Rettung am Drachenfels "Wir können den Weg ja nicht einzäunen"

SIEBENGEBIRGE · VVS will nach dem Rettungseinsatz am Drachenfels Strecke ablaufen. Schaulustige klettern über Absperrung.

Wie konnte das passieren? Das war gestern, am Tag nach der aufwendigen Rettungsaktion unterhalb des Drachenfelsplateaus die am häufigsten gestellte Frage. Wie berichtet, war eine Gruppe von sechs Schülern und zwei Betreuern vom Weg abgekommen und hatte anschließend im Steilhang festgesessen. Die Feuerwehr Königswinter musste die Betroffenen einzeln den Hang zum Plateau hinaufziehen. Die Schüler waren aus Rhöndorf kommend in Richtung Drachenfels unterwegs gewesen.

"Da gibt es eigentlich nur einen Weg", sagte gestern Klaus Breuer, Vorstandsmitglied des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS). Bei diesem handle es sich um den Rheinsteig, und der sei ausgeschildert. Er könne nur vermuten, dass die Kinder querfeldein voran gerannt seien. "Natürlich gibt es möglicherweise Stellen, wo zum Beispiel durch Wildwechsel ein vermeintlicher Einstieg entstanden ist", vermutet Breuer.

Allerdings: "Wir können den Weg nicht einzäunen." Nichtsdestotrotz will man den Weg nach den Vorkommnissen nun abgehen. Sollten sich allzu "einladende" Einstiege zeigen, "könnten diese mit Büschen ganz bewusst zugepflanzt werden", so Breuer. Eine Patentlösung gebe es aber nicht. Man könne nur appellieren, dass Wanderer auf den Wegen bleiben, "wie das ja im Naturschutzgebiet sowieso vorgeschrieben ist."

Mit einem ganz anderen Problem hatte die Polizei während des Einsatzes zu kämpfen: Obwohl sie einen Teil des Plateaus abgesperrt hatte, versuchten immer wieder Schaulustige, direkt an den Einsatzort zu gelangen - der Einsatzleiter musste insgesamt 41 Platzverweise aussprechen. "Wir mussten zum einen sicherstellen, dass die Rettungsarbeiten nicht behindert werden", sagte gestern Frank Piontek auf Anfrage. "Zudem haben viele sofort ein Handy gezückt, um Bilder zu machen. Da es sich um Kinder gehandelt hat, ging es aber auch darum, deren Persönlichkeitsrechte zu schützen."

In einigen Fällen hätte die Polizei deutliche Worte wählen müssen. Auch Marc Neunkirchen, stellvertretender Pressesprecher der Königswinterer Feuerwehr, beobachtet immer häufiger, dass sich Hemmschwellen verändern - nicht nur bei Einsätzen wie auf dem Drachenfels. "Bei Unfällen auf der Autobahn werden die Autos langsamer, damit man mit dem Handy filmen oder Fotos machen kann", so Neunkirchen.

Und dadurch würden nicht selten weitere Unfälle passieren. Auch dort hielten sich viele Menschen nicht an die Absperrungen. "Man ist mitten im Einsatz, und plötzlich steht jemand neben einem und fragt, was denn passiert ist", berichtet Neunkirchen und kann nur den Kopf schütteln. hek

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