Interview mit Schulsekretärin Brigitte Beuckers "So kann ich ungestört arbeiten"

OBERPLEIS · Sommerferien - Schulschlüssel umdrehen, Türe zu - keiner mehr da? Im Sekretariat des städtischen Siebengebirgsgymnasiums (Sibi) in Bad Honnef wird jedenfalls Stallwache gehalten. Da läuft der Computer längst wieder heiß, es werden Akten gewälzt und Formulare ausgefüllt. Schulsekretärin Brigitte Beuckers sitzt an ihrem Schreibtisch. Mit der Oberpleiserin sprach Roswitha Oschmann.

 Jede Menge Papierkram: Brigitte Beuckers an ihrem Schreibtisch.

Jede Menge Papierkram: Brigitte Beuckers an ihrem Schreibtisch.

Foto: Oschmann

Die Sibi-Schüler aalen sich am Strand, gehen ins Schwimmbad oder faulenzen in der Hängematte. Und Sie?
Brigitte Beuckers: In den ersten zwei Wochen der Sommerferien habe ich auch Urlaub gemacht. Aber jetzt stecke ich wieder voll in der Arbeit.

Das glaubt doch eigentlich keiner?
Beuckers: Mmh, viele meiner Bekannten wundern sich auch immer. Die meinen, ich würde die komplette Ferienzeit frei haben.

Warum eigentlich nicht?
Beuckers: Es gibt eine Menge vorzubereiten für das kommende Schuljahr. Die Daten der Neuzugänge müssen erfasst werden. Es handelt sich diesmal um rund 120 Fünftklässler und etwa 50 weitere Schüler. Unsere Abgänger müssen "abgewickelt" werden. Die Daten werden an die neuen Schulen geleitet. Jeder Schüler hat ein Stammblatt und eine Karteikarte, die ebenso bearbeitet werden müssen wie sämtliche Aufnahme- und Abmeldebestätigungen. In unseren Akten müssen alle Unterlagen komplett sein: Geburtsurkunden, Zeugnisse... Das ist schon viel Papierkram. Hinzu kommen solche Dinge wie das Anlegen von Klassenlehrer-Listen und Klassenbüchern, von Hofdienstlisten und Sprechstundenformularen, die Aktualisierung des Adressenverzeichnisses oder des Terminkalenders. Jetzt werden auch die Nachprüfungen vorbereitet, die am Tag vor Schulbeginn stattfinden. Danach folgt fast eine Nachtschicht mit Verteilung der Prüflinge auf ihre Klassen.

Sind Sie nicht manchmal neidisch auf Lehrer und Schüler?
Beuckers: Nein, zwar hätte ich auch gern mal drei, vier Wochen am Stück Urlaub, aber ich bin andererseits froh, dass ich diese Zeit jetzt habe, um ungestört arbeiten zu können. Die Schulleitung ist auch nicht die komplette Ferienzeit weg. Von ihr werden bald die Stundenpläne aufgestellt. Und ein Vertreter muss für den Notfall ohnehin immer greifbar sein.

Waren Sie immer Schulsekretärin?
Beuckers: Nein. Ich habe in einem Abgeordnetenbüro und in der CDU-Bundesgeschäftsstelle gearbeitet. Da gab es auch Stoßzeiten. Aber hier in der Schule muss ich ständig hochkonzentriert und wahnsinnig flexibel sein. Es ist viel Papierkram zu erledigen. Das Telefon geht ununterbrochen. Ich bin Ansprechpartner für Eltern, Lehrer und Schüler. Mal braucht ein Lehrer eine Kopfschmerztablette, mal ein Kind ein Pflaster. Aber es ist eine tolle Arbeit, es herrscht ein gutes Schulklima mit netten Lehrerkollegen. Und außerdem: Ich liebe Action.

Was regt Sie auf?
Beuckers: Lärm. Wenn mich zehn Leute gleichzeitig ansprechen und einer beleidigt rausgeht, weil ich nicht sofort seinen Wunsch erfüllen kann.

Waren Sie in Ihrer Schulzeit oft im Sekretariat?
Beuckers: Bloß nicht. Ich war auf dem Gymnasium und hatte Respekt davor. Ich wollte auch nie Lehrerin werden. Hier im Sekretariat bin ich an der richtigen Stelle, ich kann verbinden. Freunde sagen, ich hätte die richtige Mischung aus Organisationstalent und betütteln können.

Wann wird es wirklich mal zuviel?
Beuckers: Vor den Sommerferien, in der Zeugniszeit. Da geht man am Krückstock.

Jetzt sind Sie allein in dem riesigen Gebäude - fürchten Sie sich?
Beuckers: Nein. Auch die Handwerker sind da. Aber wenn es später wird, schließe ich die Glastür zum Bereich Schulleitung ab.

Zur Person

Brigitte Beuckers (51) stammt aus Süddeutschland. Der Liebe wegen kam sie 1989 ins Rheinland. Mit ihrem Mann Jochen Beuckers gründete sie den Verein "Bausteine für das Leben" in Königswinter. Die Familie lebt in Oberpleis. Brigitte Beuckers arbeitete im Büro des Bundestagsabgeordneten Adi Hörsken, später in der Landesvertretung von Mecklenburg-Vorpommern und in der CDU-Bundesgeschäftsstelle. Nach ihrer Erziehungszeit begann sie 2005 am Sibi. Sie hat einen Sohn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort