Karnevalsclub in Ittenbach Öttemicher Karneval vor dem Aus
ITTENBACH · Bei den Öttemicher Karnevalisten herrscht trübe Aschermittwochsstimmung. Dies nicht etwa, weil die tollen Tage längst vorbei sind, sondern weil es fraglich ist, ob in der nächsten Session überhaupt noch wie gewohnt Karneval im Ort gefeiert werden kann. Dem Ittenbacher Karneval droht nämlich das Aus.
"Die letzte Session hat gezeigt, dass mit der derzeitigen Mannschaft die Zukunft des Karnevals im Ort nicht mehr gesichert werden kann", erklärt Frank Nicolaus, Vorsitzender des Karnevalsclubs Öttemicher Jecken. Klar ausgedrückt: Wenn es nicht gelingt, mehr Leute zu gewinnen, die sich aktiv engagieren, wird es künftig überhaupt keine Karnevalsveranstaltungen mehr geben. Zug inklusive.
Dabei war es so schön gewesen am Karnevalssamstag in Ittenbach. Der Veedelszoch rollte bei perfektem Wetter vorbei an Hunderten gut gelaunter Jecken. Danach wurde bei der After-Zoch-Party noch kräftig weitergefeiert. Doch all dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Ittenbacher Fastelovend etwas Entscheidendes fehlt: Dies ist nach Ansicht von Nicolaus die grundsätzliche Bereitschaft der Bevölkerung, den Karneval aktiv mitzugestalten.
Dazu zählt auch das Interesse daran, sich als Tollität zur Verfügung zu stellen. So hatte sich in der vergangenen Session weder ein erwachsener Regent noch eine Kindertollität finden lassen.
"Eine Sessionseröffnung ohne Tollität ist nicht das, was unseren Karneval ausmachen sollte", meint Nicolaus, der sich momentan lediglich "von einer Handvoll aktiver Streiter für die Brauchtumspflege" umgeben sieht. "Wir brauchen einfach mehr Unterstützung aus der Bevölkerung", lautet sein Appell an alle, die gerne Karneval feiern.
Woran das mangelnde Interesse liegt, kann er sich nicht erklären: "Ich weiß es nicht. Ein riesiger Nachteil ist natürlich, dass wir keinen Saal für unsere Veranstaltungen mehr haben."
Auch in den Reihen der Gesellschaft hat die Gesamtsituation längst Unzufriedenheit geweckt: So haben unter anderem die fehlende Perspektive, bei gut besuchten Veranstaltungen vor begeistertem Publikum auftreten zu können, dazu geführt, dass mehr als die Hälfte der Tänzerinnen dem mühevoll aufgebauten Tanzcorps "Golden Sunrise" wieder den Rücken gekehrt haben.
Da auch in der Riege der Kleinsten zu wenige mittanzen wollten, haben sich beide Tanzgruppen zum Ende der Session aufgelöst. "Das ist der Mitnahmeeffekt: Wenn der eine geht, geht der andere auch", bedauert Nicolaus. Ihn betrübt besonders, dass einige Tänzerinnen zudem bei der Sammelaktion für den Karnevalszug an den Haustüren alles andere als freundlich empfangen worden seien.
Ebenfalls ärgert die Aktiven, dass der Karnevalsclub immer wieder in Misskredit gebracht werde: "So wird derzeit in einer Gastlichkeit offen darüber gesprochen, man warte nur ab, bis die Öttemicher Jecken aufgeben. Dann würde ein neuer Verein gegründet. Sollte das wirklich so sein? Dann können diese Mitmenschen doch uns unterstützen und Verantwortung übernehmen."
Wie soll es nun also weitergehen? "Im Ergebnis der letzten Session kommen immer wieder Zweifel auf, ob Ittenbach überhaupt noch Wert auf einen Karneval legt", so der Eindruck des KC-Vorsitzenden.
Dem widerspreche die Aufmunterung durch zahlreiche Jecke, unbedingt die After-Zoch-Party im kommenden Jahr wieder in gleicher Weise durchzuführen. Nicolaus möchte die Ittenbacher daher wachrütteln, bevor es zu spät ist: "Ich möchte nicht einfach aufgeben. Ich mache das hier seit 20 Jahren, das schmeißt man nicht einfach weg." Dennoch kündigte er an: Sollte es bis zur Jahreshauptversammlung am 29. Mai nicht gelingen, eine fundierte Perspektive zu erlangen, werde er nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden zur Verfügung stehen.
Der Karnevalsclub Öttemicher Jecken
Der Karnevalsclub Öttemicher Jecken wurde 1992 gegründet und feierte 2014 seinen 22-jähriges Bestehen. Seit 1993 fanden jährlich eine Proklamation oder Sessionseröffnung, eine Kostümsitzung und mit Unterbrechung auch der Kinderkarneval in den Sessionen statt.
13 Tollitäten gab seit 1997, beginnend mit dem ersten Prinzenpaar Agathe und Manfred Metschulat, gab es insgesamt sechs Prinzenpaare, fünf Prinzessinnen und zwei Mal ein Dreigestirn. Hinzukommen noch fünf Kinderprinzenpaare. Nur 2007 und 2009 gab es keine Tollität.
