Januar 1945", bearbeitet von Bernhard Grund und Dietmar Pertz, erscheint am 29. Januar als "Band Nummer 18 der Beiträge zur Geschichte der Stadt Rheinbach, Kleine Reihe", verfügt über 90 Seiten, 30 historische Fotos und kostet im Buchhandel sowie im Stadtarchiv 8,50 Euro.

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