Riesengemüse- und Kürbis-Europameisterschaft Das dickste Exemplar wiegt 835,5 Kilogramm

LOHMAR · Die Besucher des Krewelshofes in Lohmar kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Beim Anblick der Prachtexemplare, die Züchter zur Riesen-Gemüse- und Kürbis-Wiege-Meisterschaft am Samstag angemeldet hatten, fühlten sich viele an das Märchen von Gullivers Reisen ins Land der Riesen versetzt.

 Millimeterarbeit: Beim Positionieren des Kürbisses auf der Waage gibt Jos Ghaye (liegend) Anweisungen.

Millimeterarbeit: Beim Positionieren des Kürbisses auf der Waage gibt Jos Ghaye (liegend) Anweisungen.

Foto: Paul Kieras

Kohlrabi so groß wie Medizinbälle, eine einzige Zwiebel mit 715 Gramm so schwer wie sonst ein ganzer Sack im Supermarkt, Tomaten in der Größenordnung eines Zierkürbisses oder Zucchini, für deren Füllung mit Hackfleisch man ein ganzes Schwein hätte verarbeiten müssen.

Das war allerdings "nur" der Auftakt zu einem noch spektakuläreren Wettbewerb. Aus ganz Deutschland waren Züchter angereist, um ihre Kürbisse zu präsentieren, die sie auf Anhängern transportieren mussten. Die weiteste Anfahrt hatte Sven Zirkelbach aus Heustreu in Unterfranken, der zum ersten Mal an dem mittlerweile dritten Wettbewerb auf dem Krewelshof teilnahm, bei dem immer internationale Standards beachtet werden.

Die weltweit geltenden Regeln sind streng. Beschädigte Exemplare fallen aus der Wertung. Rund 320 Kilometer und viereinhalb Stunden hatte Zirkelbach für Anfahrt benötigt. Mit einer Tomate von 1450 Gramm konnte der 40-Jährige schon punkten. Gespannt warteten er und ein Dutzend anderer Züchter auf das Eintreffen eines Konkurrenten, der aus Belgien anreisen sollte und dessen Kürbis-"Kandidat" laut Information durch Hörensagen mehr als 700 Kilogramm wiegen sollte.

Und dann kam er. Jos Ghaye (54) aus Tongeren bei Lüttich hatte sich kurzfristig angemeldet und die Chance, den Europameister-Titel oder sogar den des Weltmeisters zu erringen. Vorjahressieger Johannes Goell aus Alfter-Gielsdorf machte sich in Anbetracht des starken Mitbewerbers keine Hoffnung auf den Sieg. 434 Kilogramm wog sein Kürbis und damit wurde er Dritter hinter Andreas Wild aus Lindlar, dessen Kürbisfrucht 460,5 Kilogramm wog.

Der Lindlarer ist damit NRW-Landessieger der Kürbiszüchter. Dann kam der spannende Moment. Dass Ghaye gewinnen würde, stand für alle schon fest, nur reichte es auch für den WM-Titel? "Die ganze Welt guckt nach Lohmar", sagte ein fairer Andreas Wild als Co-Moderator von Ingo Dapprich.

Behutsam wurde der Koloss mit einem Gabelstapler von der Transportpalette auf die Waage gesetzt. Dem stolzen Besitzer war die die Anspannung anzumerken. Mit Sohn Simon und zwei weiteren Helfern wachte Jos Ghaye mit Argusaugen darüber, dass sein "Baby" auch nicht den kleinsten Kratzer abbekam. "Der sieht aus wie ein riesiger Popo", flüsterte Gabriele Koschny ihrer Freundin Rosemarie Lang amüsiert zu.

Dann das Ergebnis: 835,5 Kilogramm. "Das ist neuer Europarekord", verkündete Dapprich. Für den bei 911 Kilogramm stehenden Weltrekord reichte es leider nicht. Die Freude bei dem Belgier entsprach trotzdem den Ausmaßen seines Kürbisses, der ihm neben dem Titel auch noch die stolze Prämie von 1000 Euro einbrachte.

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