Eigentümerwechsel hätte nicht geschehen dürfen Kritik an Eigentümerwechsel des Jugendhofs

KÖNIGSWINTER · Der BUND hält eine Hotelnutzung des Jugendhofs für unvereinbar mit dem Naturschutz. Die Kreisverwaltung hält die Nutzungsänderung für unproblematisch.

 Der Jugendhof steht seit mehr als zehn Jahren leer. Ein österreichischer Investor hat einen Erbpachtvertrag unterzeichnet.

Der Jugendhof steht seit mehr als zehn Jahren leer. Ein österreichischer Investor hat einen Erbpachtvertrag unterzeichnet.

Foto: Homann

Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) Rhein-Sieg kritisiert die geplante Nutzung des Jugendhofs Rheinland. Aus Sicht seines Sprechers, Achim Baumgartner, hätte der Eigentümerwechsel vom Landschaftsverband auf die österreichische Jufa Jugend & Gästehäuser Holding GmbH nicht geschehen dürfen. "Der Landschaftsverband hätte sehen können, dass ein Gästehaus an dieser Stelle nicht mehr mit dem FFH-Gebietsschutz vereinbar ist."

Die EU kritisiere zu Recht, dass Deutschland die Schutzgebiete zu wenig beachte. Zehn Jahre lang habe man nach einem neuen Eigentümer für die Herberge gesucht, dabei habe der Landschaftsverband nicht erkannt, dass der Jugendhof ideal als Fläche für Trockenrasen oder für den Weinbau geeignet wäre. Er, Baumgartner, könne zwar nachvollziehen, dass die Stadt an einer touristischen Nachnutzung interessiert sei. Aber in Anbetracht der geplanten Chance 7-Naturschutzprojekte müsse eben auch dringend etwas für die Entwicklung des Naturschutzes im Siebengebirge getan werden, erklärte er. Förderungsmöglichkeiten gebe es für solche Ideen genug, "aber man muss es wollen". Bleibt die Frage offen, wer für einen etwaigen Abriss zahlen würde.

Eine Nutzung als Familienhotel bedeute laut BUND jedenfalls eine erhebliche Störung im Naturschutzgebiet nahe dem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Siebengebirge und damit eine Gefährdung von Schwarzstörchen, Zippammern und Schlingnattern durch Licht, zusätzliche Spaziergänger und mehr Autoverkehr.

Gutachten zur geplanten Nutzungsänderung des Jugendhofs liege nicht einmal dem Landschaftsbeirat vor

Mit Blick auf die gemeinsame Haltung von BUND und Kreis gegen die Ausweisung von Windparkflächen in Unkel ein Kilometer vom FFH-Gebiet entfernt, findet Baumgartner, dass "bei Vorhaben im Rhein-Sieg-Kreis vom Kreis andere Maßstäbe angelegt werden". In Sachen Jugendhof habe die Kreisverwaltung vor, "im stillen Kämmerlein" entscheiden zu wollen. Ein Gutachten zur geplanten Nutzungsänderung des Jugendhofs liege nicht einmal dem Landschaftsbeirat vor. Christoph Schwarz, Umweltdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, weist diese Vorwürfe zurück: "Ein Gutachten des neuen Eigentümers liegt uns noch nicht vor. Wenn wir es haben, werden wir es nicht verheimlichen."

Die geplante Nutzungsänderung prüfe die Untere Landschaftsbehörde von naturschutzrechtlicher Seite. Schwarz sieht derzeit keine Gründe, einer solchen Ausnahmegenehmigung nicht zuzustimmen. Der Projektträger habe ursprünglich die Küche vergrößern und einen Spielplatz anlegen wollen. "Von diesen Plänen ist nur eine zusätzliche Feuerschutzleiter übrig geblieben."

Von baurechtlicher Seite prüft die Stadt Königswinter als Genehmigungsbehörde derzeit einen entsprechenden Bauantrag, sagte Dezernent Theo Krämer. Bis Mitte Juni hat die Stadt den Jugendhof als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Diese vorübergehende Unterbringung befürwortet der BUND, "solange diese Nutzung zeitlich begrenzt ist".

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