Ausstellung XXL-Hallenkunst in Königswinter Rollrasen statt roter Teppich

KÖNIGSWINTER · Einer hat es noch auf den letzten Drücker in die Halle 3 der früheren Lemmerzwerke geschafft: der junge Künstler Felix Perschen aus Rheinbreitbach. In der Ecke hinten links wird er bis Freitagabend das Bild eines Gesichts auf einer knapp sechs mal zwei Meter großen Fläche schaffen.

 In Halle 3 der Lemmerzwerke laufen die letzten Vorbereitungen vor der Eröffnung der XXL-Hallenausstellung.

In Halle 3 der Lemmerzwerke laufen die letzten Vorbereitungen vor der Eröffnung der XXL-Hallenausstellung.

Foto: Frank Homann

"Der Entwurf ist erst in den letzten Tagen entstanden. Im Gegensatz zu meinen sonstigen Gewohnheiten muss ich mich also beeilen." Dass der 19-Jährige, Sohn der Kuratorin Franca Perschen, im Rahmen der Antiform-Ausstellung XXL-Hallenkunst kurz vor knapp zeigen darf, was er kann, liegt an den anderen Künstlern: "So eine Gelegenheit gibt es nie wieder", hat Wolfgang Krell während des Aufbaus zu ihm gesagt. Und der Dortmunder gehörte in den 80er Jahren immerhin zu den ersten Graffiti-Künstlern Deutschlands. Perschen: "Wenn dir so jemand sagt, mach' das, ist das schon ziemlich motivierend."

Seit der Antiform-Vorsitzende Helmut Reinelt aus Bad Honnef die Schlüssel für Halle 3 zu Beginn der vergangenen Woche von der Stadt überreicht bekommen hat, ist auf den 1600 Quadratmetern viel in Bewegung geraten. Wolfgang Krell hat einen Riesenoktopus kreiert, dessen Tentakel er innen mit sogenannte Tags, seinem alten Künstlerkürzel, gefüllt hat. Auf einer hochformatigen Plane hat sein Freund Mark Gmehling eine Faust geschaffen, deren Inhalt wie ein Gehirn anmutet. "Ein Kampf", sagt er, "kann auch mit dem Kopf ausgetragen werden."

So fügen sich die Werke Tag für Tag ineinander und nebeneinander. In einer Ecke der Halle wird Rollrasen ausgelegt. An einer Wand hängen eine Reihe von Porträts auf weißem Grund. "Red Carpet" heißt die Serie, die "die Vielfalt des Menschen zeigt" (Reinelt). Kein schlechtes Stichwort für den Antiform-Vorsitzenden. Um die Vielfalt der Kunst geht es ihm auch in den vier Wänden der alten Halle, von der keiner weiß, wie lange sie noch stehen wird. "Wir wollen sie aber nicht nur darstellen, sondern ganz offensiv zeigen und bewerben", erklärt Reinelt. Die Homepage von Antiform wird mehrmals täglich aktualisiert. Reinelt sagt: "Alleine die Dokumentation der Vorbereitungen haben in der Kunstwelt für Interesse gesorgt. Bei mir klingelt ständig das Telefon."

Drei großformatige Bilder steuert der Fotograf selbst zur Ausstellung bei. Er digitalisiert seine Arbeiten, bis sie eine surreale Wirkung entfalten. Eines aus einer ganzen Serie zeigt ein Mufflonschaf, das Reinelt am Computer in die Form eines Fisches gebracht hat; der Hintergrund ist verwischt, als versuche sich das Tier zu tarnen in der Welt des Menschen. Und die planmäßigen Arbeiten rund um das Brandschutzgutachten sind umgesetzt: die Feuerlöscher besorgt, der Zugang zum hinteren Hallenteil elegant mit einem Band abgesperrt. Etwas weniger elegant wirken die mobilen Toiletten vor dem Eingang an der Straße Am Kissel. Reinelt findet: "Es ist nun die Zeit gekommen, in der wir weniger über die Kleinigkeiten als über die Bedeutung der Kunstwerke reden sollten."

Zur Ausstellung

Die XXL-Hallenausstellung ist von Freitag, 14. August, bis Sonntag, 27. September, geöffnet - und zwar freitags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 22 Uhr und Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Zusätzlich gibt es einen festen Termin für Konzerte mit Live-Musik jeden Samstag ab 19.30 Uhr.

Der normale Eintritt kostet drei Euro, sechs Euro an den Samstagabenden. Führungen außerhalb der Öffnungszeiten sind möglich. Infos per E-Mail: info@antiform.eu.

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