Pfarrer in Königswinter "Die Kirche ist für die Menschen da"

Interview mit Markus Hoitz nach rund 100 Tagen im Amt des leitenden Pfarrers im Königswinterer Bergbereich

 Markus Hoitz mit Tuba im Innenhof von Sankt Pankratius in Oberpleis. Das Instrument spielt er im Kölner Ford-Sinfonieorchester.

Markus Hoitz mit Tuba im Innenhof von Sankt Pankratius in Oberpleis. Das Instrument spielt er im Kölner Ford-Sinfonieorchester.

Foto: FRANK HOMANN

Markus Hoitz ist seit gut drei Monaten der neue leitende Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Königswinter-Am Oelberg. Über seine ersten Erfahrungen sprach mit dem Pfarrer Hansjürgen Melzer.

Sind Sie im Siebengebirge schon angekommen? Und wie sind Sie aufgenommen worden?

Markus Hoitz: Ich fühle mich hier sehr willkommen. Ich war aber auch in Gedanken nie weg. Ich trage einen Schlüsselanhänger mit der Aufschrift "Heimat" immer bei mir. Jetzt komme ich wirklich zurück. Das ist einfach schön.

Sind Sie in den ersten Monaten in den vielen verschiedenen Gemeinden nicht mit sehr vielen Themen konfrontiert worden?

Hoitz: Das war natürlich sehr viel und sehr unterschiedlich. Aber als ich vor fünf Jahren als Pfarrvikar nach Düsseldorf-Gerresheim kam, hatte ich - genau wie hier - fünf Gemeinden mit sieben Kirchtürmen, aber noch ein paar tausend Menschen mehr zu betreuen als in Königswinter.

Kommt die Seelsorge nicht zu kurz?

Hoitz: Das Verständnis von Seelsorge hat sich sehr gewandelt. Für ältere Priester ist es sicher schwierig, dass die Zeiten, als ein Pfarrer für eine Gemeinde und einen Kirchturm zuständig war, vorbei sind. Bevor ich 1986 ins Priesterseminar ging, bin ich in Oberdollendorf schon mit einer ganz anderen Situation groß geworden. Dort gab es damals schon mit Georg Kalckert nur einen Pfarrer und einen Pfarrgemeinderat für drei Gemeinden. Als Kaplan in Burscheid war auch ich direkt für zwei Gemeinden zuständig. Als Kaplan in Euskirchen habe ich die dortige Zusammenführung von drei Gemeinden mit vorangetrieben. Damals sprach man noch nicht von Fusion. Das kam erst in Düsseldorf - und dort hat die Fusion ohne größere Probleme funktioniert.

Wird es auch in Königswinter künftig eine noch stärkere Konzentration geben?

Hoitz: Die Kirchenvorstände haben bisher noch nicht so viel miteinander zu tun. Da ist jeder für sich. Langfristig wird es auch hier gar nicht mehr die personellen Kapazitäten für mehrere Kirchenvorstände geben. Vor der Frage nach einer Fusion steht die Frage nach einer Vision. Im Bergbereich von Königswinter muss man auch berücksichtigen, dass die Gemeinden von ihrer Geschichte her sehr unterschiedlich sind.

Inwiefern?

Hoitz: Eudenbach ist zum Beispiel ganz anders besiedelt als andere Ortschaften. Dort gibt es ein wahnsinniges Vereinsleben, weil die Menschen nicht so stark nach Bonn orientiert sind. Da findet alles im Dorf selbst statt. Es gibt auch nicht so viele "Telekomer" und frühere Bundesbedienstete wie in Heisterbacherrott. Auch Thomasberg und Stieldorf sind Zuzugsgebiet von Bonn. In Ittenbach wohnt dagegen eher die "High Society".

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Pfarrgemeinderat?

Hoitz: Da sind wir noch auf der Suche, wie wir am besten zusammenarbeiten können. Wir müssen ein Pastoralkonzept entwickeln, wie wir effektiv arbeiten können. Das geht es um Fragen wie: Warum sind wir, wie wir sind? Oder: Wo wollen wir hin? Das soll ein Leitfaden unseres seelsorgerischen Handelns werden.

Ihr Vorgänger Udo Maria Schiffers wohnte in Ittenbach. Sie sind jetzt in Oberpleis zu Hause. Welche Rolle spielt der Wohnsitz des Pfarrers?

Hoitz: Ich hatte die Vorgabe, nach Oberpleis zu ziehen, weil es fast die geografische Mitte des Bereichs ist. Hier besteht dauerhaft die Möglichkeit, ein zentrales Pfarrbüro einzurichten, weil der Ort auch verkehrsmäßig am besten angebunden ist. Außerdem ist Oberpleis die größte Gemeinde mit 4335 Katholiken. Dahinter folgen Thomasberg/Heisterbacherrott (3158), Stieldorf (3018), Ittenbach (1749) und Eudenbach (1192).

Sie haben sich für eine Öffnung der Kirche zum Kirchplatz hin ausgesprochen. Hat es inzwischen schon ein Gespräch mit dem Kirchenvorstand gegeben, der dem bisher eher kritisch gegenüberstand?

Hoitz: Nein. Das wird in einer der nächsten Sitzungen geschehen.

Mit dem Wunsch der Öffnung sind Sie ja auf einer Wellenlänge mit dem Papst...

Hoitz: Ja. Die Kirche ist für die Menschen, und nicht die Menschen für die Kirche da. Die "Evangelii Gaudium" von Papst Franziskus sind da hilfreich. Er spricht von Leichtigkeit, dass man uns die Freude anmerken soll. Wir arbeiten in den Gemeinden aber oft nach dem Motto: Wie kriege ich die Menschen wieder in die Kirche. Man merkt uns dabei die Anstrengung an. Das ist für viele Menschen abschreckend. Ich möchte nicht, dass es anstrengend ist, katholisch zu sein.

Konkret empfinden aber viele Oberpleiser die neuen Poller am Kirchenvorplatz als Abschottung der Kirche...

Hoitz: Die Poller kommen bei den Menschen schlecht an, weil sie die vorhandene Mauer verstärken. Wenn die Mauer weg wäre, würden die Leute auch den Sinn der Poller spüren und das Gelände der Kirche als Erholungsraum wahrnehmen. Und Aufgabe der Kirche ist es, Erholungsräume für Leib und Seele zu schaffen.

Haben Sie weitere Herzenswünsche?

Hoitz: Mir ist wichtig festzuhalten, dass ich nicht bestrebt bin zu zentralisieren. Außer bei der Verwaltung, damit wir wieder mehr Zeit für die Menschen haben. Mir ist auch wichtig, dass die Menschen ihre Talente entdecken und ihr Eigenleben stärken. Aufgabe von Seelsorge ist es, das zu unterstützen.

Zur Person

Markus Hoitz wurde 1960 in Bonn geboren. Er wuchs in Oberdollendorf auf. Nach dem Theologie-Studium in Bonn und Freiburg wurde er 1987 im Kölner Dom zum Priester geweiht. Von 1995 bis 2000 war er Studentenpfarrer in Köln, danach bis 2008 Pfarrer in Chorweiler. Ab 1. September 2009 war er Pfarrvikar in Düsseldorf-Gerresheim. Seine Diplomarbeit schrieb er über die Aufhebung der Abtei Heisterbach. Seit 1987 ist er Mitglied im Kuratorium der Stiftung Abtei Heisterbach und seit 2007 deren Geschäftsführer.

Internet: www.markus-hoitz.de.

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