Interview mit Max Koranyi "Die Sprache darf nicht zu fromm sein"

KÖNIGSWINTER · Gespräch am Wochenende: Max Koranyi spricht über seine Anfänge als Rundfunk-Pfarrer, Themen und Hörer-Feedback.

 "Man muss ein Thema finden, das nicht nur Christen interessiert", sagte Pfarrer Max Koranyi. (Archiv)

"Man muss ein Thema finden, das nicht nur Christen interessiert", sagte Pfarrer Max Koranyi. (Archiv)

Foto: Frank Homann

Kirche im Rundfunk, das ist für Max Koranyi "ein Türspalt in eine andere Welt". Vor 25 Jahren hat der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Stieldorf seine erste Morgenandacht im WDR gehalten, ab Montag ist er eine ganze Woche lang jeden Morgen im Radio zu hören - mit Gedanken und Geschichten, die aufrütteln, Mut zusprechen oder einfach nur gut durch den Tag begleiten sollen. Gabriela Quarg sprach mit ihm über seine Rundfunkarbeit.

Wie sind Sie vor 25 Jahren zum Rundfunk gekommen?
Max Koranyi: Der damalige Rundfunkbeauftragte der evangelischen Kirche, der mich von verschiedenen Veranstaltungen kannte, hat mich gefragt, ob ich nicht eine Ausbildung als Rundfunksprecher machen wollte. Bei diesen Seminaren habe ich dann nicht nur das richtige Sprechen fürs Radio geübt, sondern zum Beispiel auch das Formulieren kurzer, prägnanter Sätze.

Sind Sie eigentlich live im Radio zu hören oder werden die Andachten im Vorfeld aufgezeichnet?
Koranyi: Es handelt sich um Aufzeichnungen. Das Ganze hat immer einen ziemlichen Vorlauf. Die Osterandachten haben wir zum Beispiel bereits am 17. März im Bonner WDR-Studio aufgezeichnet - insgesamt sechs Stück à vier Minuten.

Ist es auch nach 25 Jahren noch aufregend, im Studio zu stehen?
Koranyi: Ja, das ist es immer noch. Dieses Mal war ich etwas erkältet, das ist natürlich nicht so optimal. Wie man ankommt, hängt nun mal zu rund 60 Prozent an der Stimme. Und wenn man verschnupft ist, hören die Zuhörer am Radio das sofort.

Haben Sie freie Hand, was die Themen angeht?
Koranyi: Ja, in der Auswahl bin ich völlig frei. Das Thema sollte natürlich zum Kirchenjahr passen. Ich kann keine Weihnachtsandacht im Sommer halten oder womöglich etwas Lustiges an Totensonntag bringen.

Wann haben Sie begonnen, die Andachten für die Karwoche zu schreiben?
Koranyi: Ich habe bereits im Dezember angefangen. Man braucht ja immer eine besondere Idee. In der Karwoche wird sich alles um den Begriff des "Unterwegsseins" drehen - unterwegs auf dem Weg von der Dunkelheit ins Osterlicht.

Ist es für Sie etwas anderes, eine Rundfunkandacht zu schreiben als eine Predigt für den Gottesdienst?
Koranyi: Oh ja, das ist ein Riesen-Unterschied. Es sind ungefähr drei Millionen Menschen, die die Radioandachten hören. Viele haben keinen oder wenig Kontakt zur Kirche. Man muss also ein Thema finden, das nicht nur Christen interessiert. Und eine Sprache wählen, die nicht zu fromm ist. Kirchliche Begriffe wie Erlösung und Gnade sind ja für viele Menschen mittlerweile beinahe Fremdwörter. Daher ist so eine Andacht eigentlich mehr ein Stück Lebensberatung.

Erhalten sie denn ein Feedback von den Hörern nach Ihren Andachten?
Koranyi: Da viele tatsächlich bewusst das Radio einstellen und sich die Andachten anhören, gibt es auch immer wieder eine ganze Menge Rückmeldungen. Und die zu lesen, kitzelt schon das eigene Selbstbewusstsein. Früher habe ich viele Briefe erhalten, heute läuft das alles übers Internet. Aber das Schöne ist: Man bekommt dadurch viele Kontakte auch über die eigene Gemeinde hinaus. Auf Bitten von Hörern habe ich daraufhin sogar schon Beerdigungen übernommen und Seelsorgegespräche geführt.

Die Morgenandachten von Pfarrer Max Koranyi sind von Montag, 14. April, bis Samstag, 19. April, jeweils ab 6.55 Uhr im Radiosender WDR 5, ab 7.50 Uhr im WDR 3 (mit Choral und Musik) sowie ab 8.55 Uhr im WDR 4 zu hören.

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