Frau Höpker in Oberpleis Einmal Rudelkaraokesingen

OBERPLEIS · "Rada rada radadadada!" Die ganz in Weiß gekleidete Dame auf der Bühne braucht mit ihrer Stimme nur ganz kurz und ganz tief in den Keller zu gehen. Und nach Sekunden ist allen im Saal klar, was da jetzt kommt.

 Ganz in Weiß und mit ganz viel Energie: Musikerin Katrin Höpker motiviert ihr Publikum.

Ganz in Weiß und mit ganz viel Energie: Musikerin Katrin Höpker motiviert ihr Publikum.

Foto: Frank Homann

"Rada rada radadadada", stimmen sie ein. Der Refrain sitzt. Und der Text? Da gibt es Nachhilfe vom "Blatt" via Großraumleinwand. "...im Wagen vor mir sitzt ein junges Mädchen. Sie fährt allein, und sie scheint hübsch zu sein...", röhren die Herren. Rund 400 Besucher sind in die Aula gekommen. Denn: "Frau Höpker bittet zum Gesang!"

Das Konzept ihres Konzerts hat die studierte Musikerin vor sechs Jahren erfunden. Sie spielt live am Klavier und singt. Und die Besucher? Die singen natürlich mit. In Köln, Bonn, Düsseldorf und Bochum sind diese monatlichen Proben mit "Frau Höpker" längst Kult. Die Volkshochschule (VHS) Siebengebirge probierte die etwas andere Singstunde jetzt erstmals aus. Pädagogische Mitarbeiterin Heike London hatte dieses Format in Köln kennengelernt. Und VHS-Leiterin Hedwig Roos-Schumacher fand die Idee gut.

Jetzt wippen die beiden Damen selbst im Takt, singen vom Blatt ab und können es kaum glauben, dass so viele gekommen sind. "Wir wollten das musikalische Angebot der VHS bereichern. Man sieht - was in Köln geht, funktioniert auch im Siebengebirge", zeigt sich London glücklich über das gelungene Experiment. Vorne erklärt "Frau Höpker" zum Rada-Lied: "Das stammt von Hans Blum, der es unter dem Pseudonym Henry Valentino 1977 gesungen hat." Ein Lied für Herren, nicht nur wegen der tiefen Stimme beim Rada rada radadadada - ein Auto, viele PS, ein schönes Mädchen. Das Kopfkino schaltet sich ein. Was war noch mal 1977? Genau: "Love is in the air!" Schon gibt "Frau Höpker" das Kommando für die La-Ola-Welle. Ihre Sänger stoßen mit den Fingerspitzen in die Luft, und schmachten "...oh, oh, oh, oh, Love is in the air...", werden leiser, flüstern nur noch: "Love is in the air...".

Frau Höpker lobt: "Großartig." Und erklärt: "Wenn man Musik macht, gibt das tolle Energie. Meine Herren, ich bin beeindruckt!" Nicht nur von der Leistung. Auch die Männerquote ist erstaunlich hoch. Etliche Pärchen stehen im Pulk. Und schon glänzen die Augen, als Katrin Höpker, das ist nämlich Frau Höpkers voller Name, in bester Dieter-Thomas-Heck-Manier ankündigt: "Da ist er, der Jürgen, der Marcus: Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben!" Und da sind sie, die Oberpleiser, die Nachtigallen aus dem Pleistal! "Eine Liebe ist wie ein neues Leben, klatsch, klatsch, lalalalalala..." Die Vorsingerin ruft: "Ihr seid großartig!" Nun folgt die ganz große Herausforderung für die Damen: "I wanna be loved by you" von Marylin Monroe. "Boop-boop-a-doop": Sie hauchen nur noch und blobben das "p".

Wo nimmt Katrin Höpker nur dieses unglaubliche Repertoire her? "Schon als Kind hatte ich ganz viel Musik im Kopf", erzählt sie in der Pause und lutscht eine Salmiakpille. Auf kleine Zettel schreibt die gebürtige Westfälin die Reihenfolge der Liednummern für den nächsten Block. "Das entscheide ich während des Abends." Mit Fingerspitzengefühl und intuitiv.

"Was kann ich tun, damit Sie jeden Monat so einen Abend machen?", fragt Oliver Kems Heike London. "Ich will nicht in einen Chor, aber ich möchte gern singen." Auch der Kegelclub "Die wilde 5" ist da. Eine Idee der Damen - und die "wilden Kerle" geben alles. Quentin Bröhl hat seine Bekannte Susanne Kaiser mit diesem Ausflug überrascht. "Ich habe nur gesagt, zieh' bequeme Schuhe an und luftige Kleidung." Denn Singen heizt ein. Und macht durstig. Ida, Lisa, Filippo, Maya und Marina verkaufen mit Realschul-Rektorin Käthemarie Gundelach Limo. "Toll. Es ist wie Rudelkaraokesingen."

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