Neuer Geschäftsführer im Probsthof Ein Mann mit "exzellenten Voraussetzungen"

NIEDERDOLLENDORF · In den Schoß gefallen scheint dem neuen Mann an der Spitze des Probsthofes Niederdollendorf kaum etwas zu sein: Hauptschulabschluss, Maurer gelernt, Oberbootsmann bei der Bundesmarine, zwischenzeitlich die Fachhochschulreife für Sozialpädagogik nachgeholt und ein Studium an der Fachhochschule Bielefeld mit dem Schwerpunkt Soziale Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien absolviert.

 Das letzte Großprojekt: Die Kindertagesstätte hat im vergangenen Jahr das neue Gebäude an der Hauptstraße bezogen.

Das letzte Großprojekt: Die Kindertagesstätte hat im vergangenen Jahr das neue Gebäude an der Hauptstraße bezogen.

Foto: Frank Homann

Nach mehreren Stationen arbeitete der 49-jährige Holger Glas zuletzt für einen Sozialraum des Diakonischen Werks in Norddeutschland. Einer, der das Leben von mehreren Seiten kennengelernt hat, würde man sagen.

Dieter Mechlinski, Vorsitzender des Fördervereins Frieda Caron, der den Probsthof trägt, sprach gestern von "exzellenten Voraussetzungen für die Geschäftsführung unserer Einrichtungen". Er habe eine Vita, die gerade im Bereich der Jugendhilfe vielen jungen Menschen ein Vorbild sein könne. Im Mittelpunkt der Arbeit von Holger Glas stehen künftig nicht nur die Geschicke von Kinderheim und Kindertagesstätte in Niederdollendorf, sondern auch soziale Einrichtungen und Angebote in den Bergorten, in Bonn, Hennef, Neuwied und Asbach.

Alleine aus dem Privatwaisenhaus mit fünf Kindern und zwei geliehenen Diakonissen ist seit der Gründung im Jahr 1896 ein Sozialbetrieb mit 150 Plätzen für Kinder und Jugendliche mit 160 Mitarbeitern geworden.

Führungslos ist das auch über einen kurzen Zeitraum kaum zu bewältigen. Und so machten gestern sowohl Dieter Mechlinski als auch der bisherige kommissarische Geschäftsführer Ulf von Krause keinen Hehl daraus, dass der Weggang des alten Chefs Ulrik Dyckerhoff - wegen "unüberbrückbarer Differenzen" (Dyckerhoff damals gegenüber dem GA) - im Sommer vergangenen Jahres beide kalt erwischt habe. Zumal bis ins neue Jahr hinein wichtige Entscheidungen anstanden. Der Neubau der Kita (und Nacharbeiten wegen eines Starkregens) stand ebenso in dieser Zeit an wie die Sanierung der Probsthofschule und der Umbau des Anfang 2014 gekauften Reiterhofs in Hennef-Wellesberg, auf dem eine Mädchengruppe therapeutisch betreut werden soll.

Ulf von Krause, eigentlich Schatzmeister des Fördervereins, sprach als Chef auf Abruf seit September 2014 von einer für ihn "prägenden Zeit", in der er viel gelernt habe und auf die Unterstützung aller Mitarbeiter und Dieter Mechlinski bauen konnte: "Das hat mich tief beeindruckt."

Seinem Nachfolger Holger Glas gab er vor der Feierstunde zu dessen Amtseinführung den Rat, nicht länger als zwei Minuten zu reden, schließlich sei er der Neue. Daran hielt sich der zweifache geschiedene Familienvater aus Lübeck. Er sei vor zehn Tagen im Rheinland angekommen, von "Entwicklungshelfern" herzlich empfangen worden und freue sich auf die neue Aufgabe.

Der Verein und seine Einrichtungen

Der Förderverein Frieda Caron trägt seinen Namen erst seit dem vergangenen Jahr. Entstanden ist er im Jahr 1963 auf Initiative des Männerwerks der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel als Evangelisches Kinderheim Probsthof e. V. Primäres Interesse war, das von Frieda Caron 1896 gegründete Heim vor der drohenden Schließung zu retten. Caron, die aus einer Unternehmerfamilie stammte und im Haus Heisterbach aufwuchs, kaufte 1895 einen Bauernhof in Niederdollendorf, den Probsthof, und richtete dort mit zwei Diakonissenschwestern ein kleines evangelisches Kinderheim ein. Die Einweihung fand 1896 statt.

Bis heute wechselte der Probsthof zweimal den Besitzer. Seit 1998 wird es als gemeinnützige Gesellschaft geführt, alleiniger Gesellschafter ist der Förderverein. Zurzeit sind dort 155 Kinder und Jugendliche untergebracht. Das Heim hat 160 Mitarbeiter. Angebote gibt es laut der pädagogischen Leiterin Sabine Oppermann in den Bereichen ambulant, teilstationär, stationär und Pädagogik.

In Königswinter sei der Probsthof größter sozialer Arbeitgeber, betonte die fürs Jugendamt zuständige Dezernentin Heike Jüngling und "ein wichtiger Ansprechpartner für die Jugendhilfe". Vor vier Jahren gründete er eine zweite gGmbH für die Kindertagesstätte, die seit vergangenem Jahr im Neubau ihre Hauptunterkunft bezogen hat: Dort arbeiten unter der Leitung von Marion Bornscheid mittlerweile 15 Mitarbeiter, die 80 Kinder in insgesamt fünf Gruppen betreuen.

Als Träger der Evangelischen Bücherei der Kirchengemeinde Dollendorf tritt der Verein Frieda Caron seit vergangenem Mai auf. Er betreibt die von einer Leiterin und elf Mitarbeitern ehrenamtlich geführte Bücherei mit einem Bestand von 5500 Büchern, Hörbüchern und DVDs.

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